Im Bett mit
verplant, und ihr Umgang auf die ewig gleichen Personen des sogenannten Hochadels beschränkt. Sie hätte vermutlich als junge Ehefrau gerne mehr Zeit mit ihrem Gatten verbracht, doch der saß – pflichtbewusst, wie er war – meist schon um sechs Uhr früh an seinem Schreibtisch, auf dem sich die Akten stapelten, was Sisi einmal zu dem ganz und gar nicht majestätischen Seufzer veranlasst haben soll: »Ach, wenn er doch bloß ein Schneider wäre!«
Zwar hatte das ungleiche Paar natürlich zumindest in der ersten Zeit seiner Ehe ein gemeinsames Schlafzimmer, in dem nach gutbürgerlicher Art zwei Betten dicht nebeneinanderstanden, die übrigens mit dem aufwendigen Stil der Königsbetten vergangener Epochen wenig gemeinsam hatten. Die Zeiten, da man im Bett repräsentierte, waren längst vorüber, und zudem erwies sich Franz Josephs Geschmack als wenig anspruchsvoll. Sisis Vorgängerinnen hatten weitaus aufwendiger geschlafen, und ganz sicher hatte Maria Theresia mit ihrem geliebten »Franzl«, dem Deutschen Kaiser Franz Stephan von Lothringen, im Bett entschieden mehr Vergnügen gehabt als ihre noch recht kindhafte Nachfolgerin im 19. Jahrhundert. Die flüchtete in den endlosen Stunden, die sie, getrennt von ihrem Gatten, mit langweiligen Cercles einer mehr oder weniger geistlosen Hofgesellschaft verbringen musste, oft genug unter einem Vorwand in ihr Bett, um dort mit Tränenfluten ihr Heimweh nach dem unkomplizierten Leben in ihrer bayerischen Heimat hinunterzuspülen.
Die gemeinsamen Nächte der Flitterwochen, die das Paar auf dem idyllischen Schloss Laxenburg vor den Toren Wiens verbrachte, boten der jungen Frau keine Entschädigung für die Tage, die sich Sisi relativ hilflos einer ungeliebten Umgebung ausgeliefert sah, die – allen voran ihre Schwiegermutter – keinen anderen Zweck zu haben schien, als sie, koste es, was es wolle, zur idealen Kaiserin zu trimmen. Das aber bedeutete nichts anderes, als Sisis eigenwilligen und freiheitsdurstigen Charakter brechen zu wollen. Sisi scheint, im Vergleich zu Maria Theresia, die das Eheleben offenbar in vollen Zügen genossen hatte, ein eher kühles und zurückhaltendes Temperament gehabt zu haben und dürfte das intime Zusammensein mit ihrem Gatten als eine Art von »Bringschuld« empfunden haben. Sie äußerte sich in ihren Briefen und Tagebüchern kaum je über die intime Seite ihrer Ehe; doch für das typische Kind der Romantik, als das sie sich vor allem in ihren Gedichten erweist, bedeutete Liebe ohnehin etwas anderes als sexuelle Erfüllung. Ihr ging es dabei mehr um Sehnsucht und gelebte Träume, und da konnte ihr der zwar heftig in sie verliebte, aber doch recht nüchterne Gatte nicht folgen. Sie wird sich vermutlich gekränkt gefühlt haben, wenn er sie wegen ihrer »Wolkenkraxeleien« gutmütig verspottete.
Hinzu kam: Jeder der beiden hatte einen eigenen Haushalt und neben dem ehelichen Schlafzimmer auch ein eigenes Schlafgemach. Der Kaiser verbrachte schon bald die meisten seiner Nächte in seinem eigenen, militärisch schlichten Eisenbett, während Elisabeth sich von ihrer ersten Schwangerschaft an Nacht um Nacht in ihr eigenes Traumland zurückzog. Eines ihrer Betten, jenes in der Hermesvilla auf dem Gelände des Lainzer Tiergartens, versetzt wegen seiner prachtvollen Ausstattung die staunenden Besucher heute noch in Bewunderung.
Sisi brauchte lange, bis sie sich imstande fühlte, die permanente Bevormundung durch den Hofstaat, vor allem aber durch ihre Schwiegermutter, abzustreifen und zu einer selbstbewussten jungen Frau zu werden. Die Streitigkeiten um die Betreuung ihrer Kinder, die ihr von Sophie weitgehend entzogen wurden, führten zu einer ersten Entfremdung des Paares, als Elisabeth begriff, dass der Kaiser sich bei Streitfragen zwischen den beiden höchsten Damen fast immer auf die Seite seiner Mutter stellen würde. Die hatte es während seiner Jugend hervorragend verstanden, ihn auf strikten Gehorsam ihr gegenüber einzuschwören, zumal er im Grunde niemals einen wirklichen Vater gekannt hatte. Sophies schwächlicher Gatte, Erzherzog Franz Karl, hatte zugunsten seines Sohnes auf die Regentschaft verzichtet und hatte so verhindert, dass Sophie selbst zur Kaiserin aufstieg, ein Platz, den sie leidenschaftlich ersehnt hatte. Wenn sie diesen selbst schon nicht hatte erreichen können, so wollte sie wenigstens durch ihren Sohn herrschen. Ihre Erziehung lief darauf hinaus, ihn möglichst von allen anderen Einflüssen fernzuhalten. Solange
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