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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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der Beziehung zwischen Mann und Frau. Soweit es Franz Joseph betraf, litt er wohl zumeist an der Unterkühlung, mit der seine eifrigen Annäherungsversuche an ihr Bett beantwortet wurden. Es ist merkwürdig zu beobachten, mit welch demütiger Attitüde er sich seiner wegen ihrer Schönheit in der gesamten Männerwelt vergötterten Ehefrau näherte, wo er – der Sitte der Zeit entsprechend – doch ganz einfach auf der Einhaltung ihrer ehelichen Pflichten hätte bestehen können. Demutsgesten finden sich in vielen Floskeln seiner Briefe ausgedrückt, in denen es zuweilen resignierend heißt: »Dein einsames Männeke« oder »Dein dich zutiefst vermissendes Männchen«, wenn sie sich wieder einmal auf einer ihrer unzähligen Reisen befand, die mehr oder weniger nicht nur einer Flucht vor ihren höfischen Pflichten, sondern auch vor ihrer Ehe gleichkamen. Oft benützte sie die offensichtliche Dauerverliebtheit ihres Gatten dazu, ihre Wünsche durchzusetzen, um Ziele, die ihr wichtig waren, zu erreichen, wie etwa, als es um die Erziehung des Thronfolgers und seine Befreiung vom militärischen Drill ging, oder später, als es ihr gelang, ihre Ungarn-Politik umzusetzen. Franz Joseph wagte in solchen Situationen nicht zu opponieren, weil stets die Drohung einer bevorstehenden Abreise im Hintergrund stand. Allerdings nützte sie auch, wenn sie mit ihrem Gatten unter einem Dach lebte, jede Gelegenheit, sich ihrem Ehebett zu entziehen. Heftige Kopf- oder Magenschmerzen stellten sich wie eine Art von Zwang ein und verhinderten oft genug die vom Kaiser ersehnte Zweisamkeit im Ehebett.
    Andererseits – die »schönste Frau Europas« genoss es durchaus, von der Männerwelt angebetet zu werden, und die Gazetten der Zeit waren voll mit vorsichtigen Andeutungen über die – freilich ausschließlich platonischen – Amouren der Kaiserin. Natürlich hatte schon umständehalber keiner ihrer verliebten Bewunderer das Privileg einer realen Affäre mit der Kaiserin, zum einen, weil sie in ihrer Position ständig von einem argwöhnisch beobachtenden Gefolge umgeben war, zum anderen aber auch wegen ihrer im Verlauf der Jahre immer heftiger werdenden Sexualphobie. Elisabeth liebte es wohl, sich als Feenkönigin Titania verehren zu lassen, eine Liebesnacht im Bett mit einem der zahlreichen »männlichen Esel«, die ihr ihre Liebe zu Füßen legten, kam in ihren Vorstellungen nicht vor.
    Mit einer Ausnahme vielleicht: Der ungarische Graf Gyula Andrássy hatte alle Eigenschaften, eine sensible Frau wie Elisabeth zu bezaubern. Zweifellos verliebte sie sich in gewisser Weise in ihn und durch ihn – gleichsam auf einem emotionellen Umweg – auch in seine ungarische Heimat, für die sie eine schwärmerische Begeisterung empfand. Unter seinem Einfluss fühlte sie sich viel mehr als Königin der Ungarn denn als Kaiserin im verhassten Wien. Andrássy, der lange Zeit in London und Paris im Exil gelebt hatte, besaß eine flirrende erotische Ausstrahlung, die jeder Frau das Gefühl geben konnte, sinnlich begehrt zu werden. Elisabeth war da keine Ausnahme. Sie fühlte sich als Frau durchaus geschmeichelt, und da er niemals die Torheit beging, allzu brüsk »zur Sache« zu kommen, konnte sie seine Avancen gnädig hinnehmen, ohne sich um eventuelle Konsequenzen Sorgen machen zu müssen. Vielmehr übertrug sie die Verliebtheit, die sie für ihn empfinden mochte, auf sein Land, für das sie ihrem Gatten mehr Privilegien abtrotzte, als für ihn und die gesamte Monarchie gut war.
    Die Königskrönung in Budapest und die glanzvollen Feste auf Schloss Gödöllő, das dem Kaiserpaar auf Wunsch des zum Außenminister ernannten Grafen Andrássy von der ungarischen Regierung geschenkt worden war, gehörten zu den absoluten Höhepunkten in Elisabeths Leben. Wahrscheinlich war es die heißblütig erotische Atmosphäre, von der sie sich dort umgeben fühlte, die sie ihrem Gatten wieder näherbrachte, sodass sie sich schließlich zur Wiederaufnahme ihrer ehelichen Beziehungen bequemte. Dabei war es wohl ihr Wunsch, dem ungarischen Volk – und damit ihrem »heimlich Geliebten« – ein Königskind zu schenken, das auch in Ungarn geboren werden sollte. Vielleicht sah sie in Valerie ein geistiges Kind ihrer Liebe und zog die kleine Spätgeborene deshalb ihren anderen Kindern vor. Jedenfalls rankten sich um dieses Kind lange Zeit Gerüchte, dass nicht der Kaiser, sondern vielmehr Andrássy der Vater sein könnte. Möglich, dass Elisabeth davon geträumt hatte, dem

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