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Im Bett mit

Im Bett mit

Titel: Im Bett mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Fuerstauer
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feurigen Ungarn einen Platz in ihrem Bett anzubieten; in ihren romantischen Vorstellungen mag er durchaus die Stelle ihres nüchternen Gatten eingenommen haben, in der Realität wäre dies aber völlig undenkbar gewesen. »Titania« mag – allein in ihrem Bett – wohl von einer Nacht mit einem neuen Oberon geträumt haben, doch als es ganz real um ein Königskind für Ungarn ging, war ihr neuerlicher Weg ins Ehebett durchaus vorgezeichnet.
    Dass sie dieses Kind als ein Kind ihrer Liebe bezeichnete, dessen Erziehung sie sich nicht wie die ihrer anderen Kinder aus der Hand nehmen ließ, spricht dafür, wie sehr in ihrem Bewusstsein romantische Vorstellung und reale Existenz miteinander verschmolzen.
    Elisabeth fand sich in den schwierigen Jahren, die mit dem Verlust der italienischen Provinzen und mehreren verheerenden Kriegen einhergingen, nur selten an der Seite ihres Gatten. Kuren, Besuche bei der bayerischen Verwandtschaft und lange Reitaufenthalte, zuerst in Gödöllő, später in England und Irland, füllten ihre Zeit völlig aus. Auf Schloss Gödöllő hatte sie ihre Reitkunst zur wahren Zirkusreife perfektioniert und brillierte damit in einem Kreis von sportlichen, meist jüngeren Männern, die die schöne Titania umschwirrten wie Motten das Licht. Die meisten träumten wohl davon, sich einen geheimen Platz in ihrem Bett zu erobern, und auch sie selbst scheint für den einen oder anderen wärmere Gefühle empfunden zu haben. Grund genug für eine allzeit misstrauische Journalistenmeute, von »Verhältnissen« zu munkeln, die ausschließlich in ihrer Fantasie bestanden. Der Kaiser hatte zwar allen Grund, eifersüchtig zu sein, wegen der vielen Zeit, die sie fern von ihm in Gesellschaft ihrer zahlreichen Verehrer verbrachte, doch soweit es ihr Bett betraf, konnte kein Zweifel an ihrer ehelichen Treue bestehen. Dennoch: Die verschlüsselten Andeutungen, die über sie und ihre in England im Exil lebende Schwester Marie, die ehemalige Königin von Neapel, im Umlauf waren, brachten die Kaiserin, die als strahlender Mittelpunkt einer exzentrischen Reitergesellschaft gefeiert wurde, immer wieder in Schwierigkeiten. Vor allem dichtete man ihr eine Liaison mit ihrem Reitcoach Bay Middleton an. Der war zwar ein bevorzugtes Flirtobjekt der Kaiserin, doch keineswegs ein zeitweiliger Bettgefährte, obwohl sogar der Thronfolger Rudolf mit diesem Gerücht konfrontiert wurde und darob in tiefe Bestürzung geriet.
    Elisabeth, die allzeit flüchtige »Titania«, wie sie sich in ihren Gedichten gerne nannte, benützte die Schar ihrer Anbeter vor allem dazu, ihre körperliche Anziehungskraft zu erproben. War sie noch reizvoll genug, um die Männer nach ihrer Liebe schmachten zu lassen? Diese Frage beschäftigte sie so sehr, dass sie es sogar wagte, sich, als Gelber Domino maskiert, in das bunte Treiben einer Faschingsredoute zu mischen und dort einen Flirt mit einem jungen Mann zu beginnen, ohne indes ihr Inkognito aufzugeben. In ihrer Fantasie wurde dieses Abenteuer, das wohlweislich am Einstieg ihres Fiakers endete, zu einer melancholischen Fernbeziehung, wie mehrere erhalten gebliebene Briefe des »Gelben Domino« bezeugen.
    Elisabeth träumte wohl von vielen Bettgeschichten, die man ihr andichtete, in der Realität hingegen blieb sie in ihrem Bett allein. Sie wollte von allen geliebt werden – aber eben ohne die intimen Konsequenzen, die sie in ihren späteren Jahren als roh und abstoßend empfand. »Die sogenannte Liebe vergiftet alles«, soll sie ihre Tochter Valerie einmal gewarnt haben.
    Andererseits mag sie ihrem Mann gegenüber so etwas wie ein schlechtes Gewissen wegen ihrer ständigen Zurückweisungen empfunden haben. Das trieb sie dazu, ihm persönlich einen Ersatz zu verschaffen. Als sie sein Interesse an der Burgschauspielerin Katharina Schratt bemerkte, verwendete sie viel Energie darauf, eine sich anbahnende Beziehung durch zahlreiche Freundschaftsbeweise ihrerseits zu fördern und die Auserwählte in Franz Josephs Arme zu führen. Mag sein, dass das spätere Verhältnis dieser beiden einander so ähnlichen Charaktere für Elisabeth eine Art von Befreiung darstellte. Nun, da der Gatte mit einer treuen und verständnisvollen Freundin versorgt war, konnte sie sich beruhigt und ohne schlechtes Gewissen – wenn auch vielleicht mit einem Rest des Bedauerns – als »Titania« in ihr einsames Bett zurückziehen und von Verliebtheiten träumen, in denen es ganz und gar unirdisch und feenhaft zuging.
    Bis – ja bis

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