Im Club der geheimen Wünsche
Unterleib. Ohne darüber nachzudenken, sprach er die Frage aus, die ihm auf der Zunge lag:
„Wie ist es möglich, dass Ihr Ehemann Ihnen niemals in die Augen geschaut und erkannt hat, welch einen Schatz er besaß?"
Sie zuckte zurück, und ihr Gesicht wurde kreidebleich.
„Das war das Problem. Bevor er mich schlug, pflegte er mir zu erklären, er täte es, weil er mich so sehr schätze und mir auf den rechten Weg helfen wolle."
Als sie sich nun doch in seinem Griff wand, ließ er sie los. Mehrere Männer streckten ihr die Hände entgegen, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
Galante Gentlemen drängten sich um Jane, während Christian sich mühsam erhob. Der Schmerz schoss durch sein Bein, aber er konnte es belasten. Damen scharwenzelten um ihn herum, und es gelang ihm nicht, an ihnen vorbei zu Lady Sherringham zu kommen.
Eine ältere Dame fächelte der Fahrerin der Kutsche Luft zu und flehte immer wieder: „Bitte, werden Sie nicht ohnmächtig, Lady Amalia."
Lady Sherringhams Tante eilte herbei. „Gütiger Himmel!" Lady Gardiner dankte ihm und führte dann ihre Nichte fort. Er beobachtete, wie Lady Sherringham sich bewegte, und versuchte festzustellen, ob sie humpelte oder irgendwelche anderen Anzeichen einer Verletzung zeigte. Sie ging langsam, aber wenigstens schien ihr nichts Schlimmes geschehen zu sein.
Während er seine Hosen abklopfte, hörte Christian, wie Lady Gardiner ausrief: „Lord Wickham hat dich angeschaut, als hätte er nie zuvor eine Frau gesehen."
„Er hatte mir gerade das Leben gerettet."
„Nun, das gibt ihm nicht das Recht, dich mit Haut und Haar zu verschlingen."
Christian schlich den Weg hinter Mrs Broughams Club entlang. Als ein scharfer Schmerz seine Wade durchzuckte, zog er eine Grimasse. Sein Bein tat immer noch weh von dem Unfall im Hyde Park, aber es hatte sich herausgestellt, dass es sich nur um eine Prellung handelte. Der Morgen war grau, und hier bei den Stallungen warfen hohe Steinmauern dunkle Schatten. Der Geruch von Pferdedung, Urin und Rauch umwehte seine Nase und erinnerte ihn daran, dass Englands Städte ähnlich rochen wie die Indiens.
Younger trat aus der Dunkelheit und tippte sich an die Mütze. „Mylord."
Christian nickte dem ehemaligen Bow Street Runner und jetzigen Privatermittler zu, den er engagiert hatte, um seine Suche nach Del zu beschleunigen. Younger hatte die ganze Nacht den Hintereingang des Clubs beobachtet.
„Haben Sie irgendetwas Interessantes gesehen?"
„Ja. Ein Herr ging vor einer Stunde durch den Hintereingang ins Haus. Ein brutal aussehender Kerl, aber gut gekleidet. Er redete mit einer Frau mit hennaroten Haaren und den gesamten Kronjuwelen Englands um den Hals."
„Das wird Mrs Brougham, die Bordellwirtin, gewesen sein. Konnten Sie hören, worüber sie sprachen?"
Younger zog eine Grimasse. „Tut mir leid, Mylord. Ich musste mich erst durchs Tor schleichen, um etwas verstehen zu können. So hörte ich nur noch, wie sie sich verabschiedeten. Der Kerl war verärgert, dass sie so spät keinen Auftrag mehr für ihn hatte."
„Was meinte er?"
„Das kann ich nicht sagen, Mylord. Ich kenne ihn nicht aus meiner Zeit in der Bow Street. Vielleicht bringt er ihr Mädchen. Ein Handel mit Jungfrauen wäre in einem Haus wie diesem nicht ungewöhnlich."
Christian rieb sein Kinn. Mrs Brougham hatte betont, ihr Club sei kein schmutziges Bordell. Aber er hatte das Gefühl, dass sie skrupellos war. Und er wusste, adlige Gentlemen waren bereit, ein Vermögen für eine Jungfrau zu bezahlen.
Als Christian nach einer Weile immer noch schwieg, wurde der Younger nervös. „Mrs Brougham und ihr Besucher sprachen nicht über Lady Treyworth, Mylord. Ich hatte den jungen Grid-ges bei mir, also schickte ich ihn los, um
..." Er stockte, dann grinste er. „Da ist er wieder, Mylord."
Christian wandte sich um, als ein schmächtiger Junge den Weg entlanggerannt kam. Der Jüngling lehnte sich japsend gegen die Steinmauer. „Bin ihm bis zum Friedhof gefolgt, Mr Younger", keuchte er. „Der Name des Kerls ist Tanner, und er ist der Kopf einer Bande von Grabräubern."
Gestern hatte er ihr das Leben gerettet.
Würde er heute wenigstens herunterkommen, um mit ihr zu reden?
Jane lief in Wickhams Salon auf und ab. Der große, düstere Raum hatte sich kein bisschen verändert, seit der herzlose alte Earl hier das Sagen gehabt hatte. Jeder Strahl des frühnachmittäglichen Lichts, der es wagte, ins Zimmer zu fallen, wurde von den dunklen Paneelen, den schweren
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