Im Club der geheimen Wünsche
der Mädchen versteht, ist Lady Sherringham."
„Mary kann noch nicht weit gekommen sein, Mylord", erklärte Huntley ruhig. „Die meisten Frauen fliehen abends und sorgen auf diese Weise dafür, dass einige Stunden vergehen, bevor ihr Verschwinden entdeckt wird. Mary aber ging nach dem Tee."
„Sie glauben also, Mary möchte, dass ich sie aufhalte?"
„So ist es."
Nun verstand er. „Sie hat es getan, damit ich mich um sie kümmere." Mary war verletzt gewesen und hatte auf eine kindliche, dumme Art die Flucht als einen Weg gesehen, dafür zu sorgen, dass er sich mit ihr beschäftigte.
Er war nicht hier gewesen, um Del vor einer schrecklichen Ehe zu retten. Würde es seine Seele heilen, Mary zu helfen? Würde es ihm guttun, ein Mädchen zu retten, das er kaum kannte, nachdem er es bei Del nicht getan hatte?
Er konnte Mary nicht einfach das Geld geben, sie ihr Leben ruinieren lassen und seine Hände in Unschuld waschen. So hätte sein Vater sich verhalten - obwohl er natürlich dem Mädchen kein Geld gegeben hätte.
„Verfolgen Sie sie, Huntley", blaffte er.
Eine graue Braue zuckte nach oben. „Soll ich sie mit Gewalt zurückbringen, Mylord?"
Christian warf sich in den Sessel vor seinem Schreibtisch. „Ja. Bringen Sie sie zurück. Ich werde ihr ihren Willen nicht lassen, denn wenn sie heiratet, wird sie es später bereuen. Sie hat es nicht verdient, in einem weiteren Gefängnis zu landen, wenn auch freiwillig."
Zu seinem Erstaunen nickte Huntley. „Sehr wohl."
Offensichtlich hatte der alte Kauz ein Herz für anstrengende junge Damen. Christian zog die Pistole heraus, die noch im Taillenbund seiner Hose steckte, und legte sie auf den Schreibtisch.
„Und Ihr Treffen mit dem Leichenräuber Smith? War es erfolgreich?", erkundigte sich Huntley.
„Smith behauptet, dass eine Dame von Herkunft in einem anderen Haus, das ebenfalls Mrs Brougham gehört, gefangen gehalten wird."
Als er aufblickte, stellte er erstaunt fest, dass Huntleys normalerweise ausdrucksloses Gesicht erleichtert dreinblickte. „Sie glauben, es ist Lady Treyworth? Gott sei Dank!" Dann senkte sein Sekretär den Kopf und sah aus, als würde er sich schämen. „Es tut mir leid, Mylord, aber es ist mir nicht gelungen, noch andere Etablissements zu finden, die Mrs Brougham besitzt. Was ihr Eigentum betrifft, verwischt sie ihre Spuren außerordentlich gut."
Christian gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt. „Sie hatten sich während der vergangenen paar Tage um Dutzende von Aufgaben zu kümmern, die ich Ihnen übertragen habe. Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich habe jetzt einen Anhaltspunkt. Und eine Möglichkeit, den Grabräuber zu zwingen, mich direkt zu diesem Haus zu führen. Ich werde Younger und seine Männer brauchen. Sie sollen sich bereithalten."
„Sehr wohl, Mylord. Ich habe wie gewünscht Erkundigungen über den Marquis of Salaberry eingeholt. Wie Sie vermutet haben, ist er vollkommen verschuldet."
„Dann wird Salaberry heute Abend herausfinden, wie es sich anfühlt, wenn ihm die Hoden lang gezogen werden."
„Sehr gut, Mylord", stellte Huntley fest.
Der Brief kam um kurz vor neun mit einem privaten Boten.
In seinem Arbeitszimmer brach Christian das Siegel auf. Die Nachricht konnte nicht von Jane sein. Die Wache, die er vor ihrem Zuhause aufgestellt hatte, hätte ihm mitgeteilt, wenn etwas geschehen wäre. Dann erkannte er die Handschrift, las die Anrede, und beides löste ein Gefühl in ihm aus, als würde ihm jemand mit der Flaust in die Eingeweide schlagen.
Mein liebster Christian, vor zwei Tagen sah ich Dich im Club, brachte aber nicht den Mut auf, mich Dir zu nähern.
Dennoch habe ich seitdem weder gegessen noch geschlafen, weil ich ständig an Dich denken muss.
Heute habe ich erfahren, dass Du nach Deiner Schwester suchst. Sie hat mich im Club immer gemieden, denn sie gab mir die Schuld an dem Duell, wegen dem Du das Land verlassen musstest. Aber ich möchte Dir helfen, Christian. Treyworth brachte Deine Schwester mit in den Club, um allen zu zeigen, wie sehr er sie dominiert.
Ich glaube nicht, dass Lady Treyworth auch nur im Traum daran gedacht hat zu fliehen. Was Treyworth betrifft, wollte er seine unterwürfige Frau dem dankbaren Publikum vorführen. Er gab Vorstellungen im Kerker des Clubs.
Es war ihr untersagt zu sprechen, und sie tat es nicht. Aber ihre Augen sprachen Bände, ebenso wie ihre Haltung und die Art, wie sie ihr Stöhnen und ihre Schreie unterdrückte, ganz egal, was ihr angetan
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