Im Club der geheimen Wünsche
wurde.
Falls Du zurückgekehrt bist, um Deine Schwester zu finden, fürchte ich, dass ihre Seele für immer verloren ist.
Deine Dir ergebene
Georgiana, Lady Carlyle
Christian zerknüllte den Brief, warf ihn weg und schaute zu, wie das weiße Papier in hohem Bogen ins Feuer flog.
Es vermochte kaum zu überraschen, dass Georgiana, ehemalige Countess of Harrington und seine frühere Geliebte, mit ihrem großen Spaß an einfallsreichen erotischen Spielen Mitglied in Mrs Broughams Club war.
Sie war dort gewesen und hatte gesehen, was Del angetan worden war.
Dass ihre Seele für immer verloren ist.
Christian lehnte seine Stirn gegen den kalten, harten Marmor des Kaminsimses. Er musste daran glauben, dass er Del retten konnte. Lady Sherringham tat es, und er musste ebenso viel Vertrauen haben wie sie. Wahrscheinlich irrte Georgiana sich.
„Es gibt etwas, das ich wissen muss, Lady Sherringham."
Jane warf Wickham einen Seitenblick zu. Schatten tanzten über seine Maske. Er sah dunkel, geheimnisvoll und überhaupt nicht wie der charmante, aber gedankenlose Draufgänger aus, den sie vor acht Jahren gekannt hatte.
Jane schluckte heftig. Sie musste diesem einschüchternd wirkenden Mann als ihrem Beschützer vertrauen, wenn sie Gentlemen traf, die bei Weitem furchteinflößender waren.
„Worum geht es, Lord Wickham?" Sie bemühte sich, vollkommen ruhig zu wirken. Aber obwohl er sie nicht berührte, prickelten Schweißtröpfchen und Gänsehaut auf ihrem Körper.
Er schob die Fingerspitzen unter seine Krawatte. Sein Adamsapfel bewegte sich nervös auf und ab, und sie starrte ihn erstaunt an. Nie zuvor hatte sie gesehen, dass Wickham sich unbehaglich fühlte.
„Wie war Del während der vergangenen Jahre?", fragte er schließlich. „Bisher hatte ich zu viel Angst, danach zu fragen. Aber ich will die Wahrheit wissen, und ich weiß, Sie werden sie mir verraten."
Ich hatte zu viel Angst. Sie konnte nicht glauben, dass er das zu ihr gesagt hatte. Aber anders, als es bei ihrem verstorbenen Ehemann gewesen war, schien es ihm nichts auszumachen, ihr gegenüber Schwäche zu zeigen. Dieser Gedanke ließ es ihr warm ums Herz werden. Allerdings konnte sie sich einen Grund für seine Frage vorstellen, und dieser Grund gefiel ihr nicht sonderlich.
„Wenn Sie erwarten, dass ich Sie von Ihrer Schuld freispreche, kann ich damit nicht dienen."
„Sagen Sie es mir einfach, Jane Beaumont."
„Ich kann nicht behaupten, dass die Ehe mit Treyworth sie nicht verändert hätte, denn das tat sie. Del ist eine Frau mit einem weichen Herzen, und sie erhoffte sich das Beste von der Ehe. Wenn eine solche Frau Zorn und Gewalt erdulden muss, wird sie nie mehr dieselbe sein wie vorher."
Schweigend wartete er darauf, dass sie fortfuhr, und wandte dabei seinen intensiven Blick keine Sekunde von ihrem Gesicht ab. Das machte sie nervös. Er verlangte die Wahrheit, und sie war nun so angespannt, dass sie sie ihm an den Kopf werfen würde.
„Del hat gelernt, sich in sich selbst zurückzuziehen. Sie zuckte bei lauten Geräuschen zusammen und versuchte, sich unsichtbar zu machen."
Schmerz flammte in Wickhams mitternachtsblauen Augen auf.
Jane kämpfte mit den Tränen. „Aber sie verlor nie ihr gutes Herz und ihre freundliche Art. Nie schlug sie eines der Hausmädchen, selbst wenn sie noch so verletzt war durch Treyworths schändlichen Missbrauch. Nie ließ sie ihre Wut an jemandem aus, der schwächer war als sie."
Hastig redete sie weiter, weil sie Angst hatte, ihre zitternde Stimme würde versagen. „Einmal rettete Del einen winzigen Vogel, der aus dem Nest gefallen war. Sie nahm das Vögelchen mit ins Haus und versuchte es zu füttern.
Aber sobald sie herausgefunden hatte, dass das nicht möglich war, trug sie es wieder nach draußen und passte dort auf das kleine Wesen auf. Sie hoffte, die Vogelmutter würde kommen."
„Sie war nicht... verrückt?"
Jane zuckte zusammen. Das hatte sie nicht erwartet. Ihre Mutter Margaret war verrückt geworden - aus Liebe zu einem Taugenichts von Ehemann und wegen der ständigen Angst, sich eines Tages im Arbeitshaus wiederzufinden.
Margarets Leben hatte eingesperrt in einer privaten Anstalt geendet.
„Nein", erklärte Jane entschieden. „Del war auf gar keinen Fall verrückt."
„Ich habe erfahren, dass Mrs Brougham geschäftliche Besprechungen mit einem Grabräuber hatte."
Sie wusste, womit ein Grabräuber sein Geld verdiente. Er grub Leichen aus und verkaufte sie an Schulen, in denen Ärzte
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