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Im Dienste der Comtesse

Im Dienste der Comtesse

Titel: Im Dienste der Comtesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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– mein Name ist Bernard-René de Launay, ganz zu Ihren Diensten“, begrüßte sie der Gouverneur. „Und Sie, Monsieur, sind …?“ Er wandte sich höflich an Pierce.
    „Pierre Dumont“, erwiderte er, ehe Mélusine zu Wort kommen konnte. „Die Comtesse hat mir die Ehre erwiesen mit dem Wunsch, sie hierher zu begleiten.“
    „Was den Grund für Ihr Kommen betrifft, so bin ich ein wenig verwirrt, Madame. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
    „Wie Sie vielleicht erfahren haben, ist mein Mann letztes Jahr im November verstorben“, begann Mélusine.
    „Mein aufrichtiges Beileid, Madame.“
    „Vielen Dank. Ich glaube – das heißt, ich habe gehört, dass der Marquis de Saint-André … hier ist.“
    Der Gouverneur zögerte. „Das ist richtig“, meinte er nach einer Weile.
    „Er war der beste Freund meines Mannes.“ Mélusine hielt inne und schluckte sichtlich. „Mein Mann ist ganz plötzlich und unerwartet gestorben. Der Marquis war einer der letzten Menschen, die mit ihm gesprochen haben. Bertier zuliebe, aber auch, um mich selbst zu beruhigen, wäre ich äußerst dankbar, wenn ich mit dem Marquis sprechen dürfte.“
    De Launay dachte einen Moment lang nach. „Dazu werden Sie sich in seine Zelle begeben müssen. Ich kann nicht gestatten, ihn herbringen zu lassen.“
    „Das verstehe ich“, versicherte Mélusine. „Ich bin bereit, das zu tun.“
    „Nun gut.“ De Launay nickte ernst. „Dann werde ich Sie persönlich zu ihm bringen.“
    Der direkte Zugang zur Bastille lag genau gegenüber der Unterkunft des Gouverneurs. Zu dritt überquerten sie den Innenhof und warteten, bis eine weitere Zugbrücke herabgelassen wurde. Mélusine klammerte sich noch fester an Pierces Arm, als sie endlich das berüchtigte Gefängnis betraten. Er legte beruhigend eine Hand auf ihre und sah sich um. Dabei fiel ihm auf, dass eine Kanone genau durch das Tor zielte, das sie eben durchschritten hatten.
    „Sie scheinen sich auf eine Belagerung vorzubereiten, Monsieur“, wandte er sich an den Gouverneur.
    „Was das betrifft … die Stimmung im Volk ist ziemlich aufgeheizt“, sagte de Launay.
    „Wollen Sie es mit Gewalt zu Gehorsam zwingen?“
    „Um Gottes willen, nein!“, wehrte de Launay ab. „Die Vorkehrungen sind nur für den Fall getroffen worden, dass die Bastille gestürmt wird. Die Kanonen sind nicht geladen.“
    Sie hatten den Eingang zu einem der Türme erreicht, und Pierce verzichtete auf die naheliegende Antwort, dass die Kanonen jederzeit geladen werden konnten , wenn der Gouverneur den Befehl dazu gab.
    Eine steinerne Wendeltreppe führte vom Eingang aus nach oben. Sie folgten dem Schein der Laterne des Wärters, bis sie einen schmalen Gang erreichten, der von der Treppe wegführte. Am Ende dieses Ganges fiel das flackernde Licht der Laterne auf eine Tür.
    Draußen war es noch früh am Nachmittag, aber hier, innerhalb der dicken Mauern des Turms, war es kalt, still und dunkel. Mélusine stand so dicht neben Pierce, dass er spüren konnte, wie sie zitterte. Er legte den Arm um ihre Taille, in der Zuversicht, dass das im Dunkel niemand mitbekommen würde – oder Fragen stellen konnte, warum sie überhaupt Halt brauchte.
    Der Wärter schloss die Tür auf, hinter der sich eine achteckige Zelle verbarg. Im Vergleich zum dunklen Treppenschacht war es hier unerwartet hell, obwohl eigentlich nur wenig Licht durch die Luke in der dicken Mauer fiel.
    Über Mélusines Schulter hinweg sah Pierce, wie sich der Insasse der Zelle erhob und sich zu seinen Besuchern umdrehte. Nur jahrelang geübte Selbstbeherrschung hinderte Pierce an einem verblüfften Aufschrei. Obwohl der Mann damals glatt rasiert war, als Pierce ihn das letzte Mal gesehen hatte, erkannte er ihn auf der Stelle. Mochte man Mélusine den Gefangenen als Marquis de Saint-André vorgestellt haben, aber als Pierce ihm begegnete, hatte er sich Nicolas Gerard genannt – und schmuggelte zensierte philosophische Bücher nach Frankreich hinein und Brandy als Belohnung hinaus.
    Saint-André hatte Selbstbeherrschung offenbar durch eine ähnliche Schule gelernt wie Pierce. Zuerst fiel sein Blick auf Mélusine. Nur ganz flüchtig huschte ein ungläubiger Ausdruck über seine Züge, danach war seine Miene wieder höflich interessiert. Sein Gesichtsausdruck änderte sich auch nicht, als er Pierce bemerkte, obwohl dieser sofort registrierte, dass der andere ihn ebenfalls erkannt hatte.
    „Sie haben Besuch“, verkündete der Gouverneur.
    Ein paar Sekunden lang,

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