Im Dunkel der Nacht (German Edition)
gleichmäßigen Schlaf, der nicht von kleinen heißen Krankenschwestern oder alten Knochen, die Erkennungsmarken trugen, durchzogen war.
Der Fall nagte an ihm, und er wusste auch, warum. Er war nicht gerade ein perfekter Teenager gewesen. Der Tod seines Vaters ließ ihn verbittert zurück.
Das Problem war, dass es niemanden gab, an dem er diesen Zorn hätte auslassen können. Die Polizisten fanden den Trinker, der seinen Vater während einer Routinekontrolle überfahren hatte, und er wurde wegen Totschlags mit einem Fahrzeug verurteilt. Höchstmögliche Strafe, höchstmögliche Verachtung durch die Gemeinde, und er bekam Unterstützung von den Kollegen seines Vaters.
Aber ohne ein Ziel, auf das er seine Wut hätte konzentrieren können, geriet Zachs Welt aus den Fugen. Er schwänzte den Unterricht, experimentierte mit Alkohol und Gras. Es war wirklich das klassische Muster gewesen. Am Ende wäre er beinahe für den Einbruch in die Garage eines Nachbarn eingesperrt worden. Er hatte eine Stereoanlage klauen und verkaufen wollen, um sich Marihuana kaufen zu können. Seine Mutter war von ihrem eigenen Schmerz derart überwältigt, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie mit ihrem orientierungslosen Sohn hätte umgehen sollen. An diesem Punkt mischten sich einige Freunde seines Vaters ein. Sie trugen etwas Geld zusammen und schickten ihn auf die Mount-Hood-Akademie.
Er war sich sicher, dass ihm das das Leben gerettet hatte. Es war nicht einfach gewesen. Die ersten Monate waren die reine, unverfälschte Hölle. Sie brachen jeden Widerstand, den er aufbot, Schritt für Schritt, bis er das Gefühl hatte, sich selbst verloren zu haben. Jedes bisschen Wut und Trotz war ihm ausgesogen worden. Dann fingen sie an, ihn wieder aufzubauen.
War Max eines dieser Kinder gewesen, die glaubten, die Regeln würden für sie nicht gelten? Zach erinnerte sich an diesen Wesenszug. Die, die sich für etwas Besonderes hielten, die glaubten, sich nicht anstellen zu müssen, nicht arbeiten oder Privilegien erobern zu müssen. Er hatte noch immer täglich mit diesem Menschenschlag zu tun. Jeder durchschnittliche Verbrecher erzählte die gleiche Geschichte. Den Lebensunterhalt musste man nicht verdienen. Man konnte sich bei anderen bedienen. Man musste sich nicht an die Regeln der Gesellschaft halten. Sie waren etwas Besonderes, einzigartig wie Schneeflocken, und sollten auch so behandelt werden.
Genau.
Alle Schneeflocken hatten sich an die Regeln zu halten, oder Zach würde sie für die Gesellschaft zum Schmelzen bringen.
*
Tina streifte ihre Handschuhe ab und warf sie in den Mülleimer. »Wie oft müssen wir ihnen das noch sagen?«
»Nicht, Tina.« Veronica wusste aber, was sie meinte. Wenn Personen tot waren, warum brachte man sie dann in die Notaufnahme? Wiederbelebungsmaßnahmen halfen nicht mehr viel, wenn jemand bereits eiskalt war.
Tina sah auf die Uhr. »Wir haben fünfundvierzig Minuten damit zugebracht, eine Frau wiederzubeleben, obwohl wir alle wussten, dass es sinnlos ist. Ihre Pupillen waren doch schon bei der Einlieferung völlig geweitet. Kann man dann nicht einfach den Leichenbeschauer rufen oder so etwas?«
»Sie hatte noch Puls.«
Tina und Veronica drehten sich beide um. Einer der Rettungssanitäter erledigte Papierkram auf der Schwesternstation. Er drehte sich nicht um. Die Aussicht war nicht übel, obwohl er für Veronicas Geschmack etwas zu alt aussah. Sie hatte einen Vaterkomplex, den sie bestmöglich zu bekämpfen versuchte.
»Und sie atmete noch«, führte er aus, ohne aufzusehen. »Zumindest schwach.«
»Haben Sie jemals von agonaler Atmung gehört?«, schoss Tina zurück. Der Körper will atmen. Auch wenn das Gehirn faktisch tot ist – und der Notfall, an dem sie gerade fünfundvierzig Minuten gearbeitet hatten, war in Anbetracht der extrem geweiteten und reaktionslosen Pupillen definitiv hirntot gewesen –, will der Körper Luft schnappen.
»Haben Sie jemals von Sanitätern gehört, die versuchen, Patienten zu retten, wenn es auch nur das kleinste Lebenszeichen gibt?« Er teilte ordentlich aus und steckte ebenso viel ein, ließ sich dabei jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Er wandte sich von seinen Formularen ab. Die Vorderansicht war auch hübsch. In den Pfeffer seiner kurz geschnittenen Haare hatte sich das erste Salz gemischt. Nicht gerade Veronicas Geschmack, doch Tina war nahezu sprachlos.
»Sind Sie neu hier?«, fragte Veronica. Sie kannte die meisten Sanitäter zumindest vom Sehen.
Er streckte die
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