Im Dunkel der Nacht (German Edition)
gehen?«
»Natürlich.« McKnight trat einen Schritt zurück.
Sie drückte den Knopf, um ihr Auto zu entriegeln, und McKnight hielt ihr die Tür auf. Nachdem sie eingestiegen war, lehnte er sich ans Fenster. »Lassen Sie uns herausfinden, was Ihrem Bruder zugestoßen ist. Wenn es etwas gibt, mit dem Sie die Ermittlungen unterstützen können, melden wir uns. Halten Sie sich bis dahin bitte zurück.«
Sie hasste es, aus dem Rennen zu sein, auf der Ersatzbank zu sitzen und auf Antworten warten zu müssen. Dennoch konnte sie verstehen, warum er sie darum bat. Nichts brachte sie mehr aus dem Konzept als Familienangehörige, die in der Notaufnahme nur wohlwollend unterstützen wollten. Sie wusste nicht mehr, wie vielen Töchtern sie bereits den Mund verboten hatte um es ihren Müttern oder Vätern zu ermöglichen, eine Frage zu beantworten.
»Ich denke darüber nach«, sagte sie.
»Das wäre ein Anfang«, sagte er und bedachte sie ohne Vorwarnung mit einem breiten Grinsen. Dann trat er zurück und gab ihr als Startfreigabe einen Klaps aufs Autodach.
Zach beobachtete Veronica Osborne, wie sie in ihrem Honda die Straße hinunterfuhr. Frank trat neben ihn. »Ich war mir nicht sicher, ob ihr beiden ein Hotelzimmer oder einen Schlichter braucht.«
»Ich auch nicht.« Zach schüttelte den Kopf. Im Allgemeinen mochte er es ruhig und ohne Zickenterror. Und er war sich ziemlich sicher, dass Veronica Osborne einen ganzen Koffer voll Terror, Drama und Unruhe im Gepäck hatte. Warum also fühlte er jedes Mal diesen kleinen Stich, wenn er in ihre großen braunen Augen blickte? Es machte absolut keinen Sinn. »Hast du etwas herausfinden können?«
Frank kratzte sich am Bauch. »Dass die Kings nichts taugen, dass keiner von ihnen Max je wiedergesehen hat, nachdem er von den Schlägern mitgenommen wurde, und dass so ziemlich jeder deine Freundin hier für Max’ Verschwinden verantwortlich macht.«
Zach drehte sich um und sah Frank an. »Aus einem speziellen Grund?«
Frank nickte und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Einsatzfahrzeug. »Ja. Sie war das Zünglein an der Waage. Sie hat das Gras im Zimmer ihres Bruders gefunden und es ihrem Vater gezeigt. Deshalb warf er Max aus dem Haus.«
»Interessant«, sagte Zach, als er in das Auto stieg. Sie machte sich selbst vermutlich auch Vorwürfe. Ein großer Haufen Schuldgefühle in Kombination mit der Nachricht, dass der eigene Bruder seit zwanzig Jahren tot war? Das konnte so ziemlich jeden verrückt machen.
Frank warf den
Sacramento Chronicle
auf Zachs Schreibtisch. »Wir sind auf Seite drei der Lokalnachrichten verdrängt worden. Diese Krankenschwester, die letzte Nacht ermordet wurde, läuft uns den Rang ab.«
»Dann müssen wir ihn verteidigen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass jemandem etwas einfällt. Dass jemand etwas gehört oder gesehen hat, selbst wenn es ihm noch nicht bewusst ist. Die Leute haben es einfach noch nicht damit in Verbindung gebracht. Wir müssen sie daher ständig mit der Sache konfrontieren.« Er tippte mit seinem Stift auf die Tischplatte.
»Woran denkst du, Zach?«
»Ich denke, wir sollten die Nachricht stärker unters Volk bringen.«
»Und wie stellst du dir das vor?«, fragte ihn Frank.
»Wie wäre es mit einer Pressekonferenz?« Man musste der Presse eine Story liefern. Sie hatten nicht mehr die Zeit, Dinge zu recherchieren. Sie hatten ja kaum noch Zeit, ihre Artikel zu verfassen.
Frank schnaubte. »Du hasst es doch, mit der Presse zu sprechen.«
Das stimmte. Er war auch nicht sonderlich gut darin. Die Reporter drehten ihm meist das Wort im Mund herum und brachten ihn auf die Palme. »Ich werde nicht sprechen, sondern Max’ Schwester.«
Veronica kam gerade aus dem Supermarkt zurück, als Zach McKnight vor ihrer Tür stand. Traurigerweise musste man selbst in Zeiten, in denen das Leben Kopf stand, Diät-Cola und Katzenstreu besorgen. Auch die Wäsche musste gemacht werden. Eigentlich schockierte es sie fast ein wenig, dass sie sich nach wie vor um all die profanen Aufgaben des Alltags kümmern musste. Ihr Bruder war tot. Sollte die Welt nicht stehen bleiben? Wenigstens für einen Moment oder zwei. Sie hielt inne, balancierte eine der Taschen in Hüfthöhe. »Was brauchen Sie, Sergeant McKnight?«
»Wieso nennen Sie mich nicht einfach Zach?« Er warf ihr wieder dieses Grinsen zu, das sein Kinngrübchen hervortreten ließ.
Sie musste feststellen, dass sie ebenfalls lächelte. Verflucht. Sie hatte ihr Herz einige Jahre lang zu
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