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Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Im Dunkel der Nacht (German Edition)

Titel: Im Dunkel der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Carr
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leichtfertig verschenkt. Sie hatte auf die harte Tour gelernt, es nicht mehr zu tun. Der Himmel mochte sie vor einem Mann bewahren, der nicht nur gut aussah und charmant war, sondern obendrein auch bereits geäußert hatte, dass er etwas von ihr wollte.
    »Sie sind den ganzen Weg hierher gefahren, nur um mich zu bitten, Sie beim Vornamen anzusprechen? Ich bin sicher, das hätten wir auch am Telefon erledigen können.« Sie sperrte die Eingangstür auf und ging hinein.
    Er folgte ihr in die Küche. »Irgendwo ist Ihr Bruder nach der Sierra School hingegangen. Wir versuchen herauszufinden, wo dieses Irgendwo gewesen sein könnte. Das ist der erste Schritt, um aufzuklären, was ihm zugestoßen ist.«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Ich wüsste nicht, was ich sonst noch tun könnte, um Ihnen zu helfen.« Sie stellte die Milch in den Kühlschrank. »Eigentlich haben Sie mich ja auch aufgefordert, nicht mehr zu helfen. Erinnern Sie sich?«
    »Es ist nicht so, dass wir Ihre Hilfe nicht wollen. Wir wollen sie lediglich auf einer konstruktiven Ebene. Würden Sie daher an einer Pressekonferenz für uns teilnehmen?« Er fing an, die Tüten auszuleeren und ihre Einkäufe auf die Arbeitsplatte zu stellen, damit sie sie verstauen konnte.
    »Was sollte das bringen? Die Sache ging bereits durch die Zeitungen. Selbst im Fernsehen haben sie es erwähnt.«
    »Es würde Max’ Schicksal ein frisches, menschliches Gesicht verleihen. Ein Aufruf der Familie weckt oft das Interesse der Medien. Und das Interesse der Medien ist das Interesse der Bevölkerung. Vielleicht haben wir Glück, und jemand, der Max in jener Nacht gesehen hat, meldet sich, weil er sieht, wie viel es Ihnen bedeutet, die Wahrheit zu erfahren.«
    Veronica dachte einen Moment darüber nach. Die Vorstellung, vor einem Mikrofon zu stehen, während Dutzende Fernsehkameras auf sie gerichtet waren, weckte nicht gerade ihre Begeisterung. Sie mochte es noch nicht einmal, wenn sie für ihren Mitarbeiterausweis fotografiert wurde. Sie sprach nicht über Max, auch nicht mit ihren engsten Freunden.
    Und doch könnte es helfen herauszufinden, was ihm zugestoßen war. Es könnte Informationen liefern. Vielleicht würde es sogar ihren Vater entlasten. Wie wichtig war es letztlich schon, was sie wollte oder nicht wollte?
    »Muss ich dabei Fragen beantworten?« Sie hatte gesehen, wie Reporter Leute mit Fragen bombardierten, und damit konnte sie nicht umgehen. Nicht, dass sie unter Stress nicht arbeiten konnte. Sie blühte auf, wenn sie Stress ausgesetzt war. Bei einem Herzinfarkt in Kombination mit einer von nervigen Patienten überfüllten Notaufnahme wuchs sie regelrecht über sich hinaus. Doch nicht, wenn es um Schlagfertigkeit ging. Da nicht. Sie setzte sich an den Küchentisch.
    McKnight saß ihr gegenüber. »Vielleicht ein paar Fragen, aber wir würden dafür sorgen, dass es sich im Rahmen hält. Sie sind schließlich keine Politikerin, deren Sex-Skandal aufgeflogen ist. Sie sind eine trauernde Angehörige, die die Öffentlichkeit um Gehör bittet.« Seine karamellbraunen Augen ruhten fest auf ihr.
    Sie lehnte sich nach vorne und sah ihm direkt in die Augen, ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Sie konnte seine Wärme über den Tisch hinweg spüren. Seine Lippen waren so nahe. Wenn sie sich beide nur ein bisschen nach vorne beugen würden, wäre der Abstand zwischen ihnen verschwunden. Sie fragte sich, wie sich seine Lippen anfühlen, wie sie schmecken würden. »Sie müssen mich nicht wie eine verschreckte Stute behandeln«, sagte sie.
    Er wich zurück. »Mir war nicht bewusst, dass ich Sie überhaupt wie eine Stute behandelt habe.«
    Sie lehnte sich zurück, zufrieden damit, ihn aus dem Konzept gebracht zu haben. »Ich kenne all die Tricks. Ich wende sie jeden verfluchten Tag in der Notaufnahme an. Drogensüchtige zu beschwichtigen und Unfallopfer zu beruhigen ist mein Job. Ich weiß, wie man die Haltung von Menschen kopiert und die eigene Stimme ruhig und entspannt hält. Ich mag es nicht, wenn man die gleichen Tricks bei mir anwendet. Reden Sie einfach wie ein normaler Mensch mit mir. Nicht wie mit einer zu verwaltenden Ressource.«
    Oh! Sie hat ihn zum Blinzeln gebracht. 1:0 für sie.
    Er schüttelte den Kopf und lachte. »Sie haben recht, tut mir leid. Es ist einfach die Gewohnheit. Bei meiner Mutter mache ich es auch ständig, was sie fast zur Weißglut treibt.«
    Sie lächelte. »Schon gut. Ich kenne das. Ich analysiere in

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