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Im Dunkel der Schuld

Im Dunkel der Schuld

Titel: Im Dunkel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Hampp
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mit der Hand ab, während sie dem Mann entgegensah, der sich ihr zögernd näherte. Und als sie erkannte, wer es war, entfuhr ihr ungewollt ein leiser Schrei.

Vierundzwanzig
    Â»Jörg!«
    Ebba sprang hoch und stürzte sich, ohne nachzudenken, in seine ausgebreiteten Arme. Es tat gut, sich an seinen alten, kratzigen Wintermantel zu schmiegen und den für ihn typischen Duft nach Orangen und einem Hauch Pfefferminze einzuatmen. Für eine Millisekunde wagte sie sich einzubilden, alles wäre wie früher, aber das war es natürlich nicht.
    Â»Wie kommst du hierher?«
    Â»Petra Hilpert hat mir gesagt, was passiert ist, und ich war gerade in der Nähe. Ein Auftrag auf Sylt. Ein neues Wellnesshotel will eine große Anzeigenkampagne schalten und braucht Fotos zum Text.«
    Ebba schüttelte den Kopf. »Wie kommt Frau Hilpert dazu …?«
    Â»Mach ihr keine Vorwürfe. Ich treffe sie ab und zu auf ein Glas Wein. Ihr Freund ist ein alter Kumpel von mir. Ich habe vor Jahren mal einen Bildband über Motorradtouren gemacht, bei dem er mir geholfen hat. Sie wusste, dass ich auf Sylt bin, und hat mich angerufen, weil sie meinte, du könntest einen Freund gebrauchen. Aber eigentlich …« Er räusperte sich und sah ihr in die Augen.
    Gegen ihren Willen begann ihr Herz zu hämmern, wie früher, wenn sie meinte, in Azurblau zu ertrinken.
    Â»Wie geht es dir? Es war ein Unfall, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf und schluckte heftig. Ihr war zum Heulen zumute, aber solange sie nicht genau wusste, was geschehen war, würde sie niemandem zeigen, wie es in ihr aussah. Schon gar nicht Jörg.
    Er missverstand ihre Miene und hob die Hände mit einem schiefen Lächeln. »Sorry, Ebba, sieh mich nicht so böse an. Ich wollte dich nicht überfallen. Aber du hast dein Handy aus. Wenn du willst, fahre ich gleich wieder. Ich dachte nur, du könntest etwas gebrauchen. Sag, wie ich dir helfen kann.«
    Ebba blickte sich um. Im Nachbargarten hockte ein kleines schwarzes Knäuel.
    Â»Wir müssen uns um Rosies Katze kümmern. Ich weiß nicht, wie ich sie in meinem Leihwagen transportieren soll. Inken nimmt sie hoffentlich, und ich will sie ihr vorbeibringen, dann kann sie bestimmt nicht Nein sagen. Und dann … Ich muss am Nachmittag zum Bestatter. Ich will sie noch einmal sehen, verstehst du das? Würdest du mich wohl begleiten?«
    Jörg nickte. »Wenn du willst, gern. Ich habe mir den ganzen Tag freigenommen. Meine Güte, ich kann mir gut vorstellen, was in dir vorgeht. Erst dein Bruder, dann deine Mutter und jetzt sie. Fürchterlich. Ah, die Katze. Pass auf, gleich läuft sie davon. Ich habe eine Decke im Auto, damit müssten wir sie transportieren können.«
    Die Katze ließ sich leicht von Ebba aufnehmen, aber als Jörg sie tragen wollte, zeigte sie ihre Krallen und zerkratzte ihm die Hand. Er lachte leise. »Oh, Madame mag wohl keine Herren.« Am Parkplatz packte er sie energisch, wickelte sie in die Decke und deponierte sie behutsam in Ebbas Wagen, wo sich das Tier verängstigt, aber ruhig in den Sitz kauerte.
    Das Bestattungsunternehmen Hinrich lag in der Nähe des Doms. Das Wartezimmer erinnerte Ebba an die Praxis ihres Zahnarztes. Gedämpfte klassische Musik, dazu ein paar erbauliche Schriften auf dem Tisch. Die Fenster waren wie in einer Kirche bemalt. Der Chef war ein kleiner, drahtiger Mann mit ernster Miene, aber Ebba hatte trotzdem den Eindruck, dass ihm nach Feierabend der Schalk im Nacken sitzen konnte. Was zwar unpassend für seinen Beruf war, ihr aber tröstlich vorkam.
    Sie hatte sich mit Jörg gerade gesetzt, als Asmus eilig hereinkam. Mitten im Lauf blieb er stehen und musterte Jörg misstrauisch, dann stellte er sich knapp vor. »Und wer sind Sie?«
    Er warf Ebba einen fragenden Blick zu, und sie beeilte sich zu erklären, dass Jörg nicht der gesuchte Unbekannte sei, sondern ein alter Freund. Wie das klang! Alter Freund … Dabei klopfte ihr Herz wie am Anfang ihrer Beziehung.
    Vielleicht war es auch die Anspannung vor den kommenden Minuten. Würde sie Rosie überhaupt erkennen? Bestimmt war ihr Gesicht zerschmettert.
    Noch konnte sie zurück.
    Ebba schloss die Augen.
    Nein.
    Hinrich drückte ihr mit einem wissenden Gesichtsausdruck die Hand. »Sie müssen keine Angst haben. Ich habe da etwas Neues: Lichteffekte. Das wird von meinen Kunden gern angenommen. Ihre Schwester sieht

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