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Im Dunkel der Waelder

Im Dunkel der Waelder

Titel: Im Dunkel der Waelder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Aubert
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ein Verbrechen verwickelt werden will? Es macht mich wahnsinnig, keine Fragen stellen zu können. Ich warte ungeduldig auf morgen Abend, um zu erfahren, was die Richterin wollte.
    Dieser Tag scheint nie zu Ende gehen zu wollen! Ich langweile mich tödlich. Es regnet nicht einmal mehr. Jean Guillaume hat Yvette zwei Forellen mitgebracht, die er selbst gefangen hat, und jetzt spielen die beiden Karten. Ich höre sie lachen. Yvette hat mir gesagt, daß Jean ihrem Cousin Leon ähnlich sieht. Ich erinnere mich gut an Leon. Ein muskulöser Lastwagenfahrer, ein Typ wie zur Jahrhundertwende. Bis er bei einem Unfall ums Leben kam, tauchte sein Gesicht auf allen Familienfotos auf. Ich habe immer vermutet, daß Yvette ein Faible für ihren Cousin Leon hatte, der dauernd Unsinn im Kopf hatte. Ich weiß, daß Jean Guillaume klein ist, das hat Yvette mir erzählt. Ich stelle mir also Leons Kopf auf dem gedrungenen Körper eines Gewichthebers vor. Angespannt lausche ich auf das Telefon, denn ich hoffe, daß Hélène anruft.
    Yvette:
    »Wie spät ist es?«
    Jean Guillaume:
    »Vier Uhr …«
    »Wenn sie nicht rechtzeitig zurück sind, muß ich Virginie von der Schule abholen.«
    »Ich möchte nicht an ihrer Stelle sein. Das ist mein Stich. Ich frage mich, warum die Richterin sie alle vorgeladen hat … Hat Ihnen der Kommissar nichts gesagt?«
    »Der ist hier nicht aufgetaucht. Achtung, ich steche!«
    »Einer wird bald Ärger bekommen, und das ist Migoin. Er hat die richtige Größe, er ist kräftig und hat Riesenpranken. Und er war da, als Elise ins Wasser gestoßen wurde. Mit dem möchte ich im Augenblick nicht tauschen.«
    »Stéphane? Soll das ein Witz sein? Aber warum Stéphane? Außerdem kannte er die anderen Kinder gar nicht …«
    »Die Leute vom Bau kommen viel rum. Man hat mir erzählt, daß er zum Beispiel das Haus der Familie Golbert renoviert hat. Denn zur Zeit kocht die Gerüchteküche ganz schön, da darf man sich nichts vormachen. Da ist ja das As, Sie sind unglaublich!«
    »Sie haben aber im Radio gesagt, daß sie einen weißen oder cremefarbenen Kombi suchen, und Stéphane hat einen dunkelblauen BMW.«
    »Ja, ich weiß, aber man kann sich auch ein anderes Auto beschaffen.«
    Rückblende: »Oh, sieh nur, Stéphane, da in dem weißen CX!« – »Das ist kein CX, das ist ein BMW.« Stéphane … der mir am Telefon erzählt, daß er Feinde hat, und daß man sicherlich ›merkwürdige Dinge‹ über ihn erzählen wird. Stéphane, der mir von Anfang an nicht ganz ›geheuer‹ war. ›Vertrauen Sie auf Ihre Intuitionen‹, sagen die Psychiater. Ich vertraue, ich vertraue, ich mißtraue.

    Yvette holt Virginie ab. Jean setzt sich neben meinen Rollstuhl aufs Sofa. Er seufzt.
    »So ein verdammter Mist … Und Sie, meine arme Elise, alles in Ordnung?«
    Zeigefinger.
    »Übrigens habe ich gestern, als ich bei Romero vorbeikam, an Sie gedacht.«
    Romero ist das Sanitätshaus, in dem auch Geräte für Behinderte verkauft werden.
    »Ich habe einen elektrischen Rollstuhl gesehen, der reduziert ist. Jetzt, wo Sie Ihren Zeigefinger bewegen können, könnten Sie ihn vielleicht selbst bedienen, man müßte nur die entsprechenden Knöpfe einbauen. Soll ich mal mit Yvette darüber reden, damit sie Ihren Onkel anruft?«
    Ein elektrischer Rollstuhl? Aber ich würde ja überall anstoßen! Außer, ich würde lernen, mich im Haus damit zu bewegen … Mein Gott, das wäre, das wäre ja … eine Revolution!
    Zeigefinger.
    »Sie haben recht. Sie können nicht wie eine Stoffpuppe rumsitzen und darauf warten, gesund zu werden … Ich bin sicher, daß man so manches austüfteln könnte, um Ihnen das Leben zu erleichtern.«
    Wundervoller Guillaume mit dem Kopf von Léon! Und ich habe dich für einen Augenblick verdächtigt, der Mörder zu sein! Nur zu, mein Junge. Bastele, tüftele, hol mich aus diesem dunklen Tunnel, in dem ich festsitze!

    Virginie sieht fern. Ich höre Gekreische, Geschrei, der Schlachtlärm eines intergalaktischen Kampfes. »Sie dürfen uns nicht entkommen – Kapitän, wir können die Fusionsgeschwindigkeit der Neutroglyceronen nicht erhöhen, sonst gibt es eine Explosion! «
    Peng, Krach, Bumm! Jean hilft Yvette, die Fische auszunehmen. Wie spät mag es sein?
    Es läutet. Endlich!
    »Da kommen sie! Ah, guten Tag, Hélène, guten Tag, Paul! Kommen Sie herein, Virginie sieht sich gerade Intergalactis an. Wie war es? Möchten Sie etwas trinken?«
    »Ich nehme gerne ein Bier, wenn Sie eins haben. Ich komme um vor Durst«,

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