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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Aleuten zum Beispiel.
    Er war in einem Güterwaggon der Southern Pacific geboren und ausgesetzt und von einer Mulattin großgezogen worden, die an der Straße nach Breaux Bridge eine Zydeco-Bar mit angeschlossenem Bordell betrieb, das sogenannte House of Joy. Sein Gesicht sah aus wie eine auf dem Kopf stehende Träne – Augen, die wie Schlitze in Brotteig wirkten, weiße Brauen, strähnige Haare, die wie Suppennudeln herunterhingen, eine Stupsnase und dazu ein viel zu kleiner Mund, der ständig geiferte.
    Seine Abstammung war ein Rätsel. Die Haut war biskuitfarben und nahezu haarlos, dazu ein ausladender Bauch, wie eine mit Wasser gefüllte Melone, pummelige Arme und teigige Hände, so als sei er nie dem Babyspeck entwachsen. Doch sein Äußeres täuschte. Mit siebzehn Jahren hatte Sweet Pea ein Schwein, das die Gemüsebeete seiner Mutter verwüstet hatte, mit bloßen Händen eingefangen, das quiekende Tier zum nächsten Highway geschleppt und kopfüber gegen den Kühlergrill eines Sattelzuges geworfen.
    Neunzehnmal wegen Zuhälterei festgenommen. Zweimal verurteilt. Insgesamt achtzehn Monate im Bezirksgefängnis abgesessen. Jemand hatte auf Sweet Pea Obacht gegeben, und ich bezweifelte, daß es eine höhere Macht war.
    Dann entdeckte ich in meiner Post eine rosa Hausmitteilung, die ich zunächst übersehen hatte.
Rat mal, wer wieder in der Wachstube sitzt?
hatte Wally, unser Diensthabender, in seiner kindlichen Handschrift draufgekritzelt. Der Laufzettel war um 7 Uhr 55 ausgestellt.
    Herr im Himmel
.
    Bertha Fontenot war wirklich schwarz, so pechschwarz, daß die Narben an ihren Händen, die sie sich beim Austernaufbrechen in den Restaurants von New Iberia und Lafayette zugezogen hatte, wie rosa Würmer wirkten, die sich an ihrem Fleisch gütlich taten. Fettwülste wabbelten um ihre Arme, und ihr Hintern quoll links und rechts wie zwei Kissen über den Metallstuhl, auf dem sie saß. Das runde Hütchen und das lila Kostüm waren viel zu klein für sie, und ihr Rock war hoch über die weißen Strümpfe hinaufgerutscht, so daß man die knotigen Krampfadern an ihren Schenkeln sehen konnte.
    Sie hatte ein weißes Papiertuch über ihren Schoß gebreitet, von dem sie mit bloßen Fingern geröstete Schweinsschwartenstücke aß.
    »Ham Sie sich endlich ’n paar Minuten von Ihrm Stuhl losreißen können?« sagte sie mit vollem Mund.
    »Ich bitte um Entschuldigung. Ich habe nicht gewußt, daß Sie da sind.«
    »Können Sie mir mit Moleen Bertrand weiterhelfen?«
    »Das ist eine zivilrechtliche Sache, Bertie.«
    »Das ham Sie schon mal gesagt.«
    »Daran hat sich auch nichts geändert.«
    »Das hätt mir auch jeder weiße Schrottanwalt erzähln können.«
    »Vielen Dank.«
    Zwei Polizisten in Uniform, die am Wasserspender standen, grinsten mir zu.
    »Warum kommen Sie nicht mit in mein Büro und trinken einen Kaffee?« sagte ich.
    Sie keuchte, als ich ihr aufhalf, wischte dann die Krümel von ihrem Kleid, klemmte sich die große lackierte Strohtasche mit den Plastikblumen an der Seite unter den Arm und folgte mir in das Büro. Ich schloß die Tür hinter uns und wartete, bis sie sich gesetzt hatte.
    »Eins müssen Sie verstehen, Bertie. Ich bin für Straftaten zuständig. Wenn Sie Schwierigkeiten wegen eines Rechtsanspruchs auf Ihr Land haben, brauchen Sie einen Anwalt, der Sie in einem sogenannten zivilrechtlichen Verfahren vertritt.«
    »Moleen Bertrand is doch Anwalt. Glauben Sie, ein andrer Anwalt legt sich wegen ’n paar Schwarzen mit dem an?«
    »Ich habe einen Freund, dessen Sozietät sich mit Rechtsansprüchen befaßt. Ich werde ihn bitten, daß er für Sie in den Gerichtsakten nachforscht.«
    »Das nutzt doch nix. Das Stück Land, auf dem wir sechs schwarzen Familien leben, is in Arpents. Das taucht in den Vermessungsunterlagen beim Gericht nicht auf. Bei Gericht is heutzutage alles in Acres erfaßt.«
    »Das spielt doch keine Rolle. Wenn es Ihr Land ist, haben Sie einen Anspruch darauf.«
    »Was meinen Sie mit
wenn?
Moleen Bertrands Großvater hat uns das Land von fünfundneunzig Jahren geschenkt. Jeder hat das gewußt.«
    »Anscheinend nicht.«
    »Und was wolln Sie dagegen tun?«
    »Ich rede mit Moleen.«
    »Warum reden Sie nicht gleich mit Ihrm Papierkorb?«
    »Geben Sie mir Ihre Telefonnummer.«
    »Sie müssen im Laden anrufen. Sie wissen doch, warum Moleen Bertrand das Land will, oder nicht?«
    »Nein.«
    »Da is’n Haufen Gold vergraben.«
    »Das ist doch Unsinn, Bertie.«
    »Warum will er dann unsre kleinen

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