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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Bürobote angestellt.«
»Als Bürobote?«
»Solche wie er hatten es nicht leicht, Arbeit zu finden, in den ersten Jahren, nachdem sie wieder draußen waren. Er wurde über das Arbeitsamt eingestellt.«
»Aber meinst du, daß er … könnte er was mit dem Brand zu tun haben?«
»Es war jedenfalls auffällig, findest du nicht? Und der Brand wurde als ein Unglücksfall bezeichnet. Wenn es wirklich Harald Wulffs Werk war, und wenn Harald Wulff wirklich ›Giftratte‹ war, dann war dies, wenn man ein solches Wort verwenden kann, sein Meisterstück. Fünfzehn verkohlte Leichen.«
»Aber was hätte er davon gehabt?«
Hjalmar Nymark zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war es Rachsucht der Gesellschaft gegenüber, anderen Menschen gegenüber, denen, die auf der richtigen Seite gewesen waren. Oder ganz einfach Gewinnsucht.«
»Meinst du, jemand hätte ihn bezahlt?«
»Zum Beispiel.« Er starrte mich verkniffen an. »Harald Wulff war einer der Helden von damals. Einer von denen, die wieder ins Flammenmeer hineingingen, um Leute zu retten. Er kam mit ein paar kleineren Brandwunden davon, wurde aber in dem Bericht mit Lob erwähnt. Das erinnerte wenig an den aalglatten Fisch, den Fanebust und ich 1945 verhört hatten.«
»Also das meintest du gestern, als du sagtest, du hättest eine Ahnung, oder war es Vermutung?«
»Die Vermutung war die: daß Harald Wulff wirklich ›Giftratte‹ war, was wir nie bekräftigen konnten. Wenn das stimmte, dann bestand die Möglichkeit, daß er etwas mit dem Brand zu tun haben konnte. Aber das waren höchst unsichere und höchst unbeweisbare Vermutungen, und keine Staatsanwaltschaft der Welt, beziehungsweise Norwegens hätte auf dieser Grundlage eine Anklage erhoben.
Wir verhörten Wulff wieder, aber das Klima 1953 war anders, als 1945. Wir mußten vorsichtiger auftreten, und Wulff selbst war aggressiver. Berief sich darauf, daß er verfolgt werde, daß er einen Fehler gemacht und seine Strafe abgesessen hätte, aber nun müsse man ihn im Namen der Gerechtigkeit davor verschonen, auch den Rest seines Lebens verfolgt zu werden.«
»Hagbart Helle – wo stand er während des Krieges?«
Hjalmar Nymark sah mich listig an. »Nachher war er unantastbar, wie so viele andere aus seiner Gesellschaftsschicht. Die Behörden traten der Wirtschaft gegenüber sehr vorsichtig auf. Trotz allem sollte ja auch während des Krieges eine gewisse Anzahl von Arbeitsplätzen aufrechterhalten werden. Die Leute wollten leben. Und in den ersten, harten Nachkriegsjahren war es wichtig, eine solide, stabile Wirtschaft aufzubauen. Man ließ bei so einigen Formen der Zusammenarbeit gerne mal fünfe gerade sein. Laß es mich mal so sagen: Hagbart Helle verlor jedenfalls nichts durch den Krieg, und sein Unternehmen stand 1945 wesentlich stärker da als 1939.«
»Es gab also keine nachweisbaren Verbindungen zwischen ihm und Harald Wulff?«
Er schüttelte den Kopf. »Keine nachweisbaren « , sagte er. »Und wenn da überhaupt welche gewesen wären, dann hätten wir zugeschlagen. Das kommunale Untersuchungskomitee wurde von Konrad Fanebust geleitet, der in dem Jahr auch stellvertretender Bürgermeister war. Niemand war so stark daran interessiert, ›Giftratte‹ in seine Klauen zu kriegen, wie er und ich, und ich erinnere mich, wir saßen bis spät in die Nacht und sahen alles durch, was wir an Material hatten, sowohl von den Verhören 1945 – 46 als auch von den Untersuchungen um den Brand. Es gab da nur einfach nichts … Und das …«
»Ja?«
»Das machte uns, mehr als alles andere, unserer Sache nur noch sicherer.«
Ich nickte und verstand, was er meinte. »Denn, was die Unternehmungen von ›Giftratte‹ kennzeichnete …«
»Genau. Das, was die Unternehmungen von ›Giftratte‹ kennzeichnete, war, daß es keine Spuren gab. Er hatte wieder zugeschlagen, acht Jahre, nachdem der Krieg vorbei war. Und das machte mich jedenfalls einer Sache sehr sicher …«
»Und das war …?«
»Nämlich, daß Harald Wulff wirklich ›Giftratte‹ war. Verstehst du jetzt, warum die Sache mit dem Brand bei Pfau mich nie losgelassen hat?«
Ich nickte. »Was passierte später mit ihm?«
»Er bekam einen neuen Job in einer Druckerei. Später andere Jobs. 1959 zog er mit einer Frau zusammen, die er kennengelernt hatte, als er bei Pfau arbeitete. Sie haben nie geheiratet, wohnten aber zusammen, bis er dann starb. Ich habe dir gestern ein Bild von ihr gezeigt, auf einem der Zeitungsausschnitte. Die jüngste Bürodame. Elise Blom war die

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