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Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Im Dunkeln sind alle Wölfe grau

Titel: Im Dunkeln sind alle Wölfe grau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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gemeinsam. Sie geben niemals Fehler zu.«
»Ich versuchte, ihn anzurufen, aber ich kam nie weiter als zu seiner Sekretärin.«
»Alvhilde Pedersen?«
»Ja, schon möglich. Ich habe keine Ahnung, wie sie hieß. Als ich am Rande der Verzweiflung angelangt war, überlegte ich, dorthin zu fahren und mich vor ihre Tür zu setzen, bis sie gezwungen gewesen wären, mit mir zu sprechen. Aber es wäre wohl nichts weiter passiert, als daß sie die Polizei gerufen hätten
– und mit denen hatte ich ja schon gesprochen. Außerdem erledigten sie die ganze Fabrikgeschichte im Laufe kurzer Zeit und Hellebust verließ das Land.«
»Die Polizei – mit wem hast du da gesprochen?«
»Naja, da waren verschiedene. Ich kann mich noch gut an den erinnern, den du am Telefon erwähnt hast. Nymark, nicht wahr? Er war einer von der soliden, zuverlässigen Sorte, zu denen man automatisch Vertrauen hatte. Ich glaube, er war auf meiner Seite, um es mal so zu sagen. Ansonsten hatte ich das beklemmende Gefühl, daß es mehr zählte, was Hellebust zu sagen hatte. Wenn Aussage gegen Aussage stand, dann mußte es ja Hellebust sein, der Recht hatte. Aber du hast gesagt, Nymark wäre tot, und daß da was Neues aufgetaucht ist?«
»Naja, was heißt neu. Ich kann dir erzählen, daß Hjalmar Nymark sich sehr mit diesem Fall beschäftigt hat, bis zu seinem Tod. Er ließ ihn nie los. Sein Tod kam sehr plötzlich, und irgendwie – irgendwie versuche ich, da weiterzumachen, wo er aufgehört hat. Was ich eigentlich tue, ist wohl, ein paar der Umstände um Hjalmar Nymarks Tod zu untersuchen – weil die Polizei es nicht tun will. Und diese Umstände, die umfassen unter anderem den Brand bei Pfau 1953 – und einen mysteriösen Todesfall, der sich 1971 ereignete. Aber die eigentliche Lösung des Ganzen liegt, glaube ich auf der Brandstelle von Pfau begraben.«
»Ein Todesfall, was …?«
»Sagt dir der Name Harald Wulff etwas?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Er arbeitete bei Pfau. Als Bürobote.«
»Wir hatten nie irgendwelchen Kontakt zu denen, die im Büro arbeiteten. Ich habe mal einige von Holgers Arbeitskollegen getroffen, das war alles.«
»Tja. Das ist eine lange, verworrene Geschichte, und ich verspreche dir, daß ich hier rauskommen und dir alles erzählen werde, wenn ich ihr jemals auf den Grund kommen sollte. Und wenn du nicht meinst, daß es schon genug Aufstand gegeben hat, dann gehen wir zur Presse und ich werde dir helfen, deinen Mann endgültig zu rehabilitieren, ob es nun achtundzwanzig Jahre zu spät ist, oder nicht!«
Sie lächelte schwach – und traurig – als könne sie nicht recht an das glauben, was ich sagte.
»Aber, um es kurz zu sagen. Harald Wulff ist als Kollaborateur verurteilt worden, und er wurde stark verdächtigt, hinter einer Reihe zweifelhafter Todesfälle aus den Kriegsjahren zu stehen. Nymark – und ich würde annehmen, auch Konrad Fanebust – hatten den nicht gerade geringen Verdacht, daß der Brand bei Pfau gelegt worden sein könnte …«
»Ich erinnere mich noch gut an Konrad Fanebust. Er war immer so freundlich und er half mir auch später, gegenüber der Versicherungsgesellschaft. Vielleicht kann er etwas erzählen …«
»Er ist bald der einzige noch lebende – abgesehen von Hagbart Hellebust selbst – sodaß ich wirklich hoffe. Ich werde mit ihm reden.«
»Aber wie ging es weiter mit diesem Wulff?«
»Er wurde getötet, 1971. Jedenfalls ist das die offizielle Erklärung.«
»Die offizielle?«
»Ich meine, daß er es vielleicht doch nicht war, der getötet wurde. Vielleicht hat er überlebt, um es mal so auszudrücken. Und ist gar nicht tot. Sondern irgendwo da draußen.«
Unwillkürlich sah ich zum Fenster. Gegen meinen Willen spürte ich, daß meine eigenen Worte in mir ein Gefühl von Angst auslösten, mich in der Magengegend umklammerten und meine Mundhöhle austrockneten. Der Gedanke gefiel mir nicht, und die Stadt war plötzlich in dem grauen Wetter noch dunkler – dunkel und gefährlich. Wenn Harald Wulff wirklich irgendwo da draußen im Halbdunkel war, mit Gott weiß wie vielen Leben auf dem Gewissen, dann würden ein oder zwei Leben mehr oder weniger ihn nicht allzuviel kosten. Vielleicht hatte ich schon zuviel gesagt.
Wieder war da das ungläubige, unsichere Lächeln. »Aber …«
»Du glaubst doch nicht an Gespenster, oder?«
»Neeeiin.«
»Nein, aber ein Mensch mit einem Merkmal, das jedenfalls eine deutliche Gemeinsamkeit mit Harald Wulff darstellt, wurde in der Nähe gesehen, als Hjalmar Nymark

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