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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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Jahren jeder Mann getan hat, der sich einen Platz in der Welt schaffen wollte.« Nur hat er es besser und skrupelloser gemacht, dachte Luke.
    Claire hob ihre Röcke, um die Treppe zur Veranda hinaufzusteigen. Luke war der Sohn seines Vaters, und was auch immer sie zu entdecken erwartete, von ihm würde sie nichts erfahren. Und es war ja auch nicht nur ein einziger Moment, der zu der Erkenntnis führte, dass Hamish Gordon nicht der war, der er zu sein schien. Es war mehr ein stetiges Erwachen, seit sie zum ersten Mal als Mann und Frau in die Gesellschaft getreten waren. Die gesellschaftlichen Pflichten oblagen Claire, und sie musste sich den Mitgliedern der Gesellschaft bekannt machen, mit denen ihr Mann ihrer Meinung nach verkehren sollte. Es war ein mühsamer, einsamer Prozess, begleitet von kleinen Niederlagen, geflüsterten Anspielungen und seltsam fehlenden Einladungen. Hinzu kamen zahlreiche totgeborene Kinder, die sie in solche Melancholie versetzten, dass sie sich buchstäblich mutterseelenallein auf der Welt fühlte. Doch ein paar Jahre später zahlte sich ihre Hartnäckigkeit aus, und in einer Saison wurde ihr Stadthaus am Centennial Park in Sydney von Einladungen geradezu überflutet. Plötzlich waren sie en vogue.
    Auf einem Ball flüsterte eine stadtbekannte Matrone ihr süßlich hinter ihrem Fächer zu: » Ihr Gatte ist überaus charmant, Mrs Gordon. Ich muss Ihnen ein Kompliment machen, dass Sie den Casanova von New South Wales gezähmt haben.«
    Diesen Satz vergaß Claire nie. Und deshalb nahm sie Hamish das Versprechen ab, dass sie, ganz gleich, wie er sein Vermögen gemacht hatte, von nun an den Kopf in der Öffentlichkeit hoch tragen wollte. Und das tat sie auch, als sie im folgenden Jahr auf Empfehlung der Rangältesten der Gesellschaft, Mrs Oscar Crawford, in den Regierungspalast eingeladen wurden. Claire fand, dass der Aufstieg der Gordons in die Gesellschaft viel zu lange gedauert hatte, aber da Mrs Crawford sie jetzt unter ihre Fittiche genommen hatte, würde ihnen wenigstens niemand den Platz streitig machen. Aber es kam zu spät, als dass sie es wirklich hätte genießen können. Hamish war ihr entglitten. Ihre Ehe war nur noch nach außen hin ein Erfolg, in Wahrheit kam sie sich vor wie eine Katze, deren Beute bereits tot ist.
    Â» Für die Familie ist es gut gelaufen, Luke. Ich möchte nicht, dass alles, wofür ich gearbeitet habe, gefährdet wird.«
    Luke band die Pferde fest und setzte sich neben Claire in einen der Korbsessel. » Glaubst du, Hamish hat außer dem Erwerb von Crawford Corner noch andere Pläne?«
    Â» Crawford Corner?«
    Luke hielt inne, als Claire den Namen wiederholte. » Wusstest du das nicht?«
    Â» Nein«, erwiderte sie und strich über ihren Rock. Sie knöpfte das Reitjackett auf und wäre sicher in die Kühle ihres Zimmer geflüchtet, wäre ihr nicht klar gewesen, wie schrecklich alleine sie sich fühlte. Sie hatte ihr Bestes gegeben, um ihm eine gute Ehefrau zu sein. Und sie hatte ihm auch nur selten Anlass zur Unzufriedenheit gegeben, abgesehen vielleicht von den vielen Totgeburten. Sie hatte darauf vertraut, dass er sie liebte.
    Luke schenkte ihr ein Glas Wasser aus dem Krug auf dem Tisch ein und legte das Deckchen wieder darüber, damit die Fliegen nicht darangingen. » Er war immer schon launisch. Das weißt du doch. Das wahre Wunder ist, dass ihr so lange glücklich wart und er sich in den letzten zehn Jahren so gut benommen hat.«
    Â» Was das Geschäftliche angeht?«
    Â» Sieh mal, die Post ist gekommen«, lenkte Luke sie ab. Da er wusste, wie sehr sie sich über die Zeitung oder über ein Modejournal freute, reichte er ihr den Stapel, der auf dem Tisch lag. Als sie sie durchsah, überlegte er, ob er ihr von seinen Plänen erzählen sollte, ein neues Leben in Ridge Gully anzufangen. » Luke, hier ist ein Brief für dich.«
    Die Handschrift kannte er nicht, aber er kam aus Ridge Gully, und er entzifferte den Namen Shaw-Michaels. Vor Aufregung schnürte es ihm die Luft ab. Das waren sicher Nachrichten von seinem neuen Leben. Er blickte zu Claire.
    Â» Man erwartet, dass Deakin wieder zum Premierminister gewählt wird«, las Claire laut die Schlagzeilen vor. » Oh, und Nellie Melba plant eine Konzertreise dieses Jahr.«
    Luke öffnete seinen Umschlag. Darin waren zwei Briefe.
    Möge Gott Dich segnen, Luke.
    Wir

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