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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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herausgekommen war. Seine Hände waren aufgeschürft und blutig, wahrscheinlich hatte er sich damit die Böschung hochgezogen. Sein ganzer Körper tat ihm weh, Schultern, Rücken, Kopf und ein Bein. Keuchend lehnte er sich gegen einen Baumstamm und musterte sein Bein. Der Speerschaft war eine Handbreit über dem Fleisch abgebrochen. Frustriert schlug er den Kopf gegen den Stamm und verfluchte Crawford für seinen kunstvoll arrangierten Hinterhalt. Wahrscheinlich waren seine Männer gefangen worden, vielleicht sogar im Kampf getötet worden. Hoffentlich war niemand erkannt worden, damit man ihm nichts anlasten konnte.
    Trotzdem musste er vom schlimmsten Fall ausgehen. Hamish zog sein Taschenmesser aus seinem Gürtel, steckte einen Stock zwischen die Zähne und machte zwei gerade Schnitte um die Wunde. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten, als er den Speerschaft packte und ihn herauszog. Blut schoss aus der Wunde. Er spuckte den Stock aus, riss einen Stoffstreifen von seinem Hemd ab und wickelte ihn als Verband um den Oberschenkel. Das Bein schmerzte höllisch. Er hatte nur wenig Zeit, um seinen fehlgeschlagenen Plan zu retten, und es gab nur einen Weg…
    Das Knacken von Zweigen ließ ihn innehalten. Leise duckte er sich tiefer in die Schatten. Aber dann stellte er fest, dass es ein reiterloses Pferd war. Mühsam humpelte er zu der braunen Stute, redete ihr sanft zu und hievte sich in den Sattel. Der Sattelgurt war mit Blut bespritzt, und in der Satteltasche befanden sich ein verdammtes Waddy und eine Wasserflasche. Hamish trank durstig und lenkte das Pferd am Ufer entlang. Man sah deutlich, wo die Rinder den Fluss überquert hatten. Hoffentlich war die Herde jetzt schon weit genug weg.
    Etwa zwei Kilometer flussabwärts wurde der Fluss schmaler. Dort waren Reiter auf die andere Seite gewechselt. Hamish sah nur die Spuren von zwei Pferden und hoffte, dass es McKenzie und Jasperson waren. Seinen Freund Boxer hatte er ja selbst stürzen sehen, deshalb ergab die Zahl Sinn. » Boxer ist tot.« Er hatte einen sauren Geschmack im Mund. » Tot wegen eines verdammten Engländers.« Er spuckte in den Dreck und wischte die Fliegen weg, die sich in Scharen auf seine blutende Wunde setzten. Er dachte an seinen alten Freund. Boxer war von Anfang an mit Hamish zusammen gewesen. Gemeinsam waren sie durch das Land geritten, das sie beide so liebten. Boxer sagte Hamish, wann der Regen kam, lehrte ihn, den Vögeln zu folgen, wenn er Wasser suchte, und zeigte ihm, wo die besten Wasserstellen waren. Und er war ein Hüter der alten Traditionen und Gebräuche seines Volkes. Dass er tot war, war ein großer Verlust.
    Â» Die Regenbogenschlange kam von der Mutter Erde«, sagte Hamish laut, » und wo sie entlangkroch, bildeten sich Wasserwege. Wo sie sich ausruhte, entstand ein Teich.« Der Wind rauschte in den Bäumen um ihn herum. » Ich hoffe, du bist an einem Ort, wo das Wasser still und schattig ist, mein alter Freund.« Für Hamish war Boxer der Letzte seiner Art: ein Aborigine, den eine Liebe mit seinem Land verband, die mit dem Tod nicht enden würde.
    Hamish lenkte sein Pferd zum Fluss. Das Tier machte vorsichtige Schritte und rutschte halb die steile Böschung hinunter. Hamish lehnte sich weit im Sattel zurück und passte sich den Bewegungen des Tieres an. In der Mitte des Flusses floss das Wasser über eine Sandbank. Hamish schlang sich einen Strick um die Taille und band ihn am Sattel fest. Dann trieb er das Pferd ins Wasser. » Na, komm, Mädchen«, lockte er und rieb den Hals des Tieres.
    Das Wasser wurde rasch tiefer und reichte ihm bis zu den Oberschenkeln, aber dann waren sie auch schon auf der Sandbank. Das Pferd wieherte leise und schnaubte, aber als es merkte, dass es keine andere Chance hatte als weiterzugehen, trat es gehorsam wieder ins Wasser. Hier auf der Seite war der Fluss wesentlich tiefer, und das Pferd streckte sich, um ans Ufer zu schwimmen. Die Strömung erfasste sie und trieb sie ab, aber hundert Meter flussabwärts stoppte sie ein Baumstamm der quer im Wasser lag. Hamish verzog das Gesicht, als sein heiles Bein dagegen gedrückt wurde. Wenigstens war das Wasser hier so flach, dass das Pferd wieder festen Boden unter den Füßen hatte und den Weg ans Ufer fand.
    Trotz seiner Erschöpfung und der Schmerzen in seinem verwundeten Bein lächelte Hamish grimmig. Wenn Crawford die Ereignisse der letzten Nacht beweisen

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