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Im fernen Tal der Hoffnung

Im fernen Tal der Hoffnung

Titel: Im fernen Tal der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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die Bäume. Die Blätter rauschten leise. Er spürte offenen Raum und genoss diesen kleinen Sieg über den Schmerz. Halb erwartete er, beim nächsten Griff die Finger um frisch umgepflügte Erde schließen zu können, aber wieder griff er nur in losen Staub. Als er aufblickte, sah er direkt in die Augen eines Fuchses. Er saß da, als wartete er, und bewegte sich nicht, als Anthony sich weiter schleppte. Ob er wohl seinen Bau hier hatte?, dachte Anthony. Vielleicht warteten ja hungrige Welpen darauf, gefüttert zu werden. Schon begann er, das Schlimmste zu befürchten, als sich auf einmal die Umrisse eines Gebäudes aus der Dunkelheit vor ihm erhoben. Atemlos hielt er inne. Der größte Teil des Hauses war verfallen. Einzig die breite Veranda war noch intakt, obwohl die Bretter aufgebogen waren und Schösslinge durch das Holz wuchsen. Anthony stöhnte verzweifelt auf. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Er war verloren.
    Unwillkürlich kicherte er leise über seinen blöden Unfall. Er drückte die Wange in den Staub. Sein Atem ging flach. Der Fuchs saß auf der Veranda des verfallenen Hauses, den Kopf schräg gelegt. Links von dem Tier standen hohe Bäume. Der Boden wurde immer kälter, und die Kälte überdeckte den Schmerz in Anthonys Bein. Stumm betete er um Hilfe und wünschte sich, er würde gefunden. Sein Atem wirbelte Staub auf, der ihm in die Nase drang. Anthony versuchte, sich umzudrehen, aber die Erde hielt ihn fest, und er brach zusammen. Irgendetwas war ernsthaft nicht in Ordnung, und obwohl er das Ausmaß seiner Verletzungen nur vermuten konnte, lief vor seinen Augen ein flackernder Schwarz-Weiß-Film ab. Als die nächste Schmerzwelle ihn überschwemmte, krallte er die Finger in die Erde. » Sarah«, flüsterte er mit schwacher Stimme. » Komm nach Hause.«

Hochsommer 1909
    Wangallon Station, östliche Grenze
    Lauren erwachte spät. Ein dünner Speichelfaden lief über ihre Wange in den Staub. Ein Vorhang aus Kiefernnadeln versperrte ihr die Sicht, und sie setzte sich auf. Ihre Kleider waren feucht vom Regen der letzten Nacht, und der Rücken tat ihr weh. Die alte Schindmähre, die immer noch vor den Wagen gespannt war, beschwerte sich schnaubend und scharrte mit den Hufen.
    Â» Sei still! Du hast Glück, dass du überhaupt noch etwas tun darfst.« Lauren rieb sich den Schlaf aus den Augenwinkeln und zog den Wagen aus dem Schatten der Kiefern hervor. In alle Richtungen erstreckte sich weites Land, nur gelegentlich mit ein paar Bäumen bestanden. Lauren rümpfte die Nase über die Stille, raffte ihre Röcke, hockte sich hin und erleichterte sich.
    Es war schon eine ganze Weile hell. In einer Richtung sah sie am blauen Himmel zwei dünne Rauchsäulen, und am Horizont ballten sich graublaue Wolken. Sie nahm an, dass das der Weg nach Wangallon war. Da sie bis weit nach Mitternacht gefahren war, schätzte sie, dass sie in zwei Stunden an der Farm ankommen würde. Sie ging im Kreis um den Wagen herum, um nach ihren Spuren Ausschau zu halten, aber weder ein Weg noch irgendwelche Fahrspuren waren zu erkennen. » Oh, verdammt«, fluchte sie und spuckte auf den Boden. Sie trat an den Wagen und trank einen Schluck Wasser. Sie weigerte sich, sich einzugestehen, dass sie sich verirrt hatte. Das konnte einfach nicht sein. Sie stieg wieder auf den Wagen, schnalzte mit den Zügeln und fuhr von den Rauchsäulen weg auf die Wolken zu. Sie war sich sicher, dass in dieser Richtung Wangallon lag.
    Zwei Stunden später hielt sie erneut an. Rechts von ihr standen Bäume, und die Wolken am Horizont waren verschwunden. Sie trank einen Schluck Wasser. Hoffentlich war ein Bach oder ein Fluss in der Nähe, denn nicht nur sie hatte Durst. Ihr Pferd schien immer langsamer zu werden, und die Holzbank, auf der sie saß, wurde bei der holperigen Fahrt immer unbequemer. Gegen Mittag musste Lauren sich eingestehen, dass sie sich doch verirrt hatte. Sie hielt unter einer hoch aufragenden Schwarzeiche an. Wenn sie jetzt keine Rast machte, würde ihr Pferd tot umfallen. Sogar im Schutz der Baumkrone war es heiß, und die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach drangen, prickelten auf ihrer Haut. Am besten wartete sie bis zum späten Nachmittag und fuhr dann erst weiter.
    Â» Himmel noch mal, als wenn hier draußen jemand leben würde!« Sie hatte sich solche prachtvollen Bilder ausgemalt: Ein riesiges

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