Im fernen Tal der Hoffnung
ziemlich viel auf sich und seine Fähigkeiten ein.«
» Lass ihm Zeit.« Claire setzte sich wieder ans Klavier, wie ein Kind, das dabei ertappt worden war, wie es die Hand nach verbotenen SüÃigkeiten ausgestreckt hatte. » Er ist noch neu auf Wangallon.«
» Ach, anscheinend hat er sich deine Bewunderung verdient.« Hamish schniefte. Er zog sich das Jackett aus und warf es über die Couch. » Ich finde es nicht schicklich, wenn du mit Wetherly alleine bist, meine Liebe. Er hat so einen gewissen Ruf.«
Eines der Mädchen trat ein, knickste und trat mit einer Kehrschaufel und einem Staubtuch an den Kamin. Es war recht geschickt und hatte bis jetzt noch keines der Figürchen auf dem Sims zerbrochen, aber Claire gefiel nicht, wie genau es alles musterte. Hamish spazierte im Zimmer herum. » Hast du Klavier gespielt?«
» Ein wenig⦠Limonade, Margaret.«
» Für zwei«, fügte Hamish streng hinzu. Das Mädchen deutete einen Knicks an und lieà sie allein. Hamish betrachtete den Damastvorhang und zupfte an einer Franse. » Neu?«
Claire steckte eine Haarnadel fest. » Vor zwanzig Jahren.« In der Vergangenheit hatte ihr Mann viel Wert auf die Einrichtung gelegt; viele Dinge waren jedoch mit der Zeit recht abgenutzt. Dieses Phänomen erstreckte sich allerdings nicht über die Mauern von Wangallon hinaus. Vom Land war ihr Mann regelrecht besessen, weil es für ihn die Quelle seines Wohlstands war. » Wir haben den Stoff bei einem Besuch in Sydney bestellt, wenn du dich erinnerst.«
» Ja, natürlich.«
Claire zweifelte nicht daran, dass er sich keineswegs erinnerte. Ihr Mann kannte jede Biegung im Bach und im Fluss, jeden Zaun, jede Hütte und jede Baumgruppe auf jeder Weide. Er kannte Wangallon so gut, dass Claire überzeugt war, er könne jedes Detail des Besitzes memorieren, als ob er an einem schönen Sommertag darüber ritte. Sein Haus hingegen musste zwar hinlänglich beeindruckend sein, damit es zum Land passte, aber seine wahre Liebe gehörte Wangallon.
» Hast du Luke gesehen?«
» Nein.« Claire ergriff ihren Fächer, der auf dem Klavier lag. Sie war froh, dass er nicht vorbeigekommen war, denn nach ihrem letzten Gespräch war sie so verwirrt gewesen, dass sie nicht mehr wusste, ob sie sich überhaupt noch mit ihm unterhalten konnte.
Hamish betrachtete das in Silber eingefasste StrauÃenei auf dem Kaminsims und die roten Lüstervasen zu beiden Seiten. » Eines der Mädchen kehrt die Veranda zu einer unpassenden Zeit. Es reicht, wenn sie im Morgengrauen und in der Dämmerung gereinigt wird.«
Claire fächelte sich Luft zu. » Ich werde es Mrs Stackland sagen.«
» Gut.« Er trat an den Lehnsessel, ergriff ihre Handarbeit und reichte sie ihr.
» Hast du Post von Mrs Crawford bekommen?«
Claire begann zu nähen. » Sie schreibt nur, dass ihr ältester Sohn eingetroffen ist, um seinen Vater zu besuchen. Sollen wir die beiden einladen?« Im Geiste überflog sie rasch die Tischordnung. Für den jüngeren Crawford konnte sie Henrietta Webb einladen, den Vater natürlich und Wetherly⦠Wer war denn sonst noch da, um eine angemessene Zahl von Gästen zu erreichen?
» Wir sehen mal. Ich möchte dich heute Abend gerne aufsuchen.«
Claire stach sich mit der Nadel in den Finger. Es war schon ein paar Wochen her, seit er zuletzt in ihr Schlafzimmer gekommen war. Allerdings war Claire sich sicher, dass es ihm an Gefährtinnen nicht mangelte. Sie saugte an dem Blutstropfen, der auf ihrer Fingerbeere austrat, und stimmte mit einem Murmeln zu.
Steif nahm er ihre Antwort entgegen.
Margaret brachte einen Krug Limonade und zwei Gläser, aber Hamish hatte das Zimmer bereits wieder verlassen.
Claire nahm das Glas entgegen, trank einen Schluck und zuckte zusammen, weil die Limonade so sauer war.
» Mrs Stackland lässt Ihnen ausrichten, Missus, dass die letzten eingelegten Zitronen recht sauer sind.«
» Mrs Stackland ist in der Tat eine Quelle der Weisheit«, antwortete Claire brüsk. » Ich hätte gerne heute Abend kalten Aufschnitt und Gemüse.« Sie brauchte eine gute Grundlage, dachte sie und lächelte.
Hastig verlieà das Mädchen das Zimmer. Claire hörte einen Schrei, und dann splitterte Glas, gefolgt von Mrs Stacklands Vorwürfen. Verärgert schloss Claire die Augen. Dann trat sie an die Tür, die durch den
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