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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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hinweg an. »Verehrtester Mann.« Sowohl die Worte als auch den Tonfall hatte sie bei Lady Osbaldestone aufgeschnappt; die Lady war dafür berüchtigt, das andere Geschlecht nach Belieben zu dirigieren, und Penelope hatte nichts Besseres passieren können, als bei einer solchen Meisterin in die Lehre zu gehen.
    »Ich hoffe sehr«, erläuterte sie mit leiser, aber schneidender Stimme, »dass Sie nicht die Absicht hatten zu unterstellen, es sei ««anständig, dass ich mich bei Mr. Adairs gegenwärtigen Verletzungen um ihn kümmere. Ganz besonders deshalb, weil es geschehen ist, als er meinem Ansinnen folgte ... in der Tat, als er mich verteidigt hat.«
    Mostyn runzelte irritiert die Stirn.
    Aber bevor er die Gelegenheit hatte, sich einen Reim auf die Geschichte zu machen, fuhr sie im selben frostigen, unglaublich überheblichen Tonfall fort: »Ich habe zwei ältere Brüder, die ich bei Verletzungen oft genug gepflegt habe.« Das war eine glatte Lüge; beide Brüder waren erheblich älter als sie. »Seit mehr als achtundzwanzig Jahren gehe ich in den Salons ein und aus. Nie ist mir zu Ohren gekommen, dass es in irgendeiner Hinsicht die Regeln des Anstands überschreitet, einen verletzten Gentleman im Zustand der Hilflosigkeit zu pflegen.«
    Da sie schon einmal gelogen hatte, machte es ihr nichts aus, die Sünde noch zu verschlimmern. Woher sollte Mostyn auch wissen, wie alt sie war?
    Penelope wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Patienten zu, der die ganze Zeit über stumm geblieben war, und mühte sich angestrengt, sich an nützliche Ausdrücke zu erinnern, die Mrs. Keggs in ähnlichen Situationen, die nur allzu oft eintraten, im Findelhaus immer benutzt hatte. »Sehr wahrscheinlich leidet er an einer Gehirnerschütterung.«
    In Mostyns Blick flammten Alarmsignale auf. »Glühwein! Mein Mentor hat immer darauf geschworen.« Er eilte zur Tür.
    »Nein.« Penelope hob den Kopf. »Ganz sicher darf er jetzt keinerlei heiße Getränke zu sich nehmen. Und noch sicherer keinen Alkohol. In keinem Fall Wein oder Brandy! Was beweist, wie gut Sie sich auskennen.« Mit unverhohlenem Abscheu scheuchte sie ihn fort. »Ich werde mich ans Bett setzen, die Verletzung mit einer kalten Kompresse kühlen und genau auf ihn achten. Sobald er aufwacht, werde ich nach Ihnen läuten.«
    »Aber ...« Mit aufgerissenen Augen ließ Mostyn den Blick zwischen ihr und seinem benommenen Herrn hin und her schweifen.
    Penelope seufzte, tunkte das Tuch in die Schüssel und näherte sich Mostyn mit entschlossenem Schritt. Der Butler wich zurück. »Ich habe keine Zeit für lange Debatten. Ich muss mich um Ihren Herrn kümmern und ihn pflegen.«
    Immer weiter näherte sie sich dem Butler, so lange, bis der Mann mit dem Rücken gegen die Tür stieß. Dann blieb sie stehen und starrte ihn an, während sie die Hände auf die Hüften stützte. »Dieser Lärm verschafft ihm ganz sicher höllische Kopfschmerzen«, fügte sie mit leiser, ätzender Stimme hinzu. »Und jetzt verschwinden Sie endlich!«
    Theatralisch deutete sie auf die Tür.
    Mostyn stierte sie verwirrt an, warf einen letzten Blick auf die Gestalt auf dem Bett, bevor er sich umdrehte und verschwand.
    Lautlos schloss er die Tür hinter sich.
    Penelope war nicht geneigt, ein Risiko einzugehen, und presste das Ohr auf das Türblatt. Erst als sie die Schritte des Dieners auf der Treppe hörte, schob sie den Riegel vor.
    Mit einem abgründigen Seufzer schloss sie sekundenlang die Augen und lehnte den Kopf gegen das Holz.
    Ein raschelndes Geräusch drang ihr ans Ohr.
    Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass Barnaby sich in den Kissen aufgesetzt hatte. Der Blick aus seinen blauen Augen wirkte weder unklar noch verschwommen.
    »Was hat das eigentlich alles zu bedeuten?«
    Seine Aussprache war präzise und keineswegs verwaschen. Die Erleichterung durchströmte sie, und zwar auf geradezu beunruhigende Weise intensiv. Unwillkürlich lächelte sie und eilte erfreut zum Bett. »Gut! Sie sind nicht ernsthaft verletzt.«
    Er schnaubte. »Nach diesem winzigen Schlag auf den Schädel?«
    Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Ich hätte wissen müssen, dass Ihr Schädel viel zu dick ist für eine Beule.«
    »Kann sein. Aber was ...« Barnaby blieb keine Gelegenheit, seine Frage zu beenden, als sie sie auch schon beantwortete.
    Penelope sprang nach vorn zum Bett, und noch während er sprach, hüpfte sie auf die Decke, warf sich ihm in die Arme und küsste ihn.
    Was alles sehr schön war. Aber ihm war qualvoll

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