Im Feuer der Nacht
ihre Beziehung mit einer Ehe zu vereinbaren wäre.
Ob eine Ehe mit Barnaby Adair gut gehen konnte.
Ob das Schicksal sie für die Ehe mit ihm bestimmt hatte.
An der hinteren Tür warf er einen Blick zurück auf sie. »Warte, bis ich nachgesehen habe.« Er öffnete die Tür, trat hinaus und schob die Tür halb zu, um sie vor der feuchtkalten Windböe zu schützen, die ins Haus wehen wollte. Und natürlich vor neugierigen Blicken.
Grüblerisch blickte sie auf die halb geöffnete Tür und dachte über die tiefe Ruhe in ihrem Innern nach. Die Frustration wegen der Ermittlungen - das betraf ihre Ungeduld und die schier unüberwindlichen Hürden, die sie befürchten ließen, Jemmie und Dick trotz aller Anstrengungen vielleicht doch nicht retten zu können -hätte sie unter anderen Umständen nervös auf und ab marschieren lassen.
Obwohl es nichts half. Dennoch wäre sie auf und ab marschiert, abwechselnd in aller Stille und bebend vor Zorn. Was nichts als eine enorme Kraftvergeudung gewesen wäre, die ihr höchstwahrscheinlich Kopfschmerzen verursacht hätte.
Stattdessen war sie zu Barnaby gekommen, und jetzt fühlte sie sich viel ruhiger und irgendwie gestärkt. Eher in der Lage, den Anforderungen zu begegnen, die die Ermittlungen an sie stellen würde, mehr darauf vertrauend, dass sie alle - Stokes, Griselda, Barnaby und sie - am Ende triumphieren würden.
Es gab keine Garantie, dass dieses Vertrauen sich auszahlte. Aber es machte ihr doch Mut, gab ihr Hoffnung und bestärkte sie in dem Entschluss weiterzumachen.
Barnaby kam zurück, stieß die Tür auf und bot ihr seine Hand.
Lächelnd legte sie ihre Finger in seine, verspürte immer noch das erregende Prickeln auf der Haut, wenn er die Hand schloss, und ließ sich von ihm über die Schwelle ziehen.
Die Kutsche wartete. Penelope drehte sich um, um sich von Barnaby zu verabschieden. Sein Blick wirkte leicht verwirrt, als er nach der Kapuze ihres Umhangs griff und sie über die nur locker mit wenigen Nadeln befestigte Frisur schlug; die andere Hälfte der Nadeln lag verstreut auf dem Fußboden seines Schlafzimmers.
Lächelnd hob sie die Hand und legte sie kurz auf seine Wange. »Danke.« Für einen Nachmittag, der ihr mehr bedeutet hatte, als sie es jemals bei einem solchen Intermezzo für möglich gehalten hatte. Und dafür, dass er ihre manchmal komplizierten Wünsche erfüllte, ohne dass sie viele Worte verlieren musste.
Er nahm ihre Hand und küsste die Fingerspitzen. »Sobald Stokes und ich irgendetwas Wichtiges erfahren, werde ich zu dir kommen und berichten.«
Sie nickte. Gerade wollte sie sich umdrehen, als eine Bewegung im Flur - hinter Barnaby - ihre Aufmerksamkeit fesselte.
Es war Mostyn. Er musste frühzeitig von seinem freien Nachmittag zurückgekehrt sein. Wie jeder erfahrene Butler selbst ein Gentleman, machte er sich rar, wenn sie sich bei Barnaby aufhielt; er hatte nicht gewusst, dass sie sich an der Hintertür verabschiedeten, als er aus der Küche aufgetaucht war. Er erblickte sie, erstarrte, zögerte kurz - und verbeugte sich, zu ihrer großen Überraschung, denn ihr war vollkommen klar, dass er ihre Anwesenheit keinesfalls billigen konnte. Aber aus dieser Verbeugung sprach eine überaus korrekte Anerkennung, in der keinerlei Respektlosigkeit zu finden war.
Barnaby hatte nicht bemerkt, dass sie abgelenkt gewesen war, ergriff ihren Arm und drängte sie zur Kutsche, bevor sie reagieren konnte. Sie drehte sich um und folgte ihm.
Er öffnete die Kutschentür und half ihr ins Innere. »Lass es mich sofort wissen, wenn dir irgendetwas Sachdienliches einfällt oder zu Ohren kommt.«
»Das werde ich.« Penelope schaute zurück, während er die Tür schloss, aber ihr Blick reichte nicht mehr bis in den Korridor. »Auf Wiedersehen.«
Barnaby trat zurück, winkte ihr zu und gab dem Kutscher das Zeichen zur Abfahrt. Das Geschirr der Pferde klirrte, als die Kutsche davonrollte.
Am folgenden Nachmittag saß Penelope auf der Chaise im Empfangszimmer der alten Lady Harris, nippte am Tee und gab vor, dem Geplapper um sie herum zu lauschen. Das gesellige Treffen der einflussreichsten Ladys der besseren Kreise - die sich immer noch in der Stadt aufhielten, weil die Ehemänner hochrangige Posten in der Regierung bekleideten und daher noch nicht die Erlaubnis hatten, sich aufs Land zurückzuziehen - wurde auf geradezu spektakuläre Weise durch den Auftritt eines Polizisten gestört.
Nur wenige Ladys waren jemals zuvor einem Polizisten begegnet. Folglich
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