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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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bevor er nickte. »Ja, was ist los?«
    Der Junge, natürlich Jemmie, biss sich auf die Lippe, atmete tief durch und murmelte: »Sie sagten, dass die Behörden uns hierhergeschickt haben, um das Einbrecherhandwerk zu lernen. Aber Einbruch ist doch gegen das Gesetz. Warum sollten die Behörden uns dann herschicken, um es zu lernen?«
    Grimsby musste unwillkürlich grinsen. Der Bursche hatte ein schlaues Köpfchen, und das hatte er schon immer am meisten geschätzt. »Das ist eine kluge Frage. Und die Antwort ist ganz einfach, mein Junge. Wenn es keine Kerle gibt, die als Einbrecher ausgebildet werden, oder nicht so viele, wen sollten die Bullen dann jagen? Es ist ein Spiel, verstehst du?«
    Er behielt die übrigen Jungen genau im Blick, war sich vollkommen darüber im Klaren, dass dieselbe Frage unter jedem verschmutzten Haarschopf aufgekeimt war. »Jungs, es ist ein Spiel.
    Nichts als ein Spiel. Die Bullen jagen uns, aber sie brauchen uns auch. Ist doch vernünftig. Wenn es uns nicht gäbe, hätten sie keine Arbeit.«
    Die Jungen schluckten die verdrehte Wahrheit. Grimsby bemerkte, dass in den sieben Augenpaaren ein helleres Fünkchen Licht aufflackerte. Es war nur natürlich; jetzt wiegten sie sich erleichtert in der Sicherheit, dass ihr neues Leben in ehrbaren Bahnen verlaufen würde. Ja, es gab ein Ehrgefühl unter den Dieben. Jedenfalls solange sie jung waren.
    Aber wie er es ihnen verkündet hatte, das Leben war ein Spiel. Schon bald würden sie die volle Wahrheit dieser Worte erfahren.
    »Nun gut.« Wieder schenkte er den Jungen ein leutseliges Lächeln. »Wenn das alles ist, überlasse ich euch jetzt Wally. Er wird gleich mit dem Unterricht beginnen.«
    Grimsby ging zur Treppe, als Wally vortrat. »Arbeitet hart!«, mahnte er die Klasse, »und macht mich stolz darauf, euch hier zu haben.«
    »Ja, Mr. Grimsby!«
    Diesmal klang der Chor begeistert. Grimsby kicherte vergnügt in sich hinein und eilte die Treppe hinunter.
    »Nun, haben Sie gestern Abend irgendetwas gesehen oder gehört? Oder vielleicht schon am Nachmittag?« Penelope hoffte inständig, dass sie nicht alle Hoffnung begraben musste, aber wie erwartet schüttelte die grauhaarige alte Frau nur den Kopf.
    »Nah.« Die Frau wohnte auf der anderen Seite der schmalen Gasse, nur zwei Türen von Mrs. Carters und Jemmies Haus entfernt. »Ich hatte keine Ahnung, dass irgendwas nicht stimmt.« Die alte Frau suchte Penelopes Blick. »Jemmie wäre vorbeigekommen und hätte gefragt, wenn er Hilfe braucht. Kann mir nicht denken, warum er es nicht getan hat. Haben da noch nicht sehr lange gewohnt, aber ich und Maisie Carter sind gut zurechtgekommen.«
    Penelope zwang sich zu einem halben Lächeln. »Ich glaube nicht, dass Jemmie die Chance hatte, zu jemandem Kontakt aufzunehmen. Wir sind überzeugt, dass er entführt worden ist, wer auch immer ...«
    »... wer auch immer das Kissen fest auf Maisies Gesicht gedrückt hat, als sie gestorben ist.« Die alte Frau spie die Verachtung förmlich aus sich heraus. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass dieser junge Mann an Ihrer Seite irgendwas mit den Bullen zu tun hat. Natürlich nicht er selbst, aber er kann sie dazu bringen, was zu tun. Sorgen Sie dafür, dass er rausfindet, wer das getan hat. Kein Grund, den Kerl vor Gericht zu zerren. Uns reicht ein kleiner Wink, wer es war. Hier in der Gegend kümmern wir uns um unsere Leute, ja, das tun wir.«
    Penelope zweifelte nicht daran. Obwohl sie Selbstjustiz keinesfalls gutheißen konnte, verstand sie vollkommen die Wut der Frau und teilte sie sogar. In der zurückliegenden Stunde war die Wut wieder und wieder in ihr hochgeschossen, als sie die Anwohner der schmalen Gasse befragt hatte.
    »Wir haben alle Kräfte vereint, um Jemmie zu finden und zu retten. Das steht an erster Stelle. Und wenn wir ihn gefunden haben, werden wir höchstwahrscheinlich erfahren, wer Mrs. Carter umgebracht hat.« Penelope traf eine Entscheidung, als sie den Blick der alten Frau auffing, und nickte knapp. »Falls die Polizei die Übeltäter nicht zur Strecke bringt, werde ich Sie benachrichtigen.«
    Im Lächeln der alten Frau lag das Versprechen, es ihr zu vergelten. »Machen Sie das, meine Liebe. Ich sorge dafür, dass wir uns um den Dreckskerl so kümmern, wie er es verdient hat.«
    Penelope trat von der Türschwelle der Frau zurück, ließ den Blick durch die Passage schweifen und bemerkte, dass Barnaby sich ein Stück weiter den Weg hinauf lebhaft mit einem Mann mittleren Alters unterhielt. Er

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