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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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die Uniformjacke mit den silbernen Knöpfen weg, als sein Pferd durch den dichten Busch trabte. Falls ihn diese blutrünstigen Heiden erwischten, könnte er sich vielleicht als Viehhüter ausgeben, der streunende Tiere zusammen trieb. Er hatte ein Dutzend riesiger Stiere in der Nähe grasen sehen. Einer hatte ihm drohend den Weg verstellt und angriffslustig die Hörner gesenkt, doch brauchte es mehr als das, um ihn an seiner Flucht zu hindern. Kirk hatte den Kopf des Pferdes zur Seite gedreht, sodass es auf dem feuchten Boden beinahe ins Rutschen geriet, und war um den Stier herumgeritten, ohne sein Tempo zu vermindern.
    Das Problem war nur, dass der Busch hier zu einem dichten Urwald und das Ufer uneben wurde. Er beschloss, vom Fluss weg ins offene Gelände zu reiten, wo er einen Viehweg suchen konnte. Nachdem er den ganzen Morgen über so schnell wie möglich geritten war, hatte er die Schwarzen vermutlich hinter sich gelassen, wollte aber nicht so recht glauben, dass er tatsächlich entkommen war. Das Pferd wurde müde; er selbst fühlte sich furchtbar, sein Magen zog sich zusammen vor Hunger und bestrafte ihn mit stechenden Schmerzen und Übelkeit.
    Die üppigen Wälder längsseits des Flusses lichteten sich, und selbst als es zu regnen begann, ritt er weiter. Hier wuchsen nur noch wenige Bäume, sodass er sein Pferd stärker antreiben konnte, bis plötzlich ein Blitz über den Himmel zuckte, gefolgt von Donner. Sein Pferd blieb abrupt stehen, zitterte vor Angst und warf ihn beinahe ab. Zuerst fielen nur ein paar Tropfen, doch dann ergoss sich eine Sturzflut, die ihn durchweichte und beinahe kein Licht mehr durchließ.
    Der Inspektor führte das Pferd am Zaumzeug weiter und verfluchte den Regen, die Schwarzen, die nach ihm suchten, die Dummheit seiner so genannten Kundschafter, die ihn in dieses Chaos geführt hatten. Er verfluchte alles und jeden, stampfte vorwärts und wünschte, er hätte seine Jacke behalten, die ihm bei diesem Regen gute Dienste geleistet hätte. Die Äste schlugen ihm ins Gesicht und zerrten an seiner Kleidung.
    Als der Regen aufhörte und die Sonne unvermittelt durch die glitzernden Wipfel brach, war Rollo Kirk erschöpft; er konnte nicht mehr weiter. Er sank neben einem morschen Baumstamm zu Boden und schwor sich, nur kurz zu rasten, doch seine Augen fielen zu, als er sich zurücklehnte, die Hände auf dem Bauch, und der faulige Stamm wurde weich wie ein Kopfkissen.
    Das Pferd wartete, entfernte sich dann ein wenig, wobei dem schnarchenden Mann die Zügel aus der Hand glitten.
     
    Das Tier trabte davon, bis sich die schleifenden Zügel in einer Baumwurzel verfingen und es ratlos stehen blieb. Irgendwann näherten sich vier Dingos, umkreisten das Pferd, spürten, dass es in Schwierigkeiten steckte. Sie schnappten nach ihm, wichen den Hufen aus, die nach ihnen traten, kamen immer näher. Schließlich schoss der Rudelführer hoch und biss in den zitternden Rumpf, schmeckte Blut! Das Pferd wieherte, bäumte sich auf, der Zügel riss, und es galoppierte ungehindert davon, wich mit tänzerischer Anmut den Bäumen aus und ließ die enttäuschten Dingos samt seinem Reiter hinter sich zurück.
    Rollo erwachte abrupt. Er drehte sich um und rutschte mit dem Gesicht ins nasse Gras, prustete und spuckte, tastete nach der Kante seines Himmelbetts und erinnerte sich, dass dieses Bett im Schlafzimmer des Gefängnisdirektors stand, der er einmal gewesen war. Nun wohnte er in einem Hotel, mit seiner Frau, doch was zum Teufel…! Er rappelte sich hoch und taumelte orientierungslos dahin, stützte sich an einem Baum, als der Schock in sein Bewusstsein drang.
    »Himmel«, murmelte er. »Ich muss hier weg. Aber wo ist das verdammte Pferd?«
     
    Wally hatte die Situation erkannt und rutschte vom Pferd, sobald es ins Wasser glitt. Er tauchte tief und schwamm unter Wasser, so weit er konnte, ließ sich von der Strömung treiben, hoffte, er möge sich nirgendwo verfangen, als er wieder und wieder tauchte. Dann schwamm er an der Oberfläche weiter. Er hörte die Schreie hinter sich und fragte sich flüchtig, welche seiner Kameraden man gefangen haben mochte, doch nun musste er vor allem an sich denken. Er hatte schon Schlimmeres erlebt.
     
    Man hatte ihn seiner Familie entrissen; er war von Missionaren geprügelt und misshandelt worden; von einem Farmer und seiner Frau, denen sein Essen zu teuer war, ausgehungert und ausgepeitscht worden. Sie hatten sich einen anderen schwarzen Jungen geholt und Wally an einem

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