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Im Feuer der Smaragde

Titel: Im Feuer der Smaragde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Klamotten. Setzen Sie die auch auf die Rechnung.« Schließlich verließ er den Laden in einem sauberen Karohemd, einer schönen Reithose und einem breitkrempigen Hut, der seine Verbrennungen geschickt verbarg.
    Jack blieb stehen, um sich in einem Schaufenster zu bewundern. »Jetzt bist du kein billiger Jakob mehr«, lachte er, als er sich bückte, um ein Stäubchen von seinen neuen Reitstiefeln zu wischen. »Mich können Sie nicht für dumm verkaufen, Major, sonst springe ich aufs Pferd und bin weg.«
    Jetzt freute er sich auf das gute Essen im Pub, doch als er sich dem Hafen näherte, sah er, dass sich dort eine Menschenmenge versammelt hatte. Vom Balkon des Pubs ertönte wütendes Geschrei.
    »Was ist da los?«, fragte er einen Mann, der auf ein
    Schiff deutete, dass weiter flussabwärts vor Anker lag.
    »Das ist die Randolph. Ein Schiff voller Sträflinge, aber
     
    wir wollen sie nicht an Land lassen.«
    Er eilte nach vorn, um einem Mann zuzuhören, der sich an die Menge wandte. Der Mann hatte grau meliertes Haar und einen eleganten Bart, trug einen gut geschnittenen Tweedanzug, nur die goldene Uhr fehlte, die viele Männer aus Sicherheitsgründen nicht mehr offen zur Schau stellten.
    Der Typ hat Geld, dachte Jack, der redet genauso fein wie der Major.
    »Wir sind kein Abladeplatz für Kriminelle«, sagte der elegante Mann. »Wir wollen nicht das Gesindel aus englischen Gefängnissen! Das muss aufhören, und wir, meine Damen und Herren, werden dem ein Ende setzen. Keiner dieser Schurken da draußen wird auch nur einen Fuß in diese Stadt setzen!«
    Er deutete mit ausladender Geste auf den Fluss, und die
    Menge jubelte.
    »Das hier ist nicht mehr die Sträflingssiedlung Moreton Bay, sondern eine angesehene Stadt. Es interessiert mich nicht, was der Generalgouverneur sagt… dieses Schiff wird nicht hier festmachen! Schickt es zurück nach Melbourne, da sollte es doch ursprünglich hin.«
    »Schicken Sie es zurück nach England, Mr. Maykin«, brüllte jemand, und der Redner nickte. »Wenn nötig, ja. Dann werden sie die Botschaft verstehen.« »Ein Hoch auf Sie!«, riefen die Menschen, doch dann mischte sich ein Polizist vom Balkon des Pubs aus ein. »Im Namen des Gesetzes, der Kapitän und seine Mannschaft werden ihre Passagiere in diesem Hafen von Bord lassen, so lautet die Anweisung von Sir Charles FitzRoy, dem Generalgouverneur, und ich dulde keine Einmischung. Daher empfehle ich Ihnen, sich mit der gebotenen Ruhe zurückzuziehen.« Maykin reagierte rasch. »Sir Charles hält uns zum Narren! Er ist weich geworden, weil Melbourne und Sydney sie nicht haben wollten, Mr. Grimes; aber wenn er meint, dass wir uns das gefallen lassen, hat er sich geirrt. Und wie wollen Sie unsere Einmischung verhindern, wo Sie doch nur ein paar Leute als Unterstützung haben?« »Ich könnte Sie wegen Unruhestiftung verhaften, Sir.« »Ich stifte keine Unruhe, sondern übe meine Bürgerrechte aus. Das können meine Freunde Ihnen bestätigen.«
    Die Menge bekundete ihre Zustimmung, doch dann drängte sich ein Armeeoffizier an Jack vorbei, der zwar nach Whisky roch, aber keineswegs betrunken wirkte.
    »Denken Sie denn gar nicht an die armen Leute auf diesem Schiff?«, rief er. »Sie können doch nicht so tun, als wüssten Sie nicht, wie furchtbar die Zustände auf diesen Transportschiffen sind, in welchem Dreck die Gefangenen leben, wie mager die Rationen sind… und Sie wollen sie nicht an Land lassen!« »Das geht Sie nichts an, Leutnant«, entgegnete Maykin höhnisch. »Das entscheiden die Menschen dieser Stadt.« »Dann fragen Sie sie doch mal, wie viele Gefangene auf diesem Schiff gestorben sind, während es monatelang auf See kreuzte! Sie sollten sich schämen, dass Sie ihnen noch mehr Leid zumuten wollen… ihr seid ein ganz elender Haufen, alle miteinander!«
    Der irische Leutnant war nicht sonderlich willkommen. Die Stadtleute zischten, höhnten, ein Apfel sauste am Kopf des Offiziers vorbei.
    Schon stand Jack neben ihm. »Lasst sie an Land! Der Mann hier hat Recht. Da draußen auf dem Fluss leiden Menschen, genau vor eurer Nase. Himmel, ich kann das
     
    Schiff ja von hier aus riechen!«
    Was auch stimmte, doch er bezweifelte, dass die anderen es auch konnten, obwohl sie auf einmal die Nasen rümpften und Taschentücher hervorzogen.
    »Was ist denn los mit euch?«, donnerte Jack. »Ihr könnt sie doch nicht ewig herumsegeln lassen. Hand hoch, wer keinen Sträfling in seiner Familie hat oder nicht selbst mal einer war.«

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