Im Feuer der Smaragde
Roxy fuhr herum. »Hören Sie, das alles ist ein Missverständnis. Hier ist das Geld. Nehmen Sie es. Und noch fünf dazu, wenn Sie wollen. Ich bekomme jedenfalls das Pferd.«
Jessie schluckte. Sie mochte keinen Streit, doch Kit hatte ihr die Stute gekauft, und sie konnte sie unmöglich zurückgeben; auch wollte sie es gar nicht, weil sie Honey Lou jetzt schon liebte.
»Es tut mir wirklich Leid«, entgegnete sie, »aber das kann ich nicht.« »Wieso nicht? Sie können doch ein anderes Pferd kaufen. Oder haben Sie etwa mehr bezahlt?« Sie wandte sich an Leo. »Das ist es, was? Ihr habt mehr aus ihr herausgepresst! Was hat sie bezahlt, du Mistkerl?« »Was haben Sie bezahlt?«, wollte Roxy von Jessie wissen, die den Kopf schüttelte. »Ich habe keine Ahnung. Die Stute ist ein Geschenk meines Verlobten.«
Doch so leicht gab Roxy sich nicht geschlagen. »Und
wer ist das, bitte schön? Ich gebe ihm zehn Pfund mehr, als er bezahlt hat. Wo kann ich ihn finden?« »Ich glaube nicht, dass er das Tier verkaufen wird, Miss«, meinte Jessie. »Bedauere, aber ich habe dieses Pferd lieb gewonnen und möchte mich nicht von ihm trennen.«
»Das werden wir ja sehen. Wer ist Ihr Verlobter?«
»Major Ferrington«, entgegnete Jessie stolz. »Was?«, keuchte Roxy. »Kit Ferrington?« Leo mischte sich ein. »Lassen Sie, Miss Roxy, bitte! Ich finde ein anderes Pferd für Sie. Die Dame war zuerst da, Schluss, aus!«
»Kit Ferrington hat ihr das Tier gekauft?« »Das habe ich doch bereits gesagt.« »Wir werden sehen. Sie warten hier«, brüllte sie in Jessies Richtung. »Ich hole ihn.«
Mit diesen Worten wendete sie ihr Pferd und galoppierte wütend vom Hof.
»Ich brauche nicht auf sie zu warten«, sagte Jessie wütend, doch Leo wirkte besorgt. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, sollte der Major diesen
Streit lieber selbst schlichten. Warten Sie bitte.«
Roxy entdeckte Kit, der gerade das Hotel verließ, und sprang ihm genau vor die Füße.
»Du Schwein!«, brüllte sie ihn an. »Zuerst lässt du mich sitzen, dann suchst du dir eine Verlobte.«
Sie wollte ihn schlagen, doch Kit ergriff ihren Arm.
»Immer mit der Ruhe, Roxy. Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht kränken.« »Mich kränken!«, schrie sie und riss sich los. »Warum sollte ich gekränkt sein? Ich wusste nicht mal, dass du verlobt bist. Du Ratte! Du mieser Kerl! Und dann kaufst du auch noch meine Honey Lou und schenkst sie deiner grinsenden Göre von einer Verlobten!« »Das war keine Absicht, Roxy, es tut mir wirklich Leid.« »Wenn es dir so verdammt Leid tut, dann geh zum Stall und hole mir Honey Lou zurück.«
»Das geht nicht, es ist zu spät.« »Tatsächlich?« Roxy wühlte in ihrer Tasche, fischte die Geldscheine heraus und streckte sie ihm hin. »Da ist das Geld. Ich habe sie dir soeben abgekauft!«
Er schob ihre Hand mit dem Geld zurück, doch sie ging wütend auf ihn los. »Nimm es, sonst sage ich deiner Freundin, dass du letzte Nacht mit mir verabredet warst.« »Aber ich bin nicht gekommen.« »Meinst du, sie wird dir noch glauben, wenn ich ihr von den anderen Malen erzähle? Außerdem lüge ich nicht. Du wolltest in mein Zimmer kommen. Also nimm das Geld.« »Roxy, meine Verlobte ist gestern überraschend angekommen.
Ich hatte keine Ahnung davon.« »Offensichtlich nicht. Vielleicht ist sie doch nicht so blöd. Wollte mal sehen, was du so treibst. Na ja, ich kann ihr…«
Kit wollte an ihr Gewissen appellieren, doch es war sinnlos. Die Vorübergehenden drehten sich schon nach ihnen um.
»Ich will das Pferd«, verkündete Roxy, »und du wirst es mir besorgen.«
Jessie traute ihren Ohren nicht. Hier stand ihr Verlobter
Kit und übergab dieser Dirne ihr Pferd.
»Die Maykins sind einflussreiche Leute«, flüsterte Leo ihr zu, als wollte er die Lage erklären. Es ging schnell über die Bühne.
Roxy Maykin ritt ohne einen weiteren Blick auf Honey
Lou davon, ihr anderes Pferd am Zügel.
»Ich hoffe, sie bricht sich den Hals«, sagte Jessie zu
Adrian und brach in Tränen aus, als Kit sie trösten wollte.
»Sie hatte sich das Pferd zuerst ausgesucht, Jessie. Du willst deinen Aufenthalt doch nicht mit einem Streit beginnen. Ich werde es wieder gutmachen. Leo holt dir ein anderes Pferd. Sieh mal, der Kastanienbraune ist doch eine Schönheit, oder?«
Es war ein durchschnittlicher Hengst, nicht so edel wie die Stute, mit unscheinbarem Kopf, doch Jessie bemerkte Adrians Blick und begriff, dass sie das Geschenk besser annehmen sollte, um
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