Im finsteren Wald
Hals, machte eine Geste, dass sie in Ordnung war und zeigte zum Ausgang der Höhle. Sie sollten sich nicht um sie kümmern, sondern den Flüchtenden folgen. Mit irrem Geheul nahmen sie die Verfolgung auf.
29
Thomas entdeckte seine Jacke zwischen Zeugs und schnappte sie sich, damit er seine Blöße wenigstens ein wenig bedecken konnte. Er zog das Mädchen mit sich und rannte zum Höhlendurchgang in eine Nebenhöhle, folgte dort dem heller werdenden Licht und fand den Ausgang. Als sie draußen ankamen und einen kleinen Vorsprung zu haben schienen, schnitt er endlich die Stricke um ihre Hände durch und zog den Fellknebel weg, dann schaute er sie einen Augenblick an und fragte: „Wie heißt du?“
„T... Tina“, antwortete sie schnell atmend. Sie war blass, ihr Blick zuckte unruhig umher und die Pupillen sahen riesig groß aus. Ihre Zähne schlugen aufeinander, ließen sie stottern.
„Thomas“, rief er kurz angebunden, sich vorstellend. „Ich hoffe, ich schaffe es ohne Schuhe, meine Hosen sind auch weg. Naja, wir müssen es einfach schaffen, okay?“
„Okay.“
Thomas wollte weiterlaufen, doch Tina zögerte noch. „Meine Mutter!“, rief sie aus. Und dann fragend: „Und mein Paps?“
Es gab Thomas einen Stich ins Herz, doch sie hatten jetzt keine Zeit für Sentimentalitäten, es ging um das nackte Überleben. „Sie sind tot“, sagte er kurz und hart. „Und wenn wir nicht entkommen, sind wir auch bald tot! Also los, komm!“
Er wollte wieder weiterlaufen, doch er sah an ihrem Gesicht, dass etwas nicht stimmte und drehte sich um. Die erste Verfolgerin tauchte auf. Tina schluchzte und stöhnte gleich darauf. Thomas konnte ihre Zähne aufeinander schlagen hören. Mit geweiteten Augen starrte jetzt ihn an. Er streckte das Messer vor und schrie: „Scheiße! Lasst uns in Ruhe, ihr verdammten Bestien und haut ab!“
Tina klammerte sich an ihn wie eine Klette, ihr Körper schlotterte und sie hielt sich kaum auf den Beinen. Im Falle eines Kampfes hätte sie Thomas arg behindert. Er schob sie hinter sich und rief noch einmal: „Lasst uns in Ruhe, oder ich bringe euch alle um!“
Die Frau blieb vor ihnen stehen, es war die Rothaarige, erkannte Thomas jetzt, als er sie genauer ansah. Sie fiel auf die Knie und streckte die leeren Hände nach vorn. Sie sah Thomas direkt in die Augen und sagte: „Ich – mit – gehen!“
Thomas stand einen Moment da und wusste nicht, was er sagen sollte. Tina stieß ihn an. „Los, weg hier! Soll sie doch mitkommen, nur weg hier!“
Thomas winkte der Rothaarigen, packte Tinas Hand und lief los. Keinen Moment zu früh, die schreiende Meute näherte sich bereits. Sie hetzten durch den Wald, plan- und ziellos, nur erst einmal weg von den Höhlen und weg von den Weibern, die für Thomas nicht normal waren. Nach der Zeit der Dämmerung in der Höhle erschien ihm das Licht überhell. Die Stämme bildeten eine braune Wand. Vorsichtig, aber so schnell wie möglich arbeitete er sich voran. Er warf einen kurzen Blick auf die Frau, die sich ihnen angeschlossen hatte. So ganz geheuer kam sie ihm nicht vor, doch er hatte den Eindruck, dass sie anders war als die anderen.
Immer wenn Thomas auf knorrige Äste oder auf Steine unter dem modrigen Blätterhumus trat, zuckte Schmerz durch seine Fußsohlen, aber er riss sich zusammen und hielt sich das Bild der Frauen vor Augen, wie sie Fleischstreifen aus dem Toten geschnitten hatten. So wollte er nicht enden, dagegen war der Schmerz in den nackten Sohlen ein Kinderspiel. Auch das Stechen der Messerwunde in der Hüfte ignorierte er und konzentrierte sich ganz auf die Flucht.
Die Frau hielt sich an seiner Seite, ließ ihn die Richtung bestimmen, in die sie liefen. Thomas rannte instinktiv dorthin, wo die Bäume und das Unterholz dichter beieinander standen, und sie eher aus den Augen der Verfolgerinnen verschwinden konnten. Äste und Zweige von Büschen peitschten auf sie ein und behinderten den Lauf und auf dem unebenen Boden strauchelten Thomas und Tina mehrmals. Durch kleine Sträucher rannten sie einfach hindurch, die größeren umliefen sie, nur weg von der Mordhöhle.
Der Plan ging auf und ihr Abstand vergrößerte sich. Thomas hatte keinen Schimmer, ob sie in Richtung Zivilisation rannten oder sich weiter in den Wald hinein begaben. Tina stolperte einige Male, doch Thomas ließ ihre Hand nicht los und zog sie brutal weiter. Hinter einer dichten Buschgruppe stoppte er keuchend. Er gebot Tina und ihrer Begleiterin still zu sein
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