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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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dann hätte ich es heute Morgen auch nicht bemerken können. Aber er konnte mir hier das Blaue vom Himmel runterlügen . . .
    »Ich hab jedenfalls keine Ahnung, wie es da reingekommen sein soll.«
    »Vorhin . . . da fiel mir so ein, dass es vielleicht Lucas selbst so gedreht haben könnte«, sagte Noel. »Also, damit es aussieht, als hättest du . . . irgendwas mit ihm gemacht.«
    »Ja, genau!«, entfuhr mir. Klar, das war auch mein erster, na ja zweiter Gedanke gewesen. Aber wollte Noel mich vielleicht nur auf eine falsche Fährte locken und von sich ablenken?
    Er sah mich an. »Weißt du, was ich glaube? Der taucht wieder auf. Vielleicht hat er sich irgendwo besoffen und nüchtert aus. Wahrscheinlich ist er schon längst wieder oben im Landschulheim.« Noels Blick war offen und freundlich. Dann beugte er sich zu mir und seine Stimme wurde kalt. »Aber ich sag dir eins . . . wenn ihm wirklich was passiert ist . . . ich weine ihm keine Träne nach.«
    Ich zuckte zusammen. Keine Ahnung, was ich glauben sollte. Aber eines musste ich noch wissen. »Sagmal, hab ich das geträumt oder bist du erst mitten in der Nacht ins Zimmer gekommen?«, fragte ich leichthin.
    »Nee, stimmt schon. Ich hatte von allem die Schnauze voll und war noch trainieren.«
    »Was trainieren?«
    »Crosslauf. Ich bin Hessenmeister meiner Altersklasse.«
    Das war mir neu.
    »Im Dunkeln ist es aber verdammt schwer.« Er lachte kurz auf. »Bin über eine Wurzel gestolpert und hab mich auf die Fresse gelegt.« Er zeigte mir die blutige Stelle im T-Shirt. »Voll was aufgeschürft . . . zum Glück nichts verstaucht oder gebrochen. Kann's kaum erwarten, unter die Dusche zu kommen und mich umzuziehen, heute Morgen war ich zu spät dran.«
    Ich nickte nachdenklich.
    Entweder war Noel ein verdammt guter Lügner . . . oder er sagte einfach die Wahrheit.

Eine Leiche
    Ich musste mit Passlewski reden. Ungestört. Denn er schien von meiner Schuld überzeugt zu sein.
    Als wir nach der einstündigen Fahrt aus Kassel wieder beim Landschulheim ankamen, war es erst kurz nach drei Uhr. Und jede Hoffnung, dass Lucas wieder zurückgekommen sein könnte, zerschlug sich – er war nicht da.
    Ein paar Leute gingen nach draußen, um mit wenig Motivation gegen einen Fußball zu treten, einige setzten sich in den Gemeinschaftsraum, andere gingen auf die Zimmer.
    Passlewski wandte sich zum Flur mit den Lehrerzimmern. »Entschuldigung . . .«, sagte ich.
    Er schaute mich fragend an – und in seinem Blick stand Ablehnung. Fast Hass.
    »Können wir kurz reden? Allein?« Ich deutete zu einem Nebenraum, der auf die Veranda führte.
    Nach kurzem Zögern nickte Passlewski.
    »Ich habe Lucas nichts getan«, beteuerte ich, kaum dass die Tür geschlossen war. »Und Ihren Hund habeich wirklich gesehen. Genau an der Stelle, die ich Ihnen gezeigt habe.«
    »Glaubst du, mir ist nicht aufgefallen, wie du dauernd mit Lucas aneinandergerasselt bist? Und wie soll sein Handy in deinen Schrank gekommen sein?«
    »Keine Ahnung! Ich habe es jedenfalls nicht reingelegt!«
    Passlewski legte die Stirn in Falten. »Ist das alles, was du mir sagen wolltest?«
    Er legte eine Härte an den Tag, die ich mir im Umgang mit Lucas mal von ihm gewünscht hätte. »Ich war's nicht. Wirklich.« Die Rechtfertigung klang sogar in meinen eigenen Ohren schwach.
    »Erklär das nachher der Polizei.«
    Seine Worte trafen mich wie ein Faustschlag. »Die kommen hier hoch?«
    »Sie waren sogar schon da. Haben das Handy mitgenommen. Spurensicherung.«
    Mir wurde übel. Was hatte Frau Herzig ihnen erzählt? Hatte ich vielleicht wegen Lucas' Anschuldigungen vor zwei Wochen sogar einen Eintrag im Polizeiregister oder so was?
    Ich schluckte den bitteren Geschmack in meinem Mund runter.
    Ein lang gezogenes Hupen riss mich aus meinen Gedanken.
    War die Polizei zurück?
     
    Nein. Es war ein Pritschenwagen.
    Krautmann stieg gerade aus. Diesmal trug er nicht nur seine Försterkluft, sondern auch den passenden Hut dazu. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie er es in dieser Hitze darin aushielt.
    Er nickte Passlewski zu. »Tag. Hatte gehofft, dass Sie hier sind.«
    Der Lehrer nickte nur.
    »Ich hab im Wald einen Fuchs gestellt, der . . . also . . . Ihr Dackel?«
    Passlewski runzelte die Stirn. »Wovon reden Sie?«
    »Ist Ihr Dackel hier?«
    »Nein, er ist . . . verschwunden. Gestern schon.«
    Krautmann nickte wissend. »Ist kein schöner Anblick, aber . . .«
    Er winkte Passlewski zu sich und gemeinsam traten sie hinter das Auto,

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