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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Hubschrauber-Landeplatz? »Heli?«
    »Hessisch-Lichtenau.«
    »Ach so . . . okay. Danke.«
    Wir gingen raus. Während wir uns von der Tankstelle entfernten, schaute ich noch mal zurück. »Er telefoniert . . .«
    »War ja wohl klar. Immerhin scheint das Telefon mal wieder zu funktionieren . . . zumindest jetzt.«
     
    Wir gingen die Hauptstraße runter Richtung Supermarkt und hielten uns dann links. Der Weg zu der Kfz-Werkstatt war ausgeschildert und bald standenwir vor dem Gebäude. Beide Rolltore waren offen. Nur ein Auto mit geöffneter Motorhaube stand da – jemand arbeitete daran, wie an dem metallischen Hämmern unschwer zu bemerken war. Tina und ich stellten uns ins Tor. »Hallo?«, rief ich.
    Ein Kopf tauchte neben dem Kotflügel auf. Es war Tobias. Erst jetzt fiel mir auf, dass das rote Auto, an dem er arbeitete, sein eigenes war. Er wirkte nicht überrascht, uns zu sehen. Kein Wunder, offensichtlich war er vorgewarnt worden. Er kam um das Auto herum auf uns zu. Sein Blaumann war ölverschmiert und er hielt einen Hammer in der rechten Hand. »Ihr sucht das Arschloch«, stellte er fest.
    »Hast du ihn noch mal gesehen?«, fragte ich.
    »Nee. Wäre ihm auch nicht gut bekommen, wenn er mir noch mal in die Quere gekommen wäre.« Er hob den Hammer und ließ den Schlagbolzen locker in die andere Handfläche fallen. Großmaul, dachte ich.
    »Vielleicht hat ihn einer deiner Kumpels noch getroffen? Gestern Abend irgendwann?«, fragte ich.
    Er schüttelte nur den Kopf. »Haut ab, ja?«
    Damit ließ er uns stehen.
     
    Als wir zum Kirchplatz zurückkamen, wartete dort schon ein Polizeiauto. In der Stadtverwaltung hatten sie sich gleich mit der Polizei in Verbindung gesetzt– und die hatte sofort einen Streifenwagen geschickt.
    Frau Herzig, die mit den beiden Polizisten – einer Frau und einem Mann – etwas abseits redete, strich sich immer wieder durchs Haar. Sie wirkte erschöpft. Passlewski stand neben ihr, mit verschränkten Armen.
    Schließlich verabschiedeten sich die beiden Polizisten und fuhren davon. Passlewski und Frau Herzig schienen sich über etwas nicht einig werden zu können. Ich war neugierig, worüber sie stritten, und ging näher, bis ich in Hörweite war.
    ». . . einfach besser, wenn wir es lassen. Fahren wir alle hoch«, sagte Passlewski gerade.
    »Es reicht doch, wenn einer von uns da oben ist. Die werden sonst noch alle verrückt, wenn sie nicht rauskommen.«
    »Dann fahr du besser mit. Du hast sie wenigstens im Griff.«
    Frau Herzig schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich nicht wohl. Weiß nicht, vielleicht hab ich mir eine Sommergrippe eingefangen. Ihr könnt wie geplant die Führung machen, dann noch ein oder zwei Stunden zur freien Verfügung . . . das würde allen guttun.«
    Passlewski schien nach Gegenargumenten zu suchen, aber ihm fielen keine ein. Schließlich nickte er und ging los, um den Bus zu rufen. Frau Herzig kam zu uns.
    »Wir haben eine Vermisstenanzeige aufgegeben«, erklärte sie. »Es wird jetzt nach Lucas gefahndet, aber . . . nun, er ist nicht zum ersten Mal ausgerissen. Wir können hier sowieso nichts weiter tun. Ich fühle mich nicht so gut und werde hierbleiben, falls Lucas doch noch auftaucht, aber ihr könnt alle nach Kassel fahren.«
    Vereinzelte Jubelrufe waren zu hören. Aber die ganz große Begeisterung stellte sich nicht ein.
     
    Während der knapp einstündigen Fahrt nach Kassel hing ich düsteren Gedanken nach. Vielleicht war es doch gut, dass die Polizei schon eingeschaltet war. Wenn Lucas wirklich abgehauen war, würden sie ihn früher oder später finden, und alles wäre geklärt. Dann würde auch dieser Verdacht verschwunden sein, dass ich Lucas was getan und sein Handy geklaut hätte – beziehungsweise das von Iris . . .
    Tina musste wieder mal Janka seelischen Beistand leisten, die mit sich selbst nicht im Reinen war. Mitleid oder Verständnis hatte ich nicht für sie übrig.
    Auf der anderen Seite des Mittelgangs saß Noel. Er sah aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen – und zwar direkt in den Matsch. Seine Turnschuhe waren völlig verdreckt. Und irgendwas klebte an seinem T-Shirt. Bisher war er nicht so schlampigrumgelaufen. Hing ihm immer noch die Geschichte mit Annabelle nach? Langsam konnte er aber wirklich mal über die ganze Sache wegkommen.
    Der Bus fuhr ins Stadtzentrum von Kassel. Über den Lautsprecher erklärte Passlewski, dass wir zur Besichtigung des Fridericianums angemeldet waren. Eine Pflichtveranstaltung, auf die sich

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