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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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nicht, was die wollen?«
    »Kein Ahnung . . .«
    Meine Mutter nickt und geht wieder raus.
    Lucas hat mich also in die Pfanne gehauen und mich verpfiffen. Was soll ich tun? Ist es besser, alles zuzugeben? Und die ganze Idee auf diesen Idioten abzuwälzen? Aber vielleicht kann die Polizei gar nichts beweisen.
    Ohne zu überlegen, greife ich nach den Kleidern von gestern Nacht. Als mir klar wird, wie dämlich das ist, suche ich schnell andere, helle Klamotten aus dem Schrank. Der Kneipenbesitzer hat mich gesehen. Nur ganz kurz, aber vielleicht lang genug, um mich zu beschreiben. Vielleicht aber auch nicht. Ich gehe aufs Klo und wasche mir das Gesicht. Im Spiegel sehe ich übernächtigt aus. Ganz schlechte Vorzeichen . . .
    Der Schlüssel! Ich hole ihn unter dem Kopfkissen vor und stecke ihn in die Tasche.
    Mit pochendem Herzen gehe ich in die Küche.
    Es sind zwei Polizisten. Sie stehen mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in der Küche und schauen mich durchdringend an, als ich eintrete. »Hallo«, sage ich leise und meide ihren Blick.
    »Vielleicht können Sie uns jetzt sagen, worum es geht?« Meine Mutter spricht es wie eine Forderung aus, nicht wie eine Bitte.
    Der größere der beiden Polizisten sagt: »Samuel, unsere Kollegen haben letzte Nacht deinen Klassenkameraden Lucas Reitz festgenommen, als er in eine Gaststätte eingebrochen ist.«
    »Was?« Ich bemühe mich, Überraschung in das eine Wort und in meine Miene zu legen. Aber die Polizisten zeigen keine Regung, an der ich ablesen könnte, ob sie mir glauben.
    »Und er war vielleicht nicht alleine unterwegs«, sagt der andere, der eine besonders dunkle Stimme hat. »Der Besitzer der Gaststätte wurde von Lucas niedergeschlagen, das hat der Junge auch eingestanden. Und ein Passant, der gerade vorbeigegangen ist, hat die Polizei gerufen. So konnten wir ihn auf frischer Tat fassen.«
    »Aber . . . was hat das mit mir zu tun?«
    »Lucas sagt, du warst sein Komplize.«
    »Das ist doch Quatsch!«, ruft meine Mutter aus. Mein Vater sieht nachdenklich aus – als müsste er erst noch verarbeiten, was er da hört.
    Ich schüttele entschieden den Kopf. »Er lügt.« Meine eigene Lüge kommt mir flüssig über die Lippen. Dabei überlege ich fieberhaft, ob Lucas irgendeinen Beweis hat, dass ich dabei war – aber das ist eigentlich nicht der Fall. Das hoffe ich zumindest.
    »Ihr Sohn war die ganze Nacht zu Hause?«, fragt der größere Polizist meine Mutter.
    »Natürlich!«, ruft sie aus. Mein Vater nickt, immer noch mit diesem seltsam abwesenden Gesichtsausdruck.
    »Haben Sie ihn nachts gesehen oder gehört?«, fragt der andere Polizist.
    »Ich bitte Sie, er ist nun wirklich kein Baby mehr. Soll ich nachts noch schauen, ob er zugedeckt ist?« Keine Ahnung, ob der Sarkasmus meiner Mutter meine Situation verbessert oder verschlimmert.
    »In Ordnung«, sagt der Polizist mit der dunklen Stimme. »Wir nehmen dann Ihre Aussage in die Akte auf. Ich glaube ja auch, dass Lucas nur versucht, die Schuld auf andere abzuladen. Er ist bei uns schon aktenkundig. Und der Wirt kann sich an nichts erinnern, er weiß nur noch, dass er die Tür aufgeschlossen hat.«
    »Lucas war höchst alkoholisiert«, ergänzt der andere. »Die Hintertür der Gaststätte war offen. Wir vermuten, dass sie nicht abgeschlossen war und dein Klassenkamerad die Gunst der Stunde nutzen wollte. Die Kollegen haben ihn oben im Lager gefunden – da hatte er schon einiges geleert und die Arme voller Flaschen . . .«
    Lucas hat wohl ziemlich schnell geschaltet, als er gehört hat, dass die Polizei anrückt – so geht die Sache als Vandalismus durch . . .
    Damit verabschieden sich die Polizisten.
    »Unfassbar, was die einem unterstellen dürfen . . .«, sagt meine Mutter.
    Und ich versinke fast im Boden vor Scham.

Viele Fragen
    In Windeseile hatten sich alle im Gemeinschaftsraum versammelt. Und es herrschte Unruhe.
    Die beiden Polizisten standen da, wo Krautmann vorgestern bei seiner Begrüßung gestanden hatte. Das schien schon ewig her zu sein . . .
    Vielen wurde erst jetzt wirklich bewusst, dass Lucas etwas zugestoßen sein konnte, als die beiden Polizisten mit ernster Miene darauf warteten, dass alle sich hinsetzen. Die Polizistin trommelte mit einem Stift auf ihrem Block rum, während die beiden Lehrer beim Durchgang zur Küche standen. Frau Herzig hatte sich gegen den Türrahmen gelehnt, sah immer kränker aus.
    »Ihr wisst, warum wir hier sind«, sagte der Polizist. »Euer Klassenkamerad Lucas wird

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