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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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Bögen, die die Polizistin uns hinhielt, danach würdigte er mich keines Blickes mehr.
    Die Polizistin wandte sich an mich. »Die Kollegen aus Frankfurt haben mir gesagt, welche Vorwürfe Lucas gegen dich erhoben hat, aber dass das nur ein Manöver gewesen wäre, um von sich abzulenken.« Ihre Augen waren unergründlich, und ich konnte nicht sagen, ob sie das auch glaubte oder anders sah. Unverbindlich nickte ich. »Wir melden uns«, sagte sie noch, dann stieg sie mit ihrem Kollegen ein und fuhr weg.
     
    Inzwischen war es Abend geworden. Einige Leute beschlossen, in Eigenregie das Essen aufzufahren. Sie kochten Nudeln. Die konnte ich nicht mehr sehen,und mir war auch sonst nicht nach Gesellschaft, also blieb ich draußen.
    »Und, wie geht's?«, fragte jemand hinter mir.
    Tina. Wir hatten seit Kassel kaum ein Wort wechseln können. Das allerdings war Gesellschaft, gegen die ich nichts hatte. Ich lächelte sie schwach an. »Geht so. Langsam bekomme ich einen Koller vor lauter Wald.«
    »Geht mir ähnlich. Und wenn sogar ich mir langsam wieder ein Handynetz wünsche . . . das will schon was heißen.«
    »Wieso, hast du auch einen Freund zu Hause, den du gern anrufen willst?«
    »Nee«, sagte sie. »Noch nicht.« Und grinste mich an.
    Das war ein Moment, wie ich ihn mir auf dieser Klassenfahrt gewünscht hatte. Ein Moment, in dem alles möglich war. Als würde ich von einem unsichtbaren Seil gezogen, beugte ich mich zu ihr.
    Dann röhrte vom Waldweg her ein Motor.
    Und damit war der Moment unwiederbringlich vorüber.
    Es war nicht nur ein Motor – mehrere Autos kamen. Ihre Lichter tanzten zwischen den Baumstämmen.
    »Ich fasse es nicht . . .«, murmelte Tina, als die Bässe aus den Autos immer lauter wurden. »Sind die total schmerzbefreit?«
    Thomas und Co. fuhren diesmal gleich mit zehn Autos vor, parkten auch den silbernen Kleinwagen von Frau Reitz ein. Offenbar hatte sich rumgesprochen, dass sich hier oben gut feiern ließ. Dass uns vielleicht nicht danach war – auf den Gedanken kamen die Typen gar nicht.
    Hinter Tina und mir wurde die Tür aufgerissen und jemand stürzte an uns vorbei die Treppe runter.
    Es war Janka. »Tobias! Wie geil! Ihr seid hier!«, brüllte sie und stürmte auf den Blonden zu.
    »Nicht mehr sehr depri«, meinte Tina.
     
    Während es langsam dunkel wurde, dröhnte die Musik über das Gelände. Die Kofferräume der Autos waren voller Bierkästen, und weil kein Lehrer weit und breit war – Passi traute sich offenbar nicht mehr aus seinem Zimmer – kreisten die Flaschen und Pappbecher.
    Anfangs kamen nur ein paar Leute aus dem Gebäude, aber dann hielt es kaum noch jemanden darin. Der Tag war schon schlecht genug gelaufen – wenn jetzt die Chance bestand, einen draufzumachen, sollte sie genutzt werden. Da waren sich offenbar alle einig. Vor zwei Tagen hatte noch eine Kluft zwischen den Gymmis und uns bestanden, aber die war verschwunden – vielleicht lag es daran, dass es für die Jungs vom Dorf keinen Unterschied machte, in welche Klasse wir gingen.
    Tina und ich hatten keine Lust, uns ins Getümmel zu stürzen. Wir saßen weiter auf der Treppe und schauten dem Treiben zu.
    Kevin hatte sich erst unter die Leute gemischt, kam jetzt aber zu uns. Sein leicht schwankender Gang war nicht zu übersehen. Er grinste schief und hielt einen Becher in jeder Hand, an dem Schaum runterfloss. »Weißt du . . .«, begann er, »die sind eigentlich alle ganz in Ordnung, die Landeier.« Er drückte mir einen Becher gegen die Brust. Eigentlich hatte ich keine Lust auf Bier, nahm ihn aber, bevor ich mich mit dem Gebräu einsaute. Das Bier floss bitter meine Kehle runter und ich hielt Tina den Becher hin.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin doch ein Mädchen «, sagte sie und klimperte mit den Wimpern.
    Ich musste lachen und nahm noch einen Schluck. Das Lachen tat gut. Vielleicht gab's ja doch noch ein Happy End für den Abend . . . und wir mussten uns nicht endlos fragen, was mit Lucas passiert war.
    Kevin trank seinen Becher aus. Wie wenig er vertrug, war in unserer Klasse schon legendär – und wie sehr es seine Zunge lockerte. »Mensch, Tina«, sagte er, ließ sich neben sie auf die Treppenstufe fallen und legte den Arm um sie. Obwohl es völliger Blödsinn war, fühlte ich einen Stich Eifersucht. »Mich würde Janka in den Wahnsinn treiben. Ich meine, guck doch mal!«
    Gerade lachte Janka lauthals über etwas, das Tobias gesagt hatte, berührte ihn tätschelnd an der Schulter und ließ ihre Hand

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