Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
Buntstift an und malte eine Gruppe von Kindern, die zur Schule gefahren wurden, leuchtend rot an. Althea sah ihr über die Schulter zu. Die Kinder, die mit dem Auto gebracht wurden, waren zahlreicher als die, die zu Fuß gingen oder den Bus nahmen, fiel ihr auf.
»Wann musst du die Pläne einschicken?«
»Bis zum ersten September.«
»Also hast du noch fast drei Monate.«
»Das ist nicht viel Zeit für einen Garten. Ich muss bald anfangen. Wenn ich doch nur zeichnen könnte, dann müsste ich den Garten hier nicht anlegen. Aber ich kann’s einfach nicht.«
»Dann wird dir nichts anderes übrig bleiben, als nach draußen zu gehen und anzufangen«, sagte Merry. »Wenn du einmal dabei bist, fällt dir bestimmt was ein.«
»Aber es hat Jahre gedauert, bis der Garten so war, wie ich ihn wollte. Ich kann doch jetzt nicht einfach einen vier Meter breiten Krater hineingraben.«
»Irgendwo muss doch ein Eckchen sein, auf das du verzichten kannst. Wie wär’s hinten am Komposthaufen?«
»Aber da ist der Abhang so steil und von Unkraut überwuchert. Im Juli ist es ein einziges rosa Meer aus Ackerwinde. Ich werd nie im Leben all die Wurzeln rauskriegen.«
»Du sagst uns immer, wir sollen uns Herausforderungen stellen.« Merry wollte endlich in Ruhe ihre Hausaufgaben machen. »Nichts wirklich Wertvolles im Leben fällt einem in den Schoß.«
Althea nickte zögernd. Sie wusste, dass das ihre eigenen Worte waren, und sie glaubte wirklich daran. »Aber es regnet.«
»Ich dachte, du arbeitest gern bei Regen im Garten. Du hast immer gesagt, die Rosen duften dann noch intensiver.« Merry klang skeptisch.
»Ja, so ist es. Und meine Gloria Dei sieht einfach herrlich aus. Du hast Recht, Liebling. Ich sollte den Stier bei den Hörnern packen. Oder in diesem Fall wohl eher die Harke und den Spaten. Ich geh nach draußen.«
»Aber es ist fast Mittag!« Etwas verspätet fiel Merry ein, dass ihre Mutter immer stundenlang verschwunden blieb, wenn sie einmal in ihren Garten gegangen war. »Ich sterbe vor Hunger!«
»Dann solltest du dir besser etwas zu essen machen, Liebes. Wir haben jede Menge Pasta, aber versuch, wenn’s geht nicht überall auf der Arbeitsplatte geriebenen Käse zu verteilen.«
Merry seufzte. Diese Rollentauschgeschichte hatte ihre Schattenseiten.
Mitte Juni konnte jeder Garten wie ein Stück vom Paradies aussehen, das war keine Kunst. Alle Rosen standen in Blüte und alle anderen Blumen machten sich bereit und wirkten verheißungsvoll. Altheas Garten war tatsächlich ein kleines Paradies, denn seit Frederick gegangen war, hatte sie unermüdlich und hingebungsvoll daran gearbeitet. Nach der Trennung hatte sie sich nach einer Beziehung gesehnt, bei der ihre Mühen belohnt wurden.
Und Althea fand, der Regen gab dem verschwenderischen Rosa, Apricot und Cremeweiß der Rosen eine weiche, melancholische Note. An Baumstämmen, Zaunpfählen und der Hauswand kletterten sie hinauf. Jeder Blüte war nur ein so kurzes Dasein beschieden, aber vom ersten Farbhauch der Knospe bis zu dem Moment, da ihre Blätter lautlos zu Boden fielen, zeigte sie der Welt großmütig ihre Schönheit, ganz gleich, ob irgendwer da war sie zu sehen.
Althea wanderte von Pflanze zu Pflanze, inspizierte ihre Lilien, um festzustellen, ob auch keine Schnecken über sie hergefallen waren, und begutachtete die Blätter der Geranie, die sich hier ohne ihr Zutun angesiedelt hatte. Althea war noch nicht sicher, ob es eine richtige Gartengeranie werden wollte oder eine dieser zartrosa, oft als Unkraut verschrienen Sorte, die auf Feldern und Wiesen wuchs. Sie pflückte eine welke Blüte von einer späten Pfingstrose und überlegte wieder einmal, ob sie ein ganzes Beet mit Pfingstrosen anlegen sollte oder ob ihre Blütezeit einfach zu kurz dafür war. Sie kam wie immer zu der Erkenntnis, dass sie in dieser Frage wohl nie eine Entscheidung treffen würde, und schlenderte weiter zu ihrem Teich, der, wie sie erfreut feststellte, ausnahmsweise einmal gut gefüllt war, und auch das Feuchtbeet dahinter war schön nass. Sie warf einen kritischen Blick auf die unlängst gepflanzten Färbernesseln und fragte sich, ob sie je wie versprochen zweieinhalb Meter hoch werden würden oder ob der Boden dafür einfach zu trocken war. Erst als sie all ihre Pflanzen besucht und sich von ihrem Wohlergehen überzeugt hatte, wandte sie ihre Gedanken dem Wettbewerb zu.
Es war vermutlich wirklich ein Handikap, dass das einzige Stück Garten, das sie für diesen Zweck zu opfern
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