Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
etwas aus. Eigentlich hätte sie hingerissen sein sollen. Hier ging sie Hand in Hand mit dem großen, attraktiven Mann, der in letzter Zeit so oft der Gegenstand ihrer Tagträume gewesen war, aber ihr Mitgefühl verdrängte die prickelnde Freude. Dann stolperte sie plötzlich und er stützte sie und als die Innenseiten ihrer Arme sich dabei berührten, verdrängte wiederum eine beinah übermächtige Sehnsucht ihr Mitgefühl. Als sie auf den gepflegten Spazierweg zurückkamen und sich dem Wagen näherten, war sie vollkommen durcheinander.
»Also, was möchten Sie, das ich tun soll?«, fragte sie und überließ damit ihm allein die Initiative.
Patrick seufzte. »Oh Althea, Sie können wirklich manchmal die seltsamsten Fragen stellen.«
»Wirklich?«
»Entschuldigung. Ich war in Gedanken. Am liebsten würde ich in die Wohnung fahren, ein paar Sachen abholen und zum Haus bringen. Ich werde die Wohnung jetzt so schnell wie möglich aufgeben. Aber ich will Sie nicht den ganzen Nachmittag beanspruchen.«
»Kein Problem. Ich dachte schließlich, Sie wollten nach Heathrow.«
»Und Sie hätten mich hingefahren?«
»Natürlich. Wenn Sie Topaz hätten folgen wollen«, fügte sie hinzu, weil sie fürchtete, sie könne sich verdächtig machen, wenn sie allzu entgegenkommend klang.
»Sie sind wirklich sehr freundlich.«
»Ja, das bin ich.« Sie wühlte in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel. »Wo genau ist diese Wohnung?«
Sie fuhren los und er wies ihr den Weg. Althea versuchte nicht niedergeschlagen zu sein. Trotz all der buddhistischen Vorträge ihres Sohnes über Rücksichtnahme und Mitgefühl wollte sie nicht freundlich genannt werden, nicht von ihm. Sie wollte, dass er sie schön und anziehend nannte. Dieser verfluchte Frederick hatte es getan, der letzte Mensch, von dem sie es hören wollte. Und Patrick, nach dem sie sich verzehrte, fand sie freundlich. Sie warf ihm einen Blick zu, der alles andere war, aber er sah leider aus dem Fenster und merkte es nicht.
Sie bog in die asphaltierte Einfahrt und bremste ziemlich abrupt.
Patrick wandte sich ihr zu. »Es tut mir furchtbar leid, dass ich Sie so ausnutze. Ich habe Sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen von Ihrer Abschiedsparty weggelockt. Lassen Sie es mich mit einem Drink wiedergutmachen.«
»Ich trinke niemals, wenn ich fahre.«
»Topaz hatte immer eine große Auswahl alkoholfreier Gesundheitsdrinks im Haus. Ein paar sind beinah genießbar.« Er legte ihr leicht die Hand auf die Schulter und sie schmolz augenblicklich. »Bitte.«
»Na ja, ich hätte nichts gegen eine Tasse Tee.«
»Dann kommen Sie.«
Die Wohnung war ordentlich, geschmackvoll und langweilig – eine Übergangslösung. Dezenter grauer Teppichboden, Pastelltöne an den Wänden, ein gemauerter Kamin. Keine Persönlichkeit hatte hier bislang Spuren hinterlassen.
»Kann ich mal ins Bad?«, fragte Althea. Sie fühlte sich plötzlich verschwitzt und klebrig. Außerdem brauchte sie ein paar Minuten für sich, um ihre Gedanken zu ordnen. Solange Patrick in der Nähe war, schien sie dazu nicht in der Lage.
»Die Tür da drüben.«
Das Badezimmer war ein Traum. Bis zur Decke gekachelt, es gab ein Bidet, zwei Waschbecken, eine separate Dusche und eine Eckbadewanne. Die Spiegeltüren der Schränke standen alle offen, vermutlich ein Beweis für Topaz’ fieberhafte Eile beim Packen. Aber ein beachtliches Sortiment an Kosmetika war zurückgeblieben. War all dieses Aloe Vera das geheime Rezept für Topaz’ blendende Erscheinung? Oder verdankte sie sie einfach ihrer Jugend und einem sorgenfreien Leben? Was immer es sein mochte, mit ihr zu konkurrieren schien jedenfalls völlig hoffnungslos.
»Ein Glück, dass du diesbezüglich keinerlei Ambitionen hast«, sagte Althea zu ihrem Spiegelbild. Sie sprach sehr bestimmt, wie um sich selbst zu überzeugen.
»Und warum?«, wollte die Althea wissen, die eine gute Freundin von Sylvia war und manchmal ein bisschen außer Rand und Band geraten konnte.
»Weil er nicht interessiert wäre«, dozierte die Mutter von drei Teenagern. »Und selbst wenn. Du bist überhaupt nicht der Typ für flüchtige Affären. Und nichts anderes könnte es je sein, weil die Kinder das nicht verkraften würden. Also halt all diese tückischen, körperlichen Triebe im Zaum, die drohen, dein Leben auf den Kopf zu stellen, und konzentrier dich lieber darauf, ›freundlich‹ zu sein. Es ist vielleicht langweilig, aber es ist sicher. Und es ist das, was du zum Wohle deiner Kinder
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