Im Glanz der roten Sonne Roman
nichts fort«, bat Jordan und stellte die Vase zurück. »Alles ist genau richtig!«
»Bist du sicher?«
Jordan nickte. Er ließ sich aufs Sofa fallen und zog Eve neben sich. »Ich bin froh, was du getan hast. Ich selbst hätte nicht den Mut gehabt.«
»Ist es dir auch wirklich recht? Du brauchst auf meine Gefühle keine Rücksicht zu nehmen.«
»Es war sehr lieb von dir – und typisch für dich.« Er lächelte ihr zu. »Danke, Eve.« Dann küsste er sie auf die Stirn, und Eve spürte, wie sie sich entspannte.
Es klopfte an der Haustür, und Gaby ging, um zu öffnen. Kurz darauf kam sie mit verwunderter Miene zurück.
»Herrenbesuch für dich, Eve«, sagte sie, und in ihren blauen Augen blitzte es.
»Wer ist es denn?«, wollte Eve wissen, die überzeugt war, dass es sich um einen Irrtum handeln musste.
»Irwin. Irwin Read. Er sagt, er sei von der Gazette .«
»Irwin ist hier?«
»Ja. Soll ich ihn hereinbitten?«
Eve seufzte. »Er kommt bestimmt nicht zu einem Höflichkeitsbesuch, Gaby.« Sie stand auf. »Mal sehen, was er will.«
Irwin stand auf der Veranda und wirkte etwa so entspannt wie ein nackter Mann in einem Ameisenhaufen, aber das war bei Irwin nichts Außergewöhnliches.
»Grüß dich, Irwin«, sagte Eve. »Was kann ich für dich tun?«
»Ich ... du bist lange nicht mehr im Büro gewesen ... deshalb war ich bei Miss Foggartys Haus.« Er schüttelte den Kopf, und Eve ahnte, dass er aus Mary Foggarty nicht allzu viel Sinnvolles herausbekommen hatte.
»Und dann habe ich Celia in der Stadt getroffen. Als ich sie nach dir fragte, hat sie mir erzählt, dass du hier wohnst ...«Irwin schien erstaunt darüber zu sein, dass Eve in Eden zu Hause war, und obwohl sie nicht eng befreundet waren, schien es ihn zu verletzen, dass sie es ihm nicht erzählt hatte.
Eve trat auf die Veranda hinaus, und Irwin stellte verwundert fest, dass sie statt ihrer üblichen Reithose und dem Männerhemd ein rosa Sommerkleid trug. Auch der Hut war verschwunden, und ihre Haare waren gewachsen.
Eve bemerkte, dass er sie musterte. »Ich arbeite hier. Warum starrst du mich so an, Irwin? Ist mir ein anderer Kopf gewachsen, seit ich zum letzten Mal in den Spiegel geschaut habe?«
»Du siehst so anders aus.«
Eve lachte. »Dann habe ich mich hoffentlich zum Vorteil verändert.«
Irwin nickte. »O ja. Und hier arbeitest du also?« Er konnte seine Erleichterung kaum verbergen. Nachdem er mit Celia gesprochen hatte, hatte jemand ihm erzählt, dass Eve mit Jordan Hale in der Stadt gewesen war und ihm geholfen hatte, neue Möbel für das Haus auszusuchen. Irwin hatte nicht recht gewusst, was er davon halten sollte.
»Ich bin nicht im Büro gewesen, weil ich dachte, dort nicht sehr willkommen zu sein, nachdem ich Jules im Stich gelassen habe. Er war doch sicher wütend, weil er den Artikel über den Erntedankball nicht bekommen hat?«
»O nein.« Irwin senkte den Kopf und starrte auf seine großen Füße. »Das mit dem Artikel habe ich für dich erledigt. Ich hab etwas eingereicht ... Es war natürlich nicht so gut, als wenn es von dir gewesen wäre, aber es hat Jules genügt.«
Eve schaute ihn überrascht an. »Das war sehr nett von dir, Irwin. Ich hoffe, ich kam nicht auch in dem Artikel vor.«
Irwin zuckte mit seinen runden Schultern und errötete. »Nein, nein. Ich hab über die Kleider der Damen geschrieben, über das kalte Buffett des Landfrauenvereins und solche Dinge.«
Eve schüttelte insgeheim den Kopf über Irwins Mangel an Fantasie, war aber sehr froh darüber, dass ihre Konfrontation mit Max keine Erwähnung gefunden hatte.
»Jules hat im Moment sehr viel mit dem Bericht über die Untersuchung der Menschenrechtskommission zu tun. Bisher haben sie fünf Plantagen inspiziert ...«
In Eden waren sie noch nicht gewesen, doch Jordan machte sich deshalb auch keine Gedanken. Das Quartier für die kanakas war fertig, und er konnte stolz darauf sein.
»Weißt du, welche Plantagen sie besucht haben?«, fragte Eve.
»Die von Frank Morrison und von Maximillian Courtland ... Ich glaube, sie waren auch bei den Santinis.«
Eve riss die Augen auf. »Weißt du Näheres darüber, was in Willoughby geschehen ist?«
Irwin nickte. »Max muss eine hohe Geldstrafe zahlen, die alte Arbeiterbaracke abreißen und eine neue mit sanitären Einrichtungen und einer Kochstelle bauen. Jules sagt, das wird ihn ein Vermögen kosten.«
Eve musste an ihre Mutter und ihre Schwestern denken. Auch sie hatte Celia in der Stadt getroffen, und
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