Im Glanz der roten Sonne Roman
wie Vieh behandelte. Nach seiner drohenden Miene zu urteilen, hatte sich im Lauf der Jahre nichts daran geändert.
Als Jordan sich nach Norden wandte, sah er Rauch aufsteigen – von einem brennenden Zuckerrohrfeld, wie er zuerst vermutete. Dann aber erkannte er, dass der Rauch aus Richtung der Mühle kam. Als er sie erreichte, packte ihn Entsetzen. Nicht die Mühle selbst brannte, sondern das Gebäude dahinter – das Haus von Bert Finley, in dem Frankie Malloy und seine Familie wohnten.
6
A ls Jordan den Wagen vor Bert Finleys brennendem Haus ausrollen ließ, glaubte er zuerst, Frankie und dessen Familie wären in der Flammenhölle eingeschlossen. Aus dem Dachstuhl quoll dichter Rauch, und Flammen leckten wie gierige Feuerzungen an den hölzernen Einfassungen der Fenster.
Jordan sprang genau in dem Augenblick vom Wagen, als Frankie mit einem Eimer in der Hand an der Hausecke erschien. Er begann, fieberhaft Wasser aus der Pferdetränke zu schöpfen und es gegen die Hauswände zu schütten, doch seine Anstrengungen waren vergebens: Das Feuer hatte sich schon zu weit ausgebreitet, und die glühende Hitze trieb ihn immer mehr zurück.
»Wo sind Gaby und die Jungen?«, rief Jordan entsetzt und eilte auf Frankie zu.
Frankie erwiderte nichts, starrte ihn nur mit leerem Blick an. Jordan geriet in Panik.
»Sind sie da drin?«, rief er laut, um das Zischen und Krachen des Feuers zu übertönen. Plötzlich hörte er hinter sich einen Ruf. Als er sich umwandte, sah er eine Frau im Schatten der Bäume stehen. Ihre beiden Söhne drängten sich neben sie und hielten sich an ihren Röcken fest. Ihr blasses, tränenüberströmtes Gesicht war mit Ruß verschmiert. Sie stand offensichtlich unter Schock. Frankie hatte an Armen und Händen Verbrennungen davongetragen, und seine Haare waren angesengt. Jordan erkannte, wie knapp die Familie mit dem Leben davongekommen war.
»Lassen Sie es sein, Frankie. Sie können nichts mehr tun«, sagte Jordan und zog den Zimmermann zurück – gerade in dem Moment, als krachend das Dach einstürzte und einen leuchtend roten Funkenregen in den dämmrigen Himmel sandte.
Frankies schmale Gestalt schien in sich zusammenzusinken, als er mit Jordan weiter zurückwich.
»Wie ist das Feuer ausgebrochen?«, fragte Jordan.
»Ich weiß nicht ...«, erwiderte Frankie mit kratziger Stimme. »Gaby sagt, eine Fackel wurde durchs Vorderfenster ins Haus geworfen und hat die Vorhänge in Brand gesetzt. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um sie herauszuholen.«
»Haben Sie in der Nähe des Hauses jemanden gesehen?«
»Nein.« Frankie blickte zu seiner Frau und den Kindern hinüber; dann barg er das Gesicht in den Händen. »Wäre ich ein paar Minuten später gekommen ...«
Unbändiger Zorn stieg in Jordan auf. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und er ballte die Fäuste. Die wenigen Minuten, als sie sich ahnungslos die Cottages angeschaut hatten, hätten Frankie beinahe seine Frau und die Kinder genommen ...
»Ich schwöre Ihnen, Frankie, dass Max dafür bezahlen wird!«, stieß er hervor.
Frankie starrte auf das Haus, das rasch zu einem Haufen verkohlter Balken und Asche zusammenfiel. »Sie können nichts gegen ihn unternehmen, Jordan. Wenn er zu so etwas fähig ist, muss man ihn fürchten!«
»Das sehe ich anders«, gab Jordan leidenschaftlich zurück. »Das war die Tat eines Feiglings!«
Bevor Frankie etwas erwidern konnte, trat seine Frau neben ihn. Gaby war zierlich, mit roten Locken und großen, ausdrucksvollen blauen Augen, in denen sich nun all ihre Gefühle spiegelten: Erleichterung ebenso wie Schrecken und Verzweiflung. Ihre beiden Söhne klammerten sich an ihreRöcke. Sie waren sechs und neun Jahre alt und ähnelten mit ihren schlanken, sehnigen Körpern und den schmalen Gesichtern dem Vater.
»Wir haben alles verloren«, schluchzte Gaby verzweifelt. »Wir besitzen nichts mehr außer den Kleidern, die wir am Leib tragen.«
Jordan litt mit ihr. Es war seine Schuld, dass die Familie, die nichts Böses getan hatte, von kaltblütigen Brandstiftern angegriffen worden war.
Frankie legte beschützend einen Arm um seine Frau und die Kinder. »Es wird schon wieder, Liebes. Wir müssen noch einmal von vorn anfangen, aber wir haben immer noch uns.«
Doch trotz seiner tröstenden Worte sah Frankie wie ein gebrochener Mann aus.
Nach und nach trafen Reiter ein, darunter auch der Schwiegersohn von Bert Finley.
»Was ist passiert?«, fragte Matt Landor Frankie beim Absteigen. »Ich habe von meinem
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