Im Glanz der roten Sonne Roman
weg, damit die Kinder nicht hörten, was sie zu sagen hatte. »Der Brandanschlag ist für Frankie besonders schlimm«, erklärte sie Jordan. »Frankie hat seine erste Frau und eine kleine Tochter verloren, als ihr Haus niederbrannte. Er hat Jahre gebraucht, darüber hinwegzukommen. Er war kaum noch er selbst, als er heute Nachmittag hierher kam und das Haus brennen sah. Ich habe ihn noch nie so verzweifelt und verwirrt gesehen. Nachdem er uns längst aus dem Haus geholt hatte, wollte er immer wieder hinein ...«
Jordan hatte bisher angenommen, Frankie habe bloß spät geheiratet; jetzt wusste er, warum er eine so viel jüngere Frau und noch so kleine Kinder hatte – und völlig verängstigt war.
»Der arme Kerl«, sagte er und hasste Courtland mehr als je zuvor für all das Leid, das er anderen Menschen gebracht hatte.
Es war dunkel, als Jordan mit den Malloys nach Eden zurückkam. Frankie hatte mit Jordan vorn auf dem Bock gesessen, während Josh und Billy trübsinnig auf die rote Glut ihres niedergebrannten Heims starrten und Gaby leise schluchzte. Zwar hatten sie nicht viel von Wert besessen, doch Gaby hatte einige Dinge verloren, die ihr viel bedeutet hatten: Fotos ihrer Familie in Possum Creek, ein paar Bilder von den beiden Jungen, als sie noch Babys gewesen waren, und ihre Hochzeitsfotos. Auch die Ringe ihrer Mutter waren fort, ebenso die Uhr ihres Vaters – kleine Dinge, die für Gaby jedoch großen Wert besessen hatten. Sie war sicher, dass niemand sie in der Asche des Hauses wiederfinden würde.
Als sie in Eden eintrafen, rief Jordan als Erstes Eve zu sich. Sie kam im Morgenmantel aus dem Anbau, gefolgt von Ting yan.
»Haben Sie noch Bettzeug übrig?«, fragte er.
»Ja, ein paar Laken und Decken sind noch da.« Sie sah die Besorgnis auf seinen Zügen und schloss daraus, dass irgendetwas geschehen sein musste.
»Könnten Sie die Sachen bitte nach oben bringen? Ich stelle Gaby, Frankie und den Kindern dort ein Zimmer zur Verfügung, bis das Cottage für sie hergerichtet ist.«
Eve blickte ihn erstaunt an. »Natürlich. Ist etwas passiert? Sie wirken erschüttert.«
»Das Haus der Malloys ist heute Abend niedergebrannt. Sie besitzen nichts mehr. Alles, was Sie an Kleidung entbehren können, ist willkommen, Eve. Ich selbst suche für Frankie und die Jungen etwas heraus, aber für Gaby habe ich leider nichts Passendes.«
»Haben sie sich verletzt? Verbrennungen erlitten?«, fragte Eve besorgt.
»Gaby und die Kinder haben einen Schock. Frankie hat ein paar Brandwunden davongetragen. Können Sie ihm eine Salbe geben?«
Eve nickte. »Ich glaube, Nebo hat irgendein Mittel.« Sie wandte sich an Ting yan. »Würdest du zu ihm gehen und ihn fragen, während ich ein Nachthemd für Gaby heraussuche?«
Ting yan schüttelte den Kopf. »Ich selbst habe gute chinesische Medizin gegen Brandwunden, Missy Eve. Ich gehe holen.«
Eine Stunde später waren die Kinder gebadet, und die Familie hatte Tee und Sandwiches bekommen, doch Frankie und Gaby hatten kaum etwas gegessen.
»Sie sagten, jemand habe Ihr Haus absichtlich angesteckt?«, wandte sich Eve an Frankie, während Ting yan die chinesische Salbe auftrug. »Wissen Sie, wer es war?«
Frankie seufzte. »Ich war nicht dort, als es geschah, und Gaby hat nicht gesehen, wer der Täter gewesen ist«, sagte er. Eve fiel auf, dass er es vermied, ihr ins Gesicht zu sehen, und seine sonst so offene Miene wirkte verschlossen.
»Jordan glaubt zu wissen, wer dafür verantwortlich ist. Es gibt da jemanden, der verhindern will, dass Eden wiederaufgebaut wird«, erklärte er ruhig. »Man hat Arbeiter daran gehindert, hierher nach Eden zu kommen; deshalb musste Jordan bis Babinda fahren, um Männer einzustellen. Ich habe Gerüchte gehört, dass kanakas , die hier arbeiten wollten, verprügelt wurden. Selbst Europäer, wie die Sears-Brüder, hat man bedroht.«
Eve hatte nicht gewusst, dass Jordan vor so ernsten Problemen stand. Doch sie hatte sich seit Tagen kaum noch mit ihm unterhalten. »Wo ist Jordan eigentlich?«, fragte sie.
»Ich glaube, er ist hinausgegangen, um mit Ryan O’Connor zu sprechen.«
Als Ting yan fertig war, rollte Eve die Mullbinden auf, die sie nicht benutzt hatte. »Möchten Sie oder Ihre Frau noch Tee?«
»Nein, danke, Eve. Ich werde hinaufgehen und nachsehen, ob Gaby und die Jungen so weit zurechtgekommen sind.«
Frankie war mit den Nerven herunter, wie man es nach einem solchen Schock nicht anders erwarten konnte, doch Eve fand, dass er mehr
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