Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
bewusst verführerischem Ton an die Neuankömmlinge.
    »Ja, alle beide«, antwortete der eine.
    Er schien ein wenig älter als die anderen zu sein und sah mit seinen blonden Haaren und den Augen – so blau wie ein Sommerhimmel – außergewöhnlich gut aus.
    Entmutigt ließ sich Ruby auf eine der Bänke plumpsen und stieß einen tiefen Seufzer aus. Die Jockeys wechselten bedeutungsvolle Blicke. Sie sahen natürlich, dass die junge Frau beschwipst war, und rangen noch mit sich, ob sie die Situation ausnützen sollten.
    Einer von ihnen traf die Entscheidung. »Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink gebrauchen«, sagte er zu Ruby und zwinkerte seinen Freunden heimlich zu. »Ich finde, wir sollten noch eine Flasche aufmachen.«
    »Ich geh und hol eine«, erbot sich der attraktive Blonde.
    »Hey, Rick, nimm Johnny Walker, nicht diesen billigen Fusel!«, rief einer ihm nach.
    Als Ruby den Namen Rick hörte, richtete sie sich auf. »Ist das etwa Rick Paget?«, fragte sie den Jockey, der ihr am nächsten saß.
    »Ganz recht, Schätzchen, er ist es höchstpersönlich.«
    Rubys Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Sie wusste, sie würde Jed die größte Freude machen, wenn es ihr gelänge, Rick Paget zu überreden, auf Silver Flake ins Rennen zu gehen. Und sie war es ihm wirklich schuldig.

27

     
    Ruby hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war, aber irgendwann fand sich die ganze ausgelassene Gesellschaft in Rick Pagets Hotelzimmer wieder. Als zwei der Jockeys gingen, um Zigaretten zu besorgen, kamen sie in Begleitung von drei jungen Frauen zurück, die kaum älter als zwanzig aussahen und unverkennbar aus der Gegend stammten: Sie trugen ausgebleichte Jeans, karierte Blusen und flache Schuhe, und ihre frischen Gesichter waren ungeschminkt. Eine hatte sich die Haare zu Rattenschwänzchen gebunden, die zweite hatte einen Pferdeschwanz, und die dritte trug ihre Haare streichholzkurz. Hätten sich nicht ihre Brüste unter der Bluse abgezeichnet, hätte man sie für einen Jungen halten können.
    Ruby kicherte in einem fort über den seltsamen Dialekt von Kylee, Dinah und Blanche. In ihrem angeheiterten Zustand fand sie alles unheimlich komisch. Die Mädchen jedoch waren beleidigt und beruhigten sich erst wieder, als die Jockeys ihnen ein paar Gläser Whiskey spendiert hatten und ihnen versicherten, dass Ruby es nicht böse meine.
    Das Radio im Zimmer war voll aufgedreht, und die drei tanzten und lachten und flirteten mit den Jockeys. Ruby wartete auf eine passende Gelegenheit, um mit Rick zu reden. Ihr Plan war, ihn dazu zu überreden, die Pferde zu wechseln und mit Silver Flake an den Start zu gehen; aber der Mann konnte keine fünf Minuten still sitzen. Und je mehr sie trank, desto schwieriger wurde es, ihre Gedanken zu ordnen. In ihrem Kopf hörte sich alles ganz logisch an, aber wenn sie den Mund aufmachte und die Sätze zu formulieren versuchte, kam nur Unsinn heraus.
    Irgendwann ließ Ruby sich auf das Hotelbett fallen, weil ihr so schwindlig war, dass sie sich kaum noch halten konnte. Einer der Männer zog sie wieder auf die Füße und wollte mit ihr tanzen, aber Ruby schwankte nur. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Ich leg mich ein bisschen hin«, lallte sie. »Nur ein paar Minuten. Dann geht’s mir wieder gut.«
    Sie drehte sich um, fiel der Länge nach aufs Bett und schloss die Augen.
    Es war die ungewohnte Stille, die Ruby weckte. Ruby setzte sich auf und stöhnte. Das ganze Zimmer drehte sich um sie. Es dauerte einen Moment, bis sie sich erinnerte, wo sie war und was passiert war.
    »Wo sind sie denn nur alle?«, wunderte sie sich.
    Sie drehte den Kopf und kniff für eine Sekunde die Augen zu, als ihr ein heftiger Schmerz durch den Schädel schoss. Als sie die Augen wieder öffnete, schnappte sie erschrocken nach Luft. Neben dem Bett stand Rick und zog sich in aller Seelenruhe aus. Ruby wandte sich schnell ab.
    »In Martys Zimmer«, beantwortete er ihre Frage. Er schlug die Bettdecke zurück und schlüpfte neben Ruby ins Bett, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt.
    »Ich … ich glaub, ich geh jetzt besser«, stammelte Ruby. Sie schaute zum Fenster und konnte nicht glauben, dass es draußen schon dunkel war. »Wie spät ist es denn?«, murmelte sie und guckte angestrengt auf das Ziffernblatt ihrer Armbanduhr. Es verschwamm ihr vor den Augen.
    »Schlafenszeit«, antwortete Rick schläfrig. »Wieso bleibst du nicht einfach hier?«
    »Hier?« Ruby riss die Augen auf. »Ausgeschlossen! Das

Weitere Kostenlose Bücher