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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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rief Richard überrascht. »Sie sind ja noch da.«
    »Wir haben gar nicht damit gerechnet, dass Sie noch in der Stadt sind«, fügte Roger hinzu.
    »Ich kann mir vorstellen, was Sie jetzt denken«, erwiderte Ruby verlegen. »Ich habe gestern ein bisschen zu tief ins Glas geschaut. Ich kann mich dummerweise nur lückenhaft erinnern, was passiert ist.«
    »O je, das können wir nachfühlen, uns ist es ähnlich ergangen«, erwiderte Roger peinlich berührt. »Und was ist mit Ihrer Suche nach einem Jockey? Haben Sie denn jetzt einen gefunden?«
    »Keine Ahnung, ehrlich gesagt.« Sosehr sich Ruby auch anstrengte, sie konnte sich einfach nicht erinnern. »Ich glaube nicht, aber sicher bin ich mir nicht.«
    »Die Jockeys sind schon vor ein paar Stunden zur Rennbahn hinausgefahren«, sagte Richard. »Ich habe sie zufällig gesehen, weil ich aufgestanden bin, um eine Kopfschmerztablette zu nehmen.«
    Ruby stöhnte auf. »Jed macht sich bestimmt die größten Sorgen um mich. Ich glaub’s einfach nicht, dass ich hier geschlafen habe. Ich muss unbedingt zur Rennbahn zurück. Wenn Sie mich entschuldigen würden …« Sie eilte davon.
    »Warten Sie!«, rief Richard ihr nach.
    »Sie können mit uns fahren«, fügte Roger hinzu.
    Ruby drehte sich um. »Haben Sie denn ein Auto?«
    »Ja, Richard fliegt nicht gern, und im Auto lernt man Australien am besten kennen.«
    »Oh, das ist furchtbar nett von Ihnen, vielen Dank.« Rubys Erleichterung währte jedoch nicht lange. »Ich weiß nicht einmal, wann das Rennen startet; hoffentlich habe ich es nicht verpasst«, jammerte sie.
    »Keine Panik. Wir werden unterwegs eine Zeitung besorgen, dann wissen wir’s«, gab Richard zurück.
    Als Ruby mit Richard und Roger zur Rennbahn hinauskam, waren bereits einige Rennen gelaufen. Zum Glück waren es nur die unbedeutenden, darunter der Kamel-Cup.
    Richard parkte den Wagen auf einem Parkplatz, wo bereits hunderte anderer Fahrzeuge standen. »Das Rennen startet in einer halben Stunde«, sagte Roger, nachdem er den Sportteil der Zeitung überflogen hatte. »Und Ihr Pferd steht immer noch auf der Startliste – zumindest bis Redaktionsschluss war es so. Von den anderen ist auch keines gestrichen worden.«
    Alle drei stiegen aus und tauchten in die Menschenmenge ein. »Ich muss unbedingt Jed finden«, sagte Ruby. »Wir sehen uns dann später. Und danke für alles. Sie beide waren wie zwei wunderbare Retter für mich«, fügte sie mit spontaner Herzlichkeit hinzu.
    Die Männer strahlten. »Das ist lieb von Ihnen, Kindchen«, sagte Richard gerührt.
    »Gehen Sie jetzt, beeilen Sie sich! Und viel Glück!« Rogers Augen schimmerten feucht.
    Ruby winkte den beiden ein letztes Mal zu und bahnte sich dann einen Weg durch die Menge zu den Stallungen. Silver Flake war nicht mehr in ihrer Box. Ein beklemmendes Gefühl beschlich Ruby. Sie schaute sich um, konnte aber auch Jeds Wohnmobil nirgends sehen. Sie fragte einen Stallburschen, ob er wisse, ob Silver Flake von der Startliste gestrichen worden sei.
    »Ein Galopper ist heute Morgen vom Start zurückgezogen worden. Gut möglich, dass es Silver Flake war.«
    Es war mit Sicherheit Silver Flake, Ruby wusste es in ihrem tiefsten Inneren. Abermals hatte sie Jed im Stich gelassen, und ihm war nichts anderes übrig geblieben, als den Start abzusagen. Niedergeschlagen trottete sie zum Sattelplatz. Nachdem sie den weiten Weg hergekommen war, konnte sie auch ebenso gut bleiben und sich das Rennen ansehen. Die Galopper trafen nacheinander ein. Manche wurden von Stallburschen geführt, andere von ihrem Jockey geritten. Ruby stand an der Absperrung und schaute todunglücklich zu. Eigentlich hätte auch Silver Flake unter den Startern sein müssen.
    »Ruby! Wo hast du denn gesteckt?«
    Sie wirbelte herum. Jed! Er musterte sie von Kopf bis Fuß und wunderte sich offenbar über ihr nachlässiges Äußeres. Sie hatte sich ja in aller Eile angezogen und nicht einmal frisiert.
    »Du … du bist ja noch da«, murmelte sie kaum hörbar.
    »Natürlich bin ich noch da. Was hast du denn gedacht? Wo warst du denn die ganze Nacht? Ich war halb krank vor Sorge.«
    Jed war stundenlang durch die Stadt gefahren und hatte nach Ruby gesucht. Er hatte nicht nur sämtliche Hotelbars abgeklappert, einschließlich jener im Aurora Hotel, sondern war auch zum Todd River gefahren, wo er beinahe in eine Schlägerei mit ein paar Betrunkenen verwickelt worden wäre.
    »Das erklär ich dir später. Ich habe gehört, dass eines der Pferde von der

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