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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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mit beiden Beinen fest auf dem Boden, sonst hätte ich mich gar nicht erst mit ihm abgegeben.«
    Mick schwieg einen Augenblick. »Ich verstehe trotzdem nicht, dass du mir nie davon erzählt hast.«
    »Wozu?« Wieder zuckte Jed mit den Schultern. »Joe war ein stiller Teilhaber. Ich hab ihm vielleicht zweimal im Jahr geschrieben und ihm von Silver Flakes Fortschritten berichtet. Er ist zu einigen Rennveranstaltungen gekommen, und das war’s auch schon.«
    »Hast du gewusst, dass er eine Tochter hat?«
    »Er hat es irgendwann einmal erwähnt. Ich glaube, sie hieß Jennifer. Er hatte auch einen Sohn, Justin. Ich hatte das Gefühl, die beiden waren reichlich verwöhnt. Ich glaube, er war ein bisschen enttäuscht von ihnen.«
    Mick sah ihn verwirrt an. Dann dämmerte es ihm. »Oh, das sind die Kinder aus seiner Ehe. Nein, ich spreche von seiner anderen Tochter. Ruby. Ihr hat er den Anteil an Silver Flake vermacht. Anscheinend hatte Joe eine Geliebte, und Ruby ist ihre gemeinsame Tochter.«
    Jetzt war es Jed, der ein verdutztes Gesicht machte. »Im Ernst? Das höre ich zum ersten Mal.«
    »Wir dachten erst, Ruby käme im Auftrag der Camilleri-Brüder, da haben wir sie in die Mangel genommen.«
    »In die Mangel genommen?«, echote Jed. »Was habt ihr denn mit ihr gemacht?«
    Als Mick ihm von ihren Anstrengungen, Ruby wieder loszuwerden, erzählte, staunte Jed nicht schlecht. »Und sie ist trotzdem dageblieben? Die Kleine muss ja ein ganz schön dickes Fell haben.« Vor seinem geistigen Auge entstand das wenig schmeichelhafte Bild eines kräftigen, resoluten Mannweibs.
    »O ja, die ist zäh«, bestätigte Mick. »Und sie kann einiges vertragen. Ich glaube, sie könnte Jacko unter den Tisch trinken.«
    »Sogar Ina Bobbin könnte Jacko unter den Tisch trinken«, erwiderte Jed lachend.
    Die Männer schwiegen eine Weile. Sie schauten den Insekten zu, die vom Schein des Feuers angelockt wurden, und genossen die Stille und den Frieden der Mundi-Mundi-Ebene.
    »Sie wird erst wieder abreisen, wenn sie mit dir gesprochen hat, Jed«, sagte Mick schließlich.
    »Hat sie gesagt, was sie will?«
    »Sie möchte dir ihren Anteil verkaufen.«
    Jed schnaubte höhnisch. »Und woher soll ich das Geld nehmen? Der Unterhalt eines Rennpferds ist eine teure Angelegenheit. Und wenn Flake ein Rennen gewinnt, geht das meiste für Futter oder den Tierarzt drauf.«
    »Und der Rest für deine Schulden in meinem Pub«, ergänzte Mick grinsend. »Du wirst trotzdem nicht drum herumkommen, mit ihr zu reden, Jed. Wie gesagt, die Kleine ist ganz schön hartnäckig.«
    »Was weiß sie über mich?«
    »Im Grunde gar nichts. Wir haben ihr nur erzählt, dass du nicht da seist und wir auch nicht wüssten, wann genau du zurückkämst.«
    Jed nahm einen weiteren kräftigen Schluck aus der Flasche. Nachdenklich starrte er in die Flammen. »Dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als in die Stadt zu kommen und mit ihr zu reden.«
    »Könnte riskant sein, falls die Camilleri-Brüder tatsächlich in der Gegend herumschnüffeln«, gab Mick zu bedenken.
    Jed strich sich über seinen buschigen Bart. Ein Mundwinkel hob sich. »Schätze, im Augenblick würde mich nicht mal meine eigene Mutter wiedererkennen.« Er schwieg einen Augenblick und fragte dann: »Wie ist sie denn so?«
    »Ruby?«
    Jed nickte und setzte die Bierflasche abermals an die Lippen. Ruby war ein hübscher Name, aber er passte nicht zu dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte.
    Mick überlegte kurz. »Ich würde sagen, sie ist etwa Mitte zwanzig. Sie hat eine Figur, dass Jacko bei ihrem Anblick buchstäblich das Wasser im Mund zusammenläuft, und er war gestern Abend weiß Gott nicht der Einzige, der zu sabbern anfing.«
    »So attraktiv, hm?« Jed strich das Bild vor seinem inneren Auge durch.
    »Verdammt attraktiv. Aber seien wir doch mal ehrlich: Die meisten Männer in Silverton, dich und mich mit eingeschlossen, haben schon lange keine rassige Frau mehr gesehen.« Er lachte.
    Jed lachte mit. »Ja, das kannst du laut sagen. Wenn wir ein paar Bierchen gezischt haben, finden wir sogar Bernie Lewis’ Kamele attraktiv.«
    »Da hast du allerdings Recht. Aber diese Ruby ist auch in nüchternem Zustand betrachtet eine verdammt hübsche Person. Sie hat eine modische Frisur und die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen habe – und ein süßes Lächeln. Sie ist weiblich und hat trotzdem Mumm in den Knochen. Das ist eine verführerische Mischung.«
    Jed sah Mick von der Seite an. »Klingt, als

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