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Im Heimlichen Grund

Im Heimlichen Grund

Titel: Im Heimlichen Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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seinen Kopf zwischen beide Hände und gab ihm einen herzhaften Kuß.
    Er wandte sich zur unteren Höhle. »Everl, jetzt hilf mir, mein Bett richten.«
    Die Sonne stand hoch am Himmel, ihr Licht fiel in die Höhle; von außen drang der warme, würzige Duft derFichtenwipfel herein und das Zwitschern der Meisen und Girlitze in den Baumkronen. Tröstlich war das.
    Als die beiden sich nach getaner Arbeit in die Lichtluke lehnten, erblickten sie auf dem untersten Ast eines Ahorns ein graues Eichhörnchen, das von einem nahen Zweige die geflügelten, noch unreifen Früchte erntete und mit seinen Nagezähnen flink öffnete. Die ausgekörnten Samenflügel ließ es hinunterwirbeln.
    Peter lag die Sorge für das nächste Essen näher als das Treiben des zierlichen Tierchens, das, knapp zwei Armlängen vor ihm, leicht erreichbar schien. Mit einem faustgroßen Stein traf er es so wuchtig im Genick, daß es tot zu Boden stürzte.
    Das Abhäuten der Beute aber machte Schwierigkeiten. Nach einigen Versuchen gab es Peter vorläufig auf und verwahrte seine Beute unter einer Steinplatte im Hintergrund seiner Höhle. Er mußte einen Hartstein finden, der wie ein Fuchszahn die Haut zerschnitt.
    Je länger er nachdachte, um so stärker drängte sich die Frage auf: Wenn in dem Talkessel überhaupt keine Hartsteine wären, wie sollte er schneiden, womit sich und Eva gegen die Bären verteidigen?
    Er hoffte, im Geröll auf einen scharfen Hartstein zu stoßen. Eva blieb an seiner Seite. Aber scharfkantige Steine gab es hier nicht; alles war vom Rollen im Wasser rundgeschliffen und mußte von weither aus dem Berg stammen. Diese runden Steine drängten sich förmlich als Wurfgeschosse auf.
    Spielend nahmen die beiden einzelne Steine in die Hand, zielten auf herumliegende Felstrümmer und freuten sich, wenn die geworfenen Steine beim Aufschlag in Splitter zersprangen. Mit solchen Splittern beschäftigte sich Eva eine Weile und warf sie dann weg. An einem spannenlangen, blattdünnen Stück, das schaligen Bruch zeigte, fiel ihrdie schöne grünliche Färbung, die Glätte und Schärfe der Ränder auf. Die Form dieses zufällig scharfgewordenen Splitters verlockte geradezu, seine Schneidefähigkeit zu prüfen. Noch immer spielend, köpfte Eva damit Disteln und Kletten.
    Da sprang Peter auf sie zu, nahm ihr den Steinsplitter aus der Hand und versuchte ihn zunächst an seinem Daumen und dann an einem Stück Schwemmholz. Der Stein schnitt besser, als Peter gehofft hatte.
    Erregt forderte er die erstaunte Eva auf, fleißig nach solchen Steinen zu suchen, er brauche sie. Und Eva ging, um ein anderes Gebiet zu durchstöbern. Jetzt fielen auch Peter genug Hartsteinknollen auf, schöne glatte Steine, die einen braun, andere rot, wieder andere grünlich, schwärzlich, gelblich und hornfarben. Stücke waren darunter so groß wie Männerfäuste, manche sogar von der Größe eines Kinderkopfes. Was er davon in den Armen tragen konnte, schleppte er mit sich. Neben einem Felsblock legte er seine Ausbeute an Hartsteinen nieder und machte sich daran, sie zu bearbeiten.
    Er schleuderte einfach jeden Knollen mit aller Kraft gegen den Fels und las dann die weitverstreuten Bruchstücke auf. So entstanden durch Zufall allerlei Brocken und Splitter, die erst geprüft werden mußten, wozu sie taugenmochten; einzelne waren sofort gebrauchsfertig. Da gab's längliche Stücke mit schneidenden Rändern, andere mit langen, scharfkantigen Spitzen, und flache, die sich leicht zwischen Daumen und Finger halten ließen, wenn es etwas zu schaben gab; aber auch grobe, keilförmige Fauststücke zum Hauen und Hacken waren dabei. In der Notlage eines Menschen ohne Metallwerkzeuge war Peter auf die Hartsteine angewiesen. Kein Wunder, daß ihn die Formen der Stücke überlegen ließen: Wozu taugen sie am besten? Manche brauchte er nur in die Hand zu nehmen, und schon fühlte er sich versucht, damit zu hauen, zu stechen, zu bohren oder zu schneiden. Peters Freude über die reiche Ausbeute an Hartsteinbrocken war so groß, daß er, ein faustgroßes Stück aus schieferigem Quarz in der Rechten schwingend, wie ein Wilder herumsprang, drohende Schreie ausstieß und nach allen Seiten in die Luft stach, als hätte er es mit einer Schar Feinde zu tun.
    Eva meinte, er habe eine Tollkirsche gegessen und schrie ihn an: »Peter! Peter! Was hast denn? – Hast 'leicht Schwindelbeer gegessen?«
    Mit rollenden Augen trat er an sie heran, hielt ihr den Fauststein unter die Nase und prahlte: »Jetzt

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