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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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könnte, damit sie dir noch eine Chance gibt.«
    Zarek lachte bitter. »Nach allem, was ich da drin gesehen habe, glaube ich nicht mehr, dass du nach ihrer Pfeife tanzt. So dumm bin ich nicht.«
    »Nicht immer sind die Dinge so, wie sie scheinen.«
    Vielleicht nicht. Aber das wollte Zarek nicht zugeben.
    In dieser Nacht hatte er einiges vermasselt, und er wusste, die Götter würden sich rächen. Doch das interessierte ihn
nicht. »Hör mal, Ash, ich bin völlig erschöpft und hungrig, und ich will einfach nur schlafen, bis meine Wunden heilen. Okay?«
    »Okay.«
    Zarek beobachtete ein paar lachende Studenten, die um eine Ecke wankten. Dann musterte er all die betrunkenen, johlenden Touristen und Einheimischen. Fast ein Uhr nachts und in der Stadt herrschte immer noch reges Leben und Treiben, obwohl sich die Menschenmassen allmählich auflösten.
    »Wann fliege ich zurück?«, fragte er und fürchtete die Antwort.«
    »Morgen. Nick holt dich um zwei Uhr mittags ab und bringt dich in einem Van mit getönten Scheiben zum Rollfeld. Also wird dich das Tageslicht nicht stören.«
    Beim Gedanken an die Rückkehr nach Alaska unterdrückte Zarek ein Stöhnen. Der Frühling begann erst in ein paar Wochen. Bis dahin musste er in seinen vier Wänden ausharren.
    Eine Bewegung zu seiner Linken erregte seine Aufmerksamkeit. Drei Sekunden später rannte ein Daimon durch das Gedränge auf ihn zu, fletschte die Fangzähne und knurrte ihn an. Offenbar wusste er nicht, mit wem er sich einließ. Zarek grinste boshaft, voller Vorfreude.
    »Was bist du?«, fragte der Daimon, als es ihm nicht gelang, ihn einzuschüchtern.
    Zarek schnitt eine Grimasse. »Klären wir mal die Einzelheiten meines Jobs. Ich, ein Dark Hunter. Du, ein Daimon. Ich attackiere dich, du blutest. Ich töte dich, du stirbst.«
    »Diesmal nicht.« Der Daimon stürzte sich auf ihn. Instinktiv hob Zarek seine Silberkrallen, um ihm die Kehle zu zerfetzen.

    Während der Vampir zu Staub zerfiel, tauchte ein keuchender Valerius auf. Anscheinend hatte er den Daimon schon eine ganze Weile verfolgt. Er nickte Ash zu. Dann wandte er sich zu Zarek und erstarrte.
    Ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte Zarek den schockierten Blick. Auf Acherons Wunsch hatte er seinen Ziegenbart abrasiert. Bis der Römer ihn wiedererkannte, dauerte es mehrere Sekunden.
    Zarek schenkte ihm ein ironisches Lächeln. »Überraschung... Ich wette, damit hast du nicht gerechnet.«
    Ohne ein weiteres Wort mischte er sich unter die Menschenmenge und ließ Valerius mit Acheron allein.

20
    NEW ORLEANS, IM MORGENGRAUEN
    Brüder. Das Wort schnitt wie ein Messer in Valerius’ Herz, als er die Marmorbüste in einer Halle anstarrte. Das Gesicht seines Vaters. Und das Gesicht seines Bruders.
    Zarek.
    Gepeinigt versuchte er die Vergangenheit mit der Gegenwart in Einklang zu bringen. Warum hatte er die Ähnlichkeit nie bemerkt? Er wusste es - weil er Zarek vor dieser Nacht niemals richtig angeschaut hatte.
    Als armseliger Sklave von niedriger Herkunft hatte Zarek so tief unter ihm gestanden, dass er gar nicht auf den Gedanken gekommen war, ihn eines Blickes zu würdigen. In jenem früheren Leben hatte er den Jungen nur ein einziges Mal wahrgenommen.
    Warum war Zarek ausgepeitscht worden? Daran erinnerte Valerius sich nicht mehr - auch nicht, welcher seiner Brüder die Missetat begangen und die Schuld in Zareks Schuhe geschoben hatte. Vielleicht war ich’s sogar selber.
    Jedenfalls hatte er an jenem Tag zum ersten Mal ein menschliches Wesen in Zarek gesehen. Der Junge lag auf dem Kopfsteinpflaster, die Arme unter der Brust verschränkt. Über den nackten Rücken zogen sich blutige Striemen. Was Valerius am tiefsten beeindruckte, war sein Gesicht. Diese leeren Augen. Keine einzige Träne.

    Warum weinte Zarek nicht, obwohl er so grausam misshandelt wurde? Da erkannte Valerius, dass der Junge niemals weinte.
    Während der Peitschenstrafe hatte der elende Sklave kein einziges Wort geäußert. Was immer ihm zugemutet wurde, er nahm es wie ein Mann hin, ohne Schluchzen, ohne Flehen, mit stoischer Kälte. Wieso jemand, der jünger war als er selbst, diese innere Kraft aufbrachte, verstand Valerius nicht. Unwillkürlich berührte er die Striemen auf dem geschundenen Rücken, und er versuchte sich vorzustellen, welche Schmerzen sie verursachen mussten.
    Zarek bewegte sich nicht.
    »Brauchst du...«, begann Valerius. Doch die Frage blieb unvollendet. Er wollte Zarek auf die Beine helfen. Aber wenn man ihn dabei

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