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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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fester. »Für sie hat es gar nichts bedeutet. Doch du hast wegen einer wertlosen Keramik deinen Tod besiegelt.«
    Mit geschlossenen Augen schluckte er. Noch einmal würde er sterben, für nichts und wieder nichts.
    »Na und?« Vielleicht würde er im Tod ein bisschen Trost finden.
    Erbost über seine eigene Dummheit, zertrümmerte er die Schüssel mit seinen Gedanken, holte seinen MP3-Player hervor, stellte Nazareths »Hair of the Dog« ein, setzte die Kopfhörer auf und wartete, bis Mike ein Fenster des Helikopters öffnen würde, um das tödliche Sonnenlicht hereinzulassen.
    Dafür hatte Dionysos den Knappen bezahlt.

    IM TARTARUS
    Schrilles Geschrei umzingelte Styxx und durchbrach die Finsternis. Verzweifelt bemühte er sich, irgendetwas zu sehen. Doch er erblickte nur seltsame und geisterhafte Lichtpunkte vor seinen Augen, die sich trotz aller Mühe zu nichts gebrauchen ließen.
    Hier war es eisig kalt. Er tastete sich an einem zerklüfteten Felsen entlang, nur um festzustellen, dass er in einer winzigen Zelle gefangen gehalten wurde. Er hatte nicht einmal genug Platz, um sich bequem hinzulegen.
    Plötzlich erschien ein Licht an seiner Seite und nahm die Gestalt einer schönen jungen Frau mit dunkelrotem Haar, heller Haut und den grünen, funkelnden Augen einer Göttin an. Er erkannte sie sofort - Mnimi, die Göttin der Erinnerung. Oft genug hatte er sie in Tempeln und auf Schriftrollen gesehen. Sie hielt eine alte Öllampe hoch und musterte ihn aufmerksam.
    »Wo bin ich?«, fragte er.
    »Im Tartarus.« Ihre leise, sanfte Stimme glich einer Brise, die zwischen Kristallblättern flüsterte.
    Erbost hielt er den Atem an. Als er vor Äonen im alten Griechenland gestorben war, hatten sie ihn ins elysische Paradies geschickt. In den Tartarus verbannte Hades nur die bösen Seelen, die er quälen wollte. »Hierher gehöre ich nicht.«
    »Wohin gehörst du denn?«
    »Zu meiner Familie.«
    In ihren Augen erschien tiefe Trauer. »Alle wurden wiedergeboren. Jetzt hast du nur noch einen einzigen Verwandten - den Bruder, den du hasst.«
    »Er ist nicht mein Bruder. Niemals war er mein Bruder.«
    Die Göttin legte den Kopf schief, als lauschte sie auf etwas,
das in weiter Ferne erklang. »Seltsam, Acheron hat dich nie gehasst. So grausam du auch warst, er hat dich nie gehasst.«
    »Was er empfindet, kümmert mich nicht.«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte sie, als hätte sie seine geheimsten Gedanken gelesen, als würde sie ihn ebenso gut kennen wie er sich selbst. »Wirklich, ich verstehe dich nicht, Styxx. Vor Jahrhunderten wurde dir die Insel des Verschwindens geschenkt. Du hattest Freunde, durftest jeden erdenklichen Luxus genießen. Dort war es so friedlich und schön wie in Elysion. Trotzdem hast du nur ein einziges Ziel verfolgt - die Rache an Acheron. Um dich zu erfreuen, schenkte ich dir Erinnerungen an dein schönes Heim und deine Familie, an deine friedvolle, glückliche Kindheit. Statt das zu genießen, hast du jene Visionen nur benutzt, um deinen Hass zu schüren.«
    »Kannst du mir das verübeln? Alles hat er mir gestohlen, alles, was ich jemals erhoffte oder liebte. Seinetwegen ist meine Familie tot, mein Königreich entschwunden. Sogar mein Leben habe ich durch seine Schuld verloren.«
    »Nein«, widersprach Mnimi sanft. »Dich selbst kannst du belügen, Styxx, mich nicht. Du hast deinen Bruder hintergangen, gemeinsam mit deinem Vater. Deine Angst vor ihm hat dich blind gemacht. Und deine Taten verdammten nicht nur ihn, sondern auch dich selbst.«
    »Was weißt du schon darüber? Acheron ist böse. Unrein. Alles, was er berührt, beschmutzt er.«
    Mnimis Finger tanzten über die Flamme der Lampe, die in der kleinen, dunklen Zelle unheimlich flackerte. In den Augen der Göttin glühte ein Feuer, das Styxx zu versengen drohte. »Ist das nicht der Vorzug aller Erinnerungen? Unsere Realität wird stets von unseren Wahrnehmungen gefärbt.
Auf ganz bestimmte Weise erinnerst du dich an die Ereignisse. Du beurteilst deinen Bruder, ohne zu wissen, wie sie ihm erschienen sind.« Sie legte eine Hand auf seine Schulter, und die Hitze der Berührung verbrannte seine Haut. Als sie weitersprach, nahm ihre Stimme einen bösen, tückischen Klang an. »Nun gebe ich dir das kostbarste aller Geschenke. Endlich wirst du verstehen, was geschehen ist.«
    Styxx versuchte davonzulaufen. Doch das konnte er nicht. Eisern hielt ihn Mnimis’ Feuerhand fest.
    In seinem Kopf drehte sich alles, während er in die Vergangenheit zurückraste.

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