Im Herzen der Nacht - Roman
eilte davon. Die Luft ringsum erwärmte sich spürbar, und Zarek sah beinahe erträglich aus. Zumindest schien er sich zu entspannen. »Wohne ich bei dir und Kyrian? Oder bei Nick?«
Acheron nahm einen Schlüssel aus seiner Jackentasche. »Am besten ziehst du in eine eigene Unterkunft. Nick hat ein Haus in der Dauphin Street gemietet und die Fenster schwarz gestrichen. Da dringt kein einziger Sonnenstrahl ein.«
Aus unerklärlichen Gründen versteinerte Zareks Gesicht. Wortlos riss er den Schlüssel aus der Hand des Atlantäers und kehrte ihm den Rücken.
»Nick wird dir den Weg zeigen«, sagte Acheron.
»Mir muss niemand irgendwas zeigen«, knurrte Zarek. »Ich finde mich allein zurecht.«
Nachdem er davongestapft war, schnitt Nick eine Grimasse. »Ja, ich weiß... ›Lauf dem Psycho-Arsch nach, Nick, und zeig ihm, wo er wohnt.‹ Wenn ich das mache, darf ich vielleicht erwähnen, dass mir dann eine Gefahrenzulage zusteht?«
Acheron hob die Brauen. »Und darf ich betonen, deiner
Gesundheit würden viel größere Gefahren drohen, wenn du hier bei mir bleibst?«
»Was?« Nick mimte ungläubiges Staunen. »Bin ich immer noch da? Oh, tut mir leid, ich dachte, ich wäre schon vor zehn Minuten verschwunden.« Schnell wie der Wind rannte er hinter Zarek her.
Allein mit Acheron, strich Talon durch sein Haar. »In manchen Nächten lohnt es sich nicht, aus dem Bett zu steigen, nicht wahr?«
»Ach, du hast ja keine Ahnung.« Acheron atmete mehrmals durch, als wollte er seinen Körper von einer gewaltigen Anspannung befreien.
»Sag mir doch, T-Rex - was hast du verbrochen? Warum hat Artemis dir diese harte Strafe auferlegt?«
Wie erwartet antwortete Acheron nicht. Niemals verriet er persönliche Dinge, schon gar nicht, in welcher Beziehung er zu der Göttin stand. »Komm mit mir, Talon.«
Das klang beunruhigend. Aber Talon folgte ihm. Während sie die Fußgängerzone verließen und die Pirate’s Alley in die Richtung der Royal Street gingen, schwieg Acheron.
Neben der St. Louis Cathedral, in der Nähe des kleinen Gartens, der dahinter lag, blieb der Atlantäer stehen. Unbehaglich schaute Talon sich um. Dark Hunter sollten sich nicht in der Umgebung heiliger Stätten aufhalten. Da sie Menschen waren, die ihre Seelen verloren hatten, versuchten Seelen, die ihre Körper entbehren mussten, in ihre Gestalten einzudringen. Gegen solche Attacken war nur Acheron immun.
Dies war der wichtigste Grund, warum die Dark Hunter nur in neuen Gebäuden wohnten und warum Nick eine Person mit übernatürlichen Fähigkeiten in Zareks Haus geführt
hatte, um etwaige Geister vertreiben zu lassen. Ein besessener Dark Hunter konnte sehr gefährlich werden.
»Erzähl mir von der Frau, mit der du den Tag verbracht hast.«
Bei Acherons Worten zuckte Talon zusammen. Immer wieder fragte er sich, woher der Mann seine Informationen bezog. »Da gibt es nichts zu erzählen.«
»Lüg nicht, Talon. Sunshine ist immer noch bei dir, in deinen Gedanken und in deinem Blut. Das spüre ich.«
Der Mann war wirklich unheimlich. »Hör mal, ich kenne meine Pflichten. Ich habe Artemis einen Eid geschworen. Ich suche keine Mittel und Wege, um ihn zu brechen.«
»Deshalb sorge ich mich nicht.«
»Was beunruhigt dich dann?«
»Erinnerst du dich, was ich dir in jener Nacht sagte, als du dich an deinem Clan gerächt hast?«
»Nichts wird jemals umsonst gewährt.«
»Genau. Die Frau ist dir unter die Haut gegangen, kleiner Bruder. Wenn du sie nicht aus deinem Innern verscheuchst, wird sie Emotionen wecken, die du mit meiner Hilfe begraben hast.«
»Wäre das so schlimm?«, fragte Talon.
Acheron nahm seine Sonnenbrille ab, und die alterslosen, zeitlosen, glühenden Augen starrten ihn durchdringend an. »O ja. Du bist einer der wenigen Dark Hunter, auf deren klaren Verstand ich mich verlassen kann, ich brauche deine Konzentration. Insbesondere jetzt, wo das Daimon-Fest bevorsteht und zwei Dark Hunter, die einander hassen, in der Stadt umherwandern. Deine Gefühlswelt ist der Schlüssel zu deiner Macht, Talon. Wenn du deine Kontrolle verlierst, wird deine Unsterblichkeit entschwinden. Ich möchte dich
nicht sterben sehen, weil deine Libido dein Gehirn benebelt.«
»Keine Bange, ich habe mich im Griff.«
»Gut. Sieh bloß zu, dass es dabei bleibt. Sonst wirst du dich umbringen.«
5
»Oh, Gott sei Dank, du bist da!«, schrillte Selenas Stimme in Sunshines Ohr, als sie sich am Telefon meldete. »Wo warst du denn? Den ganzen Tag habe ich bei dir angerufen
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