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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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zur Straße.
    »Hör auf, Leute zu beißen, Zarek!«, rief Talon ihm nach. »Oder ich bringe dich eigenhändig um. Das schwöre ich.«
    Ohne sich umzudrehen und seine Schritte zu verlangsamen, hob Zarek eine silberne Klaue und winkte ihm zu.
    Erbost beobachtete Talon, wie Zarek in der Dunkelheit verschwand. Wie konnte Acheron nur ertragen, mit diesem Kerl zusammenzuarbeiten? Der konnte sogar die Geduld eines Esels auf eine harte Probe stellen.
    Eines Tages müsste Artemis diesen aufmüpfigen Dark Hunter vernichten. Talon staunte, dass die Order für Zareks Hinrichtung noch nicht erfolgt war. Aber vielleicht hatte die Göttin ihn deshalb hierhergeschickt. In Alaska, auf seinem heimischen Terrain, kannte Zarek sich aus und würde seinem Henker entkommen. Hier war er der Gnade Acherons ausgeliefert,
der diese Straßen so gut kannte wie seine Westentasche. Wenn ihn die Order erreichte, könnte Zarek sich nirgendwo verstecken. Welch ein interessanter Gedanke …
    Talon schüttelte den Kopf, um die Wut auf Zarek zu verscheuchen. In dieser Nacht war der ehemalige Sklave die letzte Person, mit der er sich auseinandersetzen wollte. Sein Handy läutete, und als er sich meldete, hörte er Acherons starken atlantäischen Akzent. »Hi, ich bin in der Commerce Street im Warehouse District. Hier ist ein Mord geschehen, über den ich mit dir reden will.«
    »Bin schon unterwegs.« Talon drückte auf die Aus-Taste und eilte zu seinem Motorrad.
    Wenige Minuten später erreichte er den Tatort. Überall tummelten sich Polizisten, befragten Zeugen, sperrten den Schauplatz des Verbrechens ab, machten sich Notizen und fotografierten. Eine große Menge hatte sich versammelt und beobachtete das Spektakel, Einheimische und Touristen.
    Schmerzhaft stachen die grellen rotierenden Lichter der Streifenwagen in Talons Augen. Er parkte sein Motorrad und ging zu Acheron, dessen Haar inzwischen hellblond schimmerte. O Gott, der Mann wechselte seine Haarfarbe öfter als die meisten Leute ihre Socken. »Was ist los, T-Rex?«
    Als Acheron seinen Spitznamen hörte, verzog er die Lippen, gab aber keinen Kommentar ab. Mit einer knappen Geste wies er auf die Tote, die bereits in einem Leichensack lag. Doch der Reißverschluss war noch nicht geschlossen. »Vor etwa einer Stunde ist die Frau gestorben. Sag mir, was du fühlst.«
    »Nichts.« Sobald das Wort über Talons Lippen gekommen war, wusste er, was der Atlantäer meinte. Wann immer jemand starb, blieb seine Seele noch für kurze Zeit in
der Nähe, bevor sie sich entfernte. Da gab es nur eine einzige Ausnahme, nämlich wenn sich ein anderes Geschöpf die Seele angeeignet hatte. »Ein Daimon-Mord?«
    Acheron schüttelte den Kopf.
    »Ist sie eine neue Dark Hunterin?«
    Wieder ein Kopfschütteln. »Jemand trank ihr Blut, bis das Leben aus ihr herausfloss, und stahl ihre entweichende Seele. Dann riss er die Frau mit einer Klaue entzwei. Die Polizisten versuchen sich einzureden, es sei ein Tier gewesen. Aber die Tiefe und die Präzision dieser Wunden sprechen Bände.«
    Talon fröstelte. »Klauen? So wie an Zareks Händen?«
    Als Acheron sich zu ihm wandte, sah Talon nur dunkle Brillengläser. »Was glaubst du?«
    Talon strich über sein Kinn und beobachtete die Cops. »Ziemlich beängstigend... Hör mal, T-Rex, ich weiß, du hast eine Schwäche für Zarek. Aber das muss ich dir erzählen. Vorhin traf ich ihn in der Nähe eines Clubs. Da hatte er gerade seinen Hunger gestillt. Das machte ihm ein bisschen zu viel Spaß. Falls du verstehst, was ich meine.«
    »Also vermutest du, er hat diese Frau getötet?«
    Talon zögerte und erinnerte sich an Zareks Worte. Es hat ihr nicht wehgetan. Das Geständnis, er hätte jemand anderen verletzt? Eine Behauptung, er würde den Frauen, die ihn ernährten, niemals Schmerzen zufügen? »Das weiß ich nicht«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Wenn du fragst, ob er dazu fähig wäre, würde ich Ja sagen. Aber ich hasse es, einen Mann ohne stichhaltige Beweise ins Schattenreich zu schicken.«
    Das Schattenreich war die höllische Existenz, die jeden Dark Hunter erwartete, wenn er ohne eine Seele starb. Da sie keine richtigen Körper und Seelen besaßen, blieb ihre Essenz bis in alle Ewigkeit zwischen dieser Lebensebene und
der nächsten gefangen. Angeblich war das die schlimmste aller vorstellbaren Qualen.
    »Und was meinst du?«, wollte Talon wissen. »Glaubst du, er hat es getan?«
    Langsam verzog sich Acherons Gesicht zu einem Lächeln. Aber er ignorierte die Frage.

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