Im Herzen der Nacht - Roman
von seinen Lippen. »Wirst du mich niederschlagen?«
»Nein, ich reiße dir die Kehle auf.«
Lachend warf Zarek seinen Kopf in den Nacken. »Dazu bist du gar nicht fähig. Willst du dich mit aller Macht umbringen?«
»Wozu ich imstande bin, ahnst du nicht. Welchen Gott du auch immer anbetest, du solltest ihn anflehen, er möge dir meine Kräfte niemals offenbaren.«
In Zareks Augen erschien ein teuflischer Glanz, die wulstigen
Lippen schmatzten. »Es hat ihr nicht wehgetan. In drei Minuten wird sie’s vergessen. So wie all die anderen.« Talon wollte ihn packen, aber Zarek hielt seine Hand fest. »Rühr mich nicht an, Kelte, ich warne dich. Niemand darf mich anfassen. Niemals! «
Verächtlich schüttelte Talon die Finger des ungebärdigen Dark Hunters ab. »Du hast einen Eid geschworen. So wie wir alle. Und ich gestatte dir nicht, in meiner Stadt unschuldige Menschen anzugreifen.«
»Oooh!«, ächzte Zarek. »Verschone mich mit solchen Banalitäten, kleiner Partner! Willst du mir befehlen, bei Sonnenaufgang zu verschwinden? Oder noch besser, versuchst du mir einzureden, diese Stadt sei nicht groß genug für uns beide?«
»Was hast du für Probleme?«, fauchte Talon.
Wortlos wollte Zarek an ihm vorbeigehen.
Aber Talon würde ihm nicht erlauben, weitere Opfer zu beißen, und drückte ihn an eine Mauer. Dabei schmerzte sein eigener Rücken, als wäre er ebenfalls an die harte Wand geworfen worden. Doch das ignorierte er. Der Schurke sollte nicht noch einmal über unschuldige Menschen herfallen.
In Zareks Blick flammte wilder Hass auf. »Lass mich los, Kelte, oder ich reiße dir den Arm ab. Und weißt du was? Wenn ich meinen auch verlieren würde, wäre mir das egal. Darin liegt der Unterschied zwischen uns beiden - der Schmerz ist mein Freund und Verbündeter. Und du fürchtest ihn.«
»Nein, verdammt noch mal!«
Zarek schob Talon von sich. »Und wo ist er? Hmmm? In jener Nacht, wo dein Dorf zu Schutt und Asche zusammenfiel, hast du ihn vergraben.«
Bei diesen Worten hielt Talon inne. Wieso wusste Zarek Bescheid? Doch sein Zorn besiegte die Neugier. »Wenigstens schwelge ich nicht darin.«
Lachend schüttelte Zarek den Kopf. »Sehe ich so aus, als würde ich in irgendwas schwelgen? Bevor du aufgetaucht bist, hatte ich meinen Spaß mit der Frau.« Er leckte über seine Lippen und schien das Gefühl der Sättigung erneut zu genießen. »Versuch’s auch einmal, Kelte. Nichts schmeckt so gut wie Menschenblut. Hast du dich noch nie gefragt, warum die Daimons es so gern trinken, bevor sie den Menschen ihre Seelen aussaugen? Und warum sie Opfer nicht sofort töten? Weil der Genuss des Blutes besser ist als Sex. Wusstest du, dass man in ihre Gehirne schauen kann, wenn man es trinkt, und ihre Emotionen fühlt? Für einen kurzen Augenblick bist du tatsächlich mit ihrer Lebenskraft verbunden. Da wirst du richtig high.«
Angeekelt starrte Talon in das grinsende Gesicht. »Offenbar hat Nick recht, du bist ein Psychotiker.«
»Um dich auf die richtige Bezeichnung hinzuweisen - die lautet Soziopathiker . Ja, das bin ich. Und ich mache mir zumindest keine Illusionen über mich selbst.«
»Was soll das heißen?«
Zarek zuckte die Achseln. »Was immer du willst.« Welch ein unerträglicher Bastard. »Warum legst du’s darauf an, dass dich alle so sehr hassen?«
Spöttisch verdrehte Zarek die Augen. »Was soll das? Willst du plötzlich mein Freund werden, Kelte? Wenn ich mich bessere, wirst du dann mein Kumpel?«
»Oh, du bist ein ekliges Arschloch!«
»Ja. Aber wenigstens weiß ich, was ich bin. Und du weißt nicht, ob du ein Druide, ein Dark Hunter oder ein Playboy
bist. Vor langer Zeit hast du dich selbst in dem schwarzen Loch verloren, wo die Teile verschüttet sind, die dich einst zum Menschen machten.« Entgeistert lauschte Talon dieser niedrigen, egoistischen Lebensform, die so lächerliche Sprüche klopfte. »Willst ausgerechnet du mir Lektionen über die Menschheit erteilen?«
»Welch eine Ironie, nicht wahr?«
In Talons Kinn zuckte ein Muskel. »Du weißt gar nichts über mich.«
Mit silbrig blitzenden Klauen zog Zarek langsam eine Zigarette aus seiner Jackentasche und zündete sie mit einem altmodischen goldenen Feuerzeug an. Das steckte er in seine Tasche zurück, zog genüsslich an der Zigarette und blies den Rauch in die Luft. Dann schenkte er Talon ein sardonisches, schiefes Lächeln. »Und du weißt nichts über mich.«
Geringschätzig schnitt er eine Grimasse und schlenderte durch die Gasse
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