Im Herzen der Nacht - Roman
bist, hältst du dich von den Cops fern.«
»Ist das ein Befehl?«, fragte Zarek herausfordernd.
Der Magier nutzte seine Macht, um ihn vom Boden hochzuheben und unsanft an die Zimmerdecke zu pressen. »Treib’s nicht zu weit! Allmählich habe ich die Nase voll!«
Zu Acherons Verblüffung lachte Zarek wirklich und wahrhaftig. »Hast du schon mal erwogen, in Disneyland aufzutreten? Für diesen Trick würden die Leute ein Vermögen zahlen.«.
Jetzt knurrte der Atlantäer noch lauter und zeigte dem dreisten Kerl seine Fangzähne. In der Tat, es war schwierig, jemanden einzuschüchtern, dem das Leben nichts bedeutete. Wann immer er mit Z zu tun hatte, fühlte er sich wie der Vater eines ungebärdigen Kindes. Ehe er in die Versuchung geraten konnte, ihn zu erwürgen, holte er ihn herab.
Zareks Augen verengten sich, als seine Füße den Boden berührten. Nonchalant schlenderte er zu seinem Seesack und nahm eine Packung Zigaretten heraus. Nun durfte er Acheron nicht mehr ärgern, das wusste er. Wenn er will, murkst er mich blitzschnell ab. Aber der Zauberer bewahrte immer noch seine Menschlichkeit, er empfand sogar Mitleid mit den Erdenbewohnern - eine Schwäche, die Zarek nie empfunden hatte. Um ihn hatte sich keiner jemals geschert. Warum sollte er für andere sorgen?
Während er sich eine Zigarette anzündete, ging Acheron
zur Tür. »Heute Nacht wird Talon in der Umgebung der Canal Street patrouillieren. Du übernimmst das Gebiet zwischen dem Jackson Square und der Esplanade.«
»Sonst noch was?« Zarek blies eine Rauchwolke in die Luft.
»Benimm dich, Z«, mahnte Ash. Um Zeus’ willen, benimm dich!« Ohne die Tür anzufassen, stieß er sie auf und verließ das Haus.
Zarek sog an seiner Zigarette und strich durch sein zerzaustes schwarzes Haar. Benimm dich. Was für eine lächerliche Order. War es etwa seine Schuld, dass es immer wieder Ärger gab? Aber er zog niemals den Schwanz ein. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, Schläge einzustecken und Schmerzen zu verachten. Die Zähne gefletscht, erinnerte er sich an die letzte Nacht. Er hatte die Daimons zu Sunshines Loft gehen sehen und ihr Gespräch belauscht. Offenbar wollten sie ihr etwas antun. Also folgte er ihnen, um die Gelegenheit zu einem unbeobachteten Kampf abzuwarten. Plötzlich spürte er vier Schusswunden seitlich in seiner Brust. Ein Cop befahl ihm, stehen zu bleiben. Zunächst wollte er sich verhaften lassen und Nick anrufen, der ihn gegen Kaution rausholen sollte. Aber dann schlug ein Bulle mit einem Knüppel auf seinen Rücken. Da hatte er alle guten Vorsätze vergessen.
Jetzt war er kein Prügelknabe mehr. Nie wieder würde ihn jemand anrühren.
Sunshine saß vor Talons Hütte und arbeitete an den Bildern, die Cameron Scott bestellt hatte. Während Talon drinnen auf seinem Futon schlief, versuchte sie seit Stunden herauszufinden,
warum sie immer noch bei ihm blieb, weit draußen im Sumpf.
Wieso hatte sie ihn am letzten Abend hierherbegleitet? Genauso gut hätte sie bei ihrem Bruder Storm übernachten können. Stattdessen war sie wie eine fügsame Ehefrau hinter Talon hergetrottet. Doch die wollte sie nicht mehr sein.
Für eine Frau war die Ehe ein Verlustgeschäft. Ihr Ex Jerry Gagne hatte ihr klargemacht, dass ein Mann keine Ehefrau wollte, sondern eine Dienerin, die ihn auf Knopfdruck sexuell befriedigte.
Er war ebenso wie sie künstlerisch tätig und war ihr wie der perfekte Partner erschienen. Sie hatten sich in der Kunstschule kennen gelernt. Auf Anhieb verknallte sie sich in seine düstere, mysteriöse Aura.
Voller Leidenschaft liebte sie ihn und konnte sich keinen Tag ohne ihn vorstellen. Sie glaubte, sie würden einander gleichen wie ein Ei dem anderen und ihr ganzes Leben zusammen verbringen. Natürlich nahm sie an, Jerry würde ihr Streben nach Kreativität verstehen und ihr den Freiraum gönnen, den sie für ihre künstlerische Entwicklung brauchte. Stattdessen erwartete er, sie würde ihn bemuttern, während er in seiner Kunst aufging. So dauerte die Ehe nur zwei Jahre, vier Monate und zweiundzwanzig Tage.
Nicht alles war schlecht gewesen. Ein Teil ihres Herzens liebte ihn immer noch. In der ersten Zeit hatte sie das Zusammenleben mit ihm genossen. Doch sie wollte nicht für den Verbleib seiner Socken verantwortlich sein - schon gar nicht, weil sie sich nur selten erinnerte, wo ihre eigenen lagen. Und sie fand es genauso unangenehm, ihre eigenen Projekte zu vernachlässigen, in den Supermarkt zu gehen und
die Eier zu
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