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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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schweifte über Zareks nackten Rücken. Über dem Kreuz prangte das Tattoo eines stilisierten Drachens, im Augenblick die einzige Markierung. Früher war der ganze Körper mit tiefen Narben übersät gewesen. Als Ash sie zum ersten Mal gesehen hatte, war er erschrocken zusammengezuckt. Ein Sündenbock für Valerius’ Familie musste der Sklave jedes Mal den Preis für die Missetaten der Söhne bezahlen.
    Nicht nur der Rücken war voller Narben gewesen, auch die Beine und Arme, die Brust, das Gesicht. Über das geblendete linke Auge zog sich ein Wundmal, das ihn daran hinderte, das Lid zu heben. Die Narbe auf der Wange darunter verzerrte und verunstaltete seine Züge. In seinem menschlichen Leben musste er hinken und konnte den rechten Arm kaum gebrauchen. Nach seiner Verwandlung in einen Dark Hunter vermochte er Acherons Blick nicht zu erwidern, starrte zu Boden und krümmte sich bei jeder Bewegung des Atlantäers.

    Normalerweise überließ Acheron den neuen Dark Huntern die Entscheidung, ob sie ihre Narben behalten wollten oder ob sie entfernt werden sollten. In Zareks Fall fragte er nicht danach, denn der Mann sah so schrecklich aus, dass der Magier die Spuren der Misshandlungen sofort beseitigte. Dann brachte er ihm bei, seine Gegner zu bekämpfen. Im Verlauf dieser Ausbildung entwickelte Zarek einen wilden Zorn, der ihm unglaubliche Kräfte verlieh. Bedauerlicherweise war er dadurch unkontrollierbar geworden.
    »Wie lange willst du mich noch anstarren, großer Acheron? Oder möchtest du ein Schwätzchen mit mir halten?«
    Ash seufzte. Bisher hatte Zarek sich nicht gerührt, lag immer noch auf dem Bauch, die Arme unter dem Kopf. »Was soll ich sagen, Z? Du hast drei Polizisten attackiert. Obwohl du es besser wissen müsstest.«
    »Na und? Wäre es dir lieber, ich hätte mich in Handschellen abführen lassen und in einer Zelle auf den Sonnenaufgang gewartet?«
    Acheron ignorierte Zareks Groll. »Was ist geschehen?«
    »Nun, die haben gesehen, wie ich ein paar Daimons unschädlich machte, und wollten mich verhaften. Also musste ich mich schützen.«
    »Aber es war nicht nötig, den Cops eine Gehirnerschütterung, gebrochene Rippen und ein eingeschlagenes Kinn zu verpassen.«
    Zarek sprang auf. »Daran sind sie selber schuld. Hätten sie mich in Ruhe gelassen, so wie ich’s ihnen sagte, wäre ihnen nichts zugestoßen.«
    Mit schmalen Augen erwiderte Acheron den Blick dieses Dark Hunters, der ihn noch schneller erzürnen konnte als die arrogante Göttin. »Verdammt, Z, ich hab’s satt, immer
wieder Artemis’ dummes Gerede hören zu müssen, nur weil du dich nicht benehmen kannst.«
    »Was ist denn los, Hoheit? Verträgst du keine Kritik? Klar, das kommt davon, wenn man so privilegiert aufwächst wie du. Du wirst nie gemaßregelt, alle finden dich wundervoll, frei und unbeschwert tanzt du durchs Leben. Wieso bist du eigentlich ein Dark Hunter geworden? Hat jemand ungestraft deine Stiefel zerkratzt?«
    Mit geschlossenen Augen zählte Acheron bis zwanzig. Ganz langsam. Wenn er nur bis zehn zählte, würde er sich nicht beruhigen. Ein vertrautes Hohngelächter irritierte ihn erneut. Schon immer hatte der Exsklave ihn gehasst. Das nahm Ash nicht persönlich, denn Zarek hasste jeden.
    »O ja, ich weiß, wie du über mich denkst, erlauchter Acheron, und wie sehr du mich bemitleidest. Das brauche ich nicht. Glaubst du wirklich, ich würde vergessen, wie du mich in der Nacht unserer ersten Begegnung angeschaut hast? Angewidert und entsetzt! Wenn du auch versucht hast, deinen Ekel zu verbergen. Okay, du hast deine gute Tat vollbracht, das kleine Findelkind gesäubert, geheilt und verschönert. Aber bilde dir bloß nicht ein, deshalb müsste ich deine Schuhe ablecken oder deinen Arsch küssen. Jetzt sind die Tage meiner Unterwürfigkeit vorbei.«
    Mühsam zügelte Acheron den Impuls, den unverschämten Kerl an der Wand zu zerschmettern, und knurrte leise. »Reiz mich nicht, Z. Ich allein stehe zwischen dir und einer tödlichen Existenz, deren Grauen du dir gar nicht vorstellen kannst.«
    »Nur zu, töte mich! Glaubst du, das würde mich stören?«
    Nein, das glaubte Ash nicht, denn Z war mit einer starken
Todessehnsucht geboren worden, die ihn ins Dasein eines Dark Hunters begleitet hatte. Aber Acheron würde nie wieder einen Dark Hunter ins Schattenreich schicken, dessen Schrecken er aus erster Hand kannte. »Rasier deinen Ziegenbart ab, nimm den Ring aus dem Ohr und versteck deine verdammten Silberkrallen. Und wenn du klug

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