Im Herzen der Nacht - Roman
besser gefällt, wenn du auf jene andere Art steif wirst. Da weiß ich wenigstens, dass du mich magst.«
Seufzend blickte er auf seine Lederhose hinab, unter der seine Erektion zweifellos sichtbar war, er spürte, wie die Barriere zerbröckelte. Nun empfand er erneut die Sehnsucht, die ihn immer zu Nynia getrieben hatte.
Bei ihr war er stets er selbst gewesen. Niemals hatte sie erwartet, er wäre etwas anderes als ihr Freund. Sein zweites Ich kannte sie nicht, den armseligen kleinen Jungen, der bespuckt und verachtet wurde, der die Leute aus dem Clan bedienen und vor ihnen zu Kreuze kriechen musste. Ebenso wenig sah sie den kaltherzigen Jüngling, zu dem er sich entwickelt hatte, weil er es müde war, geschunden und misshandelt zu werden.
In seiner Kindheit hatte er gelernt, seine Seele zu erhärten und die Prügel hinzunehmen. Später lernte er zurückzuspucken, jeden niederzustrecken, der ihn schief anschaute oder seine Mutter, seine Schwester und ihn selbst verunglimpfte.
Er sagte sich, er würde niemandes Liebe oder Zuwendung brauchen. Deshalb lebte er wie ein wildes Tier, jederzeit bereit zuzuschlagen, wenn er herausgefordert wurde.
Bis Nynia das Tier in seinem Inneren zähmte und seine
Zärtlichkeit weckte, den brutalen Zorn besiegte. Bei ihr war er einfach nur Speirr, der Junge, und schließlich der Mann, der lieben und geliebt werden wollte.
Und wie hatte er danach gelebt? So lange war er nicht mehr er selbst gewesen. Seine Brüder, die anderen Dark Hunter, wandten sich an ihn, wenn er ihnen einen Rat geben sollte. Acheron verließ sich auf Talons Kraft, seine Intelligenz und Besonnenheit. Aber keiner, nicht einmal Wulf, kannte ihn wirklich. Niemandem hatte er sein Herz geöffnet - nur der Frau, die jetzt vor ihm saß. Er hätte nicht wagen dürfen, so viel preiszugeben …
»Du bist unersättlich, nicht wahr?«, fragte Sunshine.
»Nur bei dir.« Langsam trat er näher und versuchte, sie mit der Frau, die sie gewesen war, in Einklang zu bringen. »Niemals konnte ich dem Wunsch widerstehen, dich zu berühren. In dir zu versinken. Deinen Atem auf meiner Haut zu spüren, deine schönen Hände auf meinem Körper.«
Seine Worte ließen sie erschauern. Wie ein großes, machtvolles Tier kam er auf sie zu, schien sich heranzupirschen, eine Sinfonie aus harmonischen Bewegungen. Sein maskuliner Lederduft betörte ihre Sinne, das Wasser lief ihr im Mund zusammen, sein Kuss stieg ihr zu Kopf. Aber dann schob sie ihn verwirrt von sich. »Was du gesagt hast, klingt, als würdest du mich schon lange kennen... Warum?«
»Weil ich glaube, ich habe dich schon immer gekannt.« Er setzte sich zu ihr. »Seit Jahrhunderten wohnst du in meinem Herzen.«
Sunshine begann zu zittern. War das der Mann, der sie in ihren Träumen verfolgte? Der keltische Poet und Clanführer? Der auf Schlachtfelder und wieder nach Hause ritt, um sie zu lieben? Nein, unvorstellbar.
Und doch, diese sonderbaren, unheimlichen Träume … Darin war er blond und blauäugig. Und Talon sah aus - wie Talon. Genauso. Das galt sogar für die Tätowierungen und den Halsring. Nur ein einziger Unterschied fiel ihr auf, die Augenfarbe. Konnte es möglich sein? Das alles erschien ihr so merkwürdig und erschreckte sie auf einer Ebene, von deren Existenz sie bisher nichts geahnt hatte.
Ein und derselbe Mann?
Undenkbar. Aber da sie bei ihren Eltern aufgewachsen war, hatte sie viele unglaubliche Dinge gesehen. Zweifellos gab es außerirdische Mächte, die gewisse Ereignisse auf dieser Welt bewirkten.
Sie legte den Kopf schief, um die Haut unter Talons rechtem Ohr zu betrachten. Ja, da war die kleine Narbe, die sie ihm in der Kindheit zugefügt hatte. Als Nynia. Sie waren fischen gegangen. Und der Haken an der Angelschnur, die ich auswarf, traf seinen Hals.
Jetzt war die sternförmige Narbe immer noch zu sehen. So wie damals. Unmöglich. Oder?
Völlig verunsichert erwiderte sie seinen hungrigen Blick. Sein Atem streichelte ihre Wange. Unter ihren Händen spürte sie seine Herzschläge, seine Kraft, seine Hitze, die in ihre Adern strömte.
»So sehr habe ich dich vermisst, Nyn... Nyn... Nachbarin.«
Sunshine zuckte zusammen. Was er gesagt hatte, überraschte ihn ebenso wie sie, das verriet seine Miene deutlich genug. »Wie hast du mich genannt?«
»Nachbarin«, antwortete er hastig.
»Davor.«
»Nicht so wichtig.«
Okay, das war zu bizarr, und sie wollte - nein, sie musst e das Rätsel lösen. Entschlossen rückte sie von ihm weg, stand auf und
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