Im Herzen der Nacht - Roman
könnte ich dir sagen.« Er schaute zu ihr auf, und die Qual in seinen pechschwarzen Augen beschleunigte ihren Puls.
Widerstrebend stand er auf. Jetzt, wo er sie erkannt hatte, fiel ihm der Abschied schwerer denn je. Trotzdem musste er sie verlassen, sie würde dieses Leben mit jemand anderem verbringen.
Hatte er eine Wahl? Nichts würde er tun, um sie zu verletzen. Nicht noch einmal.
Vor all den Jahrhunderten hatte er sie getötet. Das würde er ihr nicht noch einmal antun. Solange er von seinem Fluch gefesselt wurde, dürften sie nicht beisammenbleiben.
Während Styxx mit seinem Handy spielte, dachte er über sein Gespräch mit Talon nach und lächelte.
Oh, es war einfach wundervoll. Talon wusste bereits, dass Sunshine die Wiedergeburt seiner toten Gemahlin war.
Perfekt. Einfach perfekt. Ein besseres Timing hätte er sich nicht wünschen können. Alles würde planmäßig verlaufen, denn Zarek hatte den Köder geschluckt und sich reinlegen lassen. Jetzt wurde Talon von seiner Gemahlin abgelenkt, Dionysos kontrollierte Valerius.
Und Acheron …
Nun, mit dem hatte er etwas ganz Besonderes vor. Wie die französischen Cajun-Bewohner von New Orleans zu sagen pflegten - Laissez les jeux commencer - Lassen wir die Spiele beginnen.
9
»Wahrscheinlich wirst du jetzt gehen«, sagte Sunshine leise. Ein Teil von ihr wollte ihn zurückhalten. Ohne ihn würde ihr der große Loft so leer und trostlos erscheinen.
In seiner Hütte hatten sie sich großartig amüsiert, gemeinsam das Dinner vorbereitet und einander wunderbare erotische Freuden bereitet.
Aber jetzt war die »Sexkapade« vorbei, sie mussten wieder getrennte Wege gehen. Das hatte sie die ganze Zeit gewusst.
Warum tat der Abschied trotzdem so weh?
»Ja, ich denke schon«, bestätigte Talon, ließ ihre Hand los und wandte sich zur Tür.
Vielleicht würde er in dem benachbarten leer stehenden Gebäude eine Unterkunft finden, in einer Etage auf gleicher Höhe mit dem Loft. Dann konnte er Sunshine bis zum Sonnenaufgang bewachen und dann in dem Haus schlafen, bis die nächste Nacht hereinbrechen würde.
Für beide war es leichter, wenn sie die Beziehung jetzt beendeten. Es hätte keinen Sinn, eine weitere Nacht mit Sunshine zu verbringen, weil er ihr nichts mehr bieten konnte, solange seine Nähe ihre Sicherheit bedrohte.
Unglücklich beobachtete sie, wie er die Klinke ergriff. Es war vorbei, sie würde ihn nie wiedersehen. Bei diesem Gedanken verkrampfte sich ihr Herz. Nein, sie konnte nicht einfach dasitzen und ihn gehen lassen. »Talon?«
Es dauerte eine Weile, bis er sich umdrehte.
»Warum bleibst du heute Nacht nicht hier?«
»Weil das keine gute Idee wäre.«
»Fährst du nach Hause?«
Statt zu antworten, zuckte er die Achseln.
Lass ihn doch gehen... Nein. Nicht so, es ist nicht richtig. »Ach, komm schon! Morgen früh verschwinde ich. Während ich arbeite, hast du den Loft für dich allein. Niemand wird dich stören. Das verspreche ich dir.«
Talon zögerte. Geh! Der Befehl hallte in seinem Gehirn wider.
Ja, er musste gehen. Aber er konnte es nicht. »Macht es dir wirklich nichts aus?«
»Gar nichts.«
Da holte er tief Atem und kehrte zu ihr zurück. Seine Frau. Seine einzige Rettung. Sein Verderben.
Alles hatte Nynia ihm bedeutet. Im Lauf der Jahrhunderte hatte er stets geglaubt, er wäre gegen seine Emotionen immun, sicher vor dem Leid, das die Erinnerungen an seine Gemahlin heraufbeschwören würden. Doch jetzt stürmten sie wieder auf ihn ein. Schmerzlicher denn je.
»Stimmt was nicht?«, fragte Sunshine.
»Vermutlich bin ich nur müde.« Er zog seine Jacke aus und legte sie beiseite.
Wieder einmal bewunderte Sunshine seinen muskulösen Oberkörper, der sich unter dem engen T-Shirt abzeichnete, die langen Beine in der Lederhose. Nur zu gut wusste sie, wie sie sich anfühlten, wenn er sie um ihre schlang. Und wie es war, seine ganze maskuline Kraft in ihren Armen zu spüren, zwischen ihren Schenkeln... Beinahe hätte sie bei diesem Gedanken gestöhnt.
Aber jetzt wurden sie durch eine seltsame Barriere getrennt. So als wollte er ihr einen Teil seines Wesens vorenthalten. Wohin war der liebenswerte Mann verschwunden, der mit ihr gelacht und gescherzt hatte? Nun sah sie nur mehr den wütenden Kämpfer, der ihre Angreifer bezwungen hatte. »Wie steif du plötzlich bist, Talon...«
Erstaunt hob er die Brauen. »In deiner Nähe bin ich immer steif, Lady.«
Brennendes Blut stieg ihr in die Wangen. »Das meine ich nicht. Obwohl es mir
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