Im Herzen der Nacht - Roman
Problem?«, fragte er.
»Nein«, erwiderte Sunshine.
»Ja«, sagte Ceara. »Weißt du, dass Acheron dich sucht?«
Talon runzelte die Stirn, nahm sein Handy vom Nachttisch und wählte die Nummer des Atlantäers. Aber es meldete sich niemand. »Hat er sein Handy ausgeschaltet?«
Auch Sunshine runzelte die Stirn. »Wer?«
Verlegen wich er ihrem Blick aus und wählte Nicks Nummer. Keine Reaktion. »Seltsam, niemand geht ran.«
Sunshine zuckte die Achseln. »Vielleicht schlafen sie alle. Es ist schon zwei Uhr morgens.«
»Glaub mir, um die Zeit sind diese Jungs hellwach.« Er
wandte sich wieder zu seiner Schwester. »Wo ist Acheron, Ceara?«
»Ceara?«, wiederholte Sunshine. »Acheron? Wovon redest du?«
Ohne sie zu beachten, erklärte Ceara: »Im Augenblick bei Artemis. Aber er sorgt sich um dich.«
»Warum kommst du erst jetzt zu mir?«, fragte Talon.
»Früher war es nicht möglich, weil etwas mich von dir fernhielt.«
»Seit wann?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls hat es dich mit seiner Macht umzingelt - etwas Düsteres, Böses.«
»Mit wem redest du?«, wollte Sunshine wissen.
»Bitte, das werde ich dir sofort erklären. Zuerst brauche ich ein paar Informationen.« Er wandte sich wieder zu seiner Schwester, die Sunshine neugierig musterte. Dann ging sie zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Sunshine erschauerte. »Was war das?«
Als hätte die Berührung sie schockiert, wich Ceara zurück. »Nynia«, hauchte sie und drehte sich zu ihrem Bruder um.
Irgendetwas in seinem Innern protestierte. Diesmal sprach er in seiner keltischen Muttersprache mit Ceara. »Nae. Unmöglich - sie ist es nicht.«
»Ob es möglich ist oder nicht, bràthair , sie ist es. Sie hat Nynias Seele. Spürst du es nicht?«
Wie rasend hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Mit schmalen Augen starrte er Sunshine an.
Hatte Ceara recht? Die Decke um seine Hüften gewickelt, ging er zu Sunshine, umfasste ihr Kinn und schaute in ihre dunklen Augen. Obwohl er sich dagegen sträubte, spürte er sie. Schon im ersten Moment hatte er es gefühlt,
unter dem Licht der Straßenlampe. Und im tiefsten Innern seines Herzens hatte er es die ganze Zeit geahnt und in ihren Küssen geschmeckt. Seine Hände zitterten. »Wie ist das möglich?«, flüsterte er.
Aber er wusste es bereits. Camulus hatte sie zu ihr geschickt. Sie war hier, um ihn erneut zu vernichten. Seine Brust verengte sich, er konnte kaum atmen.
Deshalb fühlte er sich so stark zu ihr hingezogen, deshalb wollte er sie nicht verlassen. Auf Camulus’ Wunsch sollte sie ihn verführen, und dann würde er sie erneut sterben sehen. In seinen Armen.
Mit geschlossenen Augen presste er Sunshine an sich, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Himmel und Erde zu bekämpfen und sie zu retten, und der Gewissheit, dass er sie unweigerlich verlieren würde. Niemand hatte jemals einen Gott besiegt.
»O Talon...«, würgte Sunshine hervor. In der ungestümen Umarmung bekam sie kaum Luft. »Du machst mir Angst. Was ist denn los mit dir?«
»Nichts, ich muss dich einfach nur heimbringen.«
Weg von mir, ehe die Götter merken, dass du hier bist, und dich dafür bestrafen.
» Speirr ?« Wie aus weiter Ferne drang Cearas Stimme zu ihm. »Ich kann nicht bei dir bleiben, etwas zerrt mich davon …«
»Ceara?«
Doch sie war bereits verschwunden.
Mit aller Kraft bekämpfte er seine Emotionen. Die konnte er sich im Augenblick nicht leisten. So viele Dinge musste er erledigen, er brauchte alle seine Energien, um der Herausforderung zu begegnen und Sunshine zu schützen. Ganz
zu schweigen von der Notwendigkeit herauszufinden, wer Ceara und Acherons Telefon manipulierte. In seinen Händen lag Sunshines Leben. Diesmal würde er Nynia nicht im Stich lassen.
Er wünschte inständig, er könnte die Vergangenheit ändern.
»Bleib bei mir, Speirr! Bitte, reite nicht mit dieser wilden Rachsucht im Herzen davon!«
Hätte er nach der Ermordung seines Onkels auf Nynia gehört, wäre sein Leben anders verlaufen. Von Zorn und Trauer überwältigt, hatte er ihre Bitte missachtet. Und sie gab sich geschlagen. Wie immer trat sie beiseite und ließ ihn seiner Wege gehen. Er ritt nach Norden, zum Stamm der Gallier. Er verwüstete das Dorf und tötete alle Feinde, ohne zu ahnen, dass sie hintergangen worden waren. Ebenso wie er.
Als er die Wahrheit erfuhr, war es zu spät, nichts ließ sich wiedergutmachen.
Die Gallier hatten unter dem Schutz des Kriegsgotts Camulus gestanden, angeführt von dessen
Weitere Kostenlose Bücher