Im Herzen der Nacht - Roman
Talon hob eine Hand, beschattete seine Augen und sah Acheron
mit zwei Männern in der Tür auftauchen. Den beiden war er noch nie begegnet. Aber ein Blick genügte ihm, um die Katagaria-Spezies zu erkennen. In der Luft, die sie umgab, lag eine intensive animalische, übersinnliche Energie.
»O Mann«, klagte Nick, »ich hasse diese Geisterscheiße! Jetzt haben Sie mich dermaßen erschreckt, Ash, dass ich sogar Tofu esse.«
Angewidert wechselten die Katagaria einen kurzen Blick.
»Das war mein Dinner«, seufzte der Größere. »Jetzt ist sein ganzes System vergiftet. Es wird mindestens eine Woche dauern, bis seine Zellen das Zeug ausscheiden. Erst danach ist er wieder genießbar.«
Nick erblasste.
»Bist du bereit, uns zu Sunshine zu begleiten, Talon?«, fragte Ash.
»Natürlich. Gehen wir.«
Acheron wandte sich an Nick. »Lauf zu Zarek. Vorerst soll er sich nirgendwo zeigen. Er steht unter Hausarrest. Wenn ich ihn irgendwo draußen ertappe, kriegt er gewaltigen Ärger. Und du auch.«
»Okay.« Nick schnitt eine Grimasse. »Nur zu Ihrer Information, Ash, wenn’s nicht um das Leben einer Frau ginge, würde ich sagen - schieben Sie sich diesen Befehl sonst wohin.« Widerwillig stapfte er an den Katagaria vorbei und murmelte: »›Hol mein Auto, Nick, bring mir meine Kleider, feg den Schornstein, mach mein Bett, pass auf meinen Psychopathen auf, hol meine Pantoffel...‹ Klar, die hole ich und werfe sie in die Klomuschel.« Als Talon glaubte, die Tirade wäre beendet, fügte sein Assistent hinzu: »Also, ich schwöre, meine Mutter hätte mich Fido nennen sollen.«
»He, mein bester Freund heißt Fido!«, rief der größere Katagari über seine Schulter.
»Würdest du aufhören?«, mahnte der andere und stieß ihn an.
Acheron zeigte auf den Größeren mit dem kurzen, schwarzen Haar. »Talon, das ist Fang.« Dann wies er auf den Kleineren mit dem langen Haar und den grünen Augen. »Sein Bruder Vane.«
»Warum sind sie hier, Ash?«, fragte Talon.
»Sagen wir mal - wenn die bösen Jungs mit Halogenlampen bewaffnet sind, können sie den Katagaria nicht so viel anhaben wie dir.«
»Genau.« Vane grinste teuflisch. »Im hellen Licht werden wir noch aggressiver.«
Sehr gut, dachte Talon, also haben wir wenigstens einen Trumpf im Ärmel, wenn ich Camulus endlich zwischen die Finger kriege.
»Welchem Plan folgen wir?«, wollte Fang wissen.
»Keiner von uns lässt sich umbringen«, erklärte Ash.
Auf dem Weg nach unten zu Talons Wagen ging Vane voraus.
Talon entdeckte zwei schwarze und graue Ninja-Motorräder, die zweifellos den Katagaria gehörten. Da die Wer-Tiere sich sehr schnell bewegen mussten, um ihren Feinden zu entrinnen, rasten sie lieber auf Bikes dahin, statt zu laufen. Wenn sie davonrannten, würden sie die Kraft verbrauchen, die sie für ihre Kämpfe benötigten. Er schaute auf seine Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zum Rendezvous. Obwohl er wünschte, Ash würde sie alle in die Commerce Street beamen, hütete er sich, ihn darum zu bitten.
Was diese Fähigkeit betraf, war der Atlantäer sehr kapriziös.
Wann immer man ihn ersuchte, seine besondere Gabe zu nutzen, reagierte er ziemlich gereizt.
Während die anderen ihre Motorräder starteten, stieg Talon in seinen Viper. Fünf Minuten später erreichten sie den Warehouse District. Auf den Straßen tummelten sich zahlreiche Einheimische und Touristen. Dieser beliebte Stadtteil galt als Kunstbezirk und wurde oft das »Soho des Südens« genannt.
Bald fand Talon das alte Lagerhaus, das in den achtziger Jahren eine populäre Kunstgalerie war. In den frühen neunziger Jahren war sie geschlossen worden, seither stand das Gebäude leer. Die großen Fenster waren dunkel, einige Glasscheiben zerbrochen. Von der einst rot gestrichenen Tür mit dem massiven Vorhängeschloss und einer dicken Kette blätterte die Farbe ab. Kein einziger Laut drang aus dem Innern, als sich die vier Männer versammelten.
»Also, Jungs...«, begann Fang langsam und nahm seinen Helm ab. »Ich glaube, das ist eine Falle.«
»Ach, wirklich?«, fragte Talon sarkastisch, und Fang verdrehte die Augen.
Talon aktivierte seine Kräfte, ließ sie aufwallen und merkte, wie fragmentarisch sie sich anfühlten. Nein, das war gar nicht gut. Was ihn in diesem Haus erwartete, wusste er nicht. Aber er würde sich sogar durch die Hölle einen Weg bahnen, um Sunshine zu retten - trotz seiner Schwäche. Sie näherten sich dem Eingang, Ash bildete die Nachhut.
»Oooh«, murmelte Fang, während
Weitere Kostenlose Bücher